Rheinische Post Erkelenz

Deutsche legen Wert auf Nachhaltig­keit

Beim Hausbau legen die Befragten laut einer Forsa-Umfrage Wert auf eine gesundheit­sbewusst Bauweise, niedrige Betriebsko­sten, die Verwendung ökologisch­er Baustoffe sowie eine hohe Wertbestän­digkeit.

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Alle sind unzufriede­n mit der Wohnungspo­litik. Mieter klagen über hohe Mieten, steigende Nebenkoste­n, fehlende Wohnungen. Eigentümer über restriktiv­e, teure Bauvorschr­iften, bürokratis­chen Aufwand und fehlende rechtliche Rahmenbedi­ngungen. Investoren beklagen hohe Grundstück­spreise, lange Genehmigun­gsprozesse und gesetzlich verordnete­s, teures Bauen. Ländliche Regionen, aber auch manche Städte, veröden, obwohl dort ein ausreichen­des, bezahlbare­s Wohnungsan­gebot besteht. Im politische­n Überbietun­gswettbewe­rb wird sogar die Forderung erhoben, Mieten einzufrier­en. Das ist nicht sozial, weil es einerseits die gewünschte Bautätigke­it verhindert und Vermieter bestraft, die unter dem Mietniveau vermieten, und anderersei­ts Eigentümer­n den sozialen Schutz versagt, die von ihren Mieteinnah­men abhängig sind.

Die grundlegen­de Unzufriede­nheit sollte den politische­n Entscheidu­ngsträgern zu denken geben und zu einem Politikwec­hsel führen. Stattdesse­n werden wirkungslo­se Gesetze wie die Mietpreisb­remse verschärft, um so die Wähler zufriedenz­ustellen. Ziel muss es aber sein, Wohnungsmä­rkte zu stärken, Bauen zu vereinfach­en sowie eine Rechtsordn­ung zu schaffen, die nicht einseitig Partei ergreift, sondern Mieter und Vermieter in die Lage versetzt, selbstbest­immt partnersch­aftlich zu handeln. Mieter, die unter hohen Mieten leiden, interessie­ren sich ohnehin nicht für einen großen politische­n Aufschlag , sondern nur für das Ergebnis, nämlich sinkende Mieten. Das kann so nicht erreicht werden.

Werner Fliescher Der Autor ist Vorstandsv­orsitzende­r von Haus und Grund Düsseldorf. (RPS) Die überragend­e Mehrheit der Befragten würde ein Eigenheim energieeff­izient und nachhaltig bauen – also ressourcen­schonend, kosteneffi­zient und gesundheit­sfördernd. Dabei haben potenziell­e Hausbauer in erster Linie die Kosten im Blick: Für nahezu alle Befragten (95 Prozent) ist entscheide­nd, dass ein nachhaltig­es Gebäude bei allen Vorteilen insgesamt bezahlbar bleibt.

94 Prozent sprechen langfristi­g niedrigen Ausgaben für Energie, Instandhal­tung und Sanierung eine hohe Bedeutung zu. Und für 85 Prozent der Deutschen ist es wichtig, dass sich ein Eigenheim flexibel an verschiede­ne Lebenssitu­ationen anpassen lässt, etwa für das Wohnen im Alter, so das Ergebnis der repräsenta­tiven Forsa-Umfrage „DFH Trendbarom­eter Nachhaltig­keit 2018“.

Bereits vor zwei Jahren hatte das Meinungsfo­rschungsin­stitut Forsa im Auftrag des Fertighaus-Marktführe­rs DFH den Deutschen zum Thema Nachhaltig­keit beim Hausbau auf den Zahn gefühlt. „Das Bewusstsei­n für wichtige Nachhaltig­keitsaspek­te war damals schon sehr hoch“, erläutert Dr. Sven Lundie, Nachhaltig­keitsund Innovation­smanager der DFH-Gruppe. Bei einigen Kriterien habe die Bedeutung für die Befragten jedoch sogar noch leicht zugelegt. So fänden es mittlerwei­le 70 Prozent wichtig, das Haus zum hohen Teil mit selbst erzeugtem Ökostrom versorgen zu können. „Baufamilie­n möchten sich zunehmend unabhängig­er von konvention­ellen Versorgern machen und möglichst viel Haushaltss­trom sowie Heizenergi­e selbst produziere­n – etwa mit einer Kombinatio­n aus Photovolta­ikanlage, Batteriesp­eicher und Wärmepumpe.“Weit mehr als jeder Zweite (56 Prozent) lege inzwischen Wert auf ein Nachhaltig­keitszerti­fikat, mit dem eine neutrale Stelle die nachhaltig­e Bauweise des Hauses bewertet und bestätigt.„Das zeigt uns: Wer heute baut, denkt auch an morgen und will ein nachweisli­ch nachhaltig­es Eigenheim realisiere­n“, so Lundie. Reine Marketingv­ersprechen reichten da nicht mehr. „Gefragt sind strenge Qualitätss­iegel von unabhängig­en Institutio­nen, die Baufamilie­n Sicherheit geben.“Auch der Werterhalt und ein hoher Wiederverk­aufswert des Hauses in der Zukunft sei vielen Häuslebaue­rn (77 Prozent) wichtiger als noch vor Jahren.

„Das zeigt ebenfalls die zunehmende Zukunftsor­ientierung von Baufamilie­n. Wer neu baut, rechnet beispielsw­eise mit steigenden klimapolit­ischen Anforderun­gen“, meint Lundie. Gut also, wenn beim geplanten Haus bereits heute künftige Verschärfu­ngen einkalkuli­ert seien. „Diese Zukunftsfä­higkeit ist ein wesentlich­er Faktor beim nachhaltig­en Bauen.“

Rund drei Viertel der Befragten (73 Prozent) würde beim Hausbau möglichst viele Nachhaltig­keitsaspek­te berücksich­tigen wollen. Nur etwa jeder Fünfte (21 Prozent) würde sich dagegen beim Hausbau darauf beschränke­n, Mindeststa­ndards einzuhalte­n. „Das Ergebnis zeigt, dass Nachhaltig­keit beim Hausbau für die Deutschen inzwischen einen sehr hohen Stellenwer­t hat“, so Lundie.

Gewünscht sind Häuser, die ein Plus an Lebens- und Wohnqualit­ät bringen und obendrein dazu beitragen, die Klimaschut­zziele zu erreichen.

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FOTO: DPA Umweltfreu­ndliche Baumateria­lien wie zum Beispiel Holz bevorzugen die Deutschen beim Hausbau, so eine aktuelle Forsa-Umfrage.
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