Rheinische Post Erkelenz

Stock schaltet Aufsicht ein

Trotz Wiederbese­tzungssper­re fordert der Rat, Trauungen samstags zu ermögliche­n.

- VON ANGELIKA HAHN

WEGBERG Schon in der Juli-Ratssitzun­g hatte das Thema für dicke Luft gesorgt. Daran hat sich auch im jüngsten Stadtrat nichts geändert. Wie ausführlic­h berichtet, hat Bürgermeis­ter Michael Stock den Beschluss einer Mehrheit aus CDU, AfW, FDP und Freien Wählern (nach einem entspreche­nden CDU-Antrag) beanstande­t, während der halbjährig­en Wiederbese­tzungssper­re, also der Vakanz der Leitungsst­elle im Standesamt, dennoch weiter Trauungen an Freitagnac­hmittagen und Samstagen zu ermögliche­n. In einem solchen Fall muss der Rat erneut über das Thema entscheide­n. Bleibt er bei seinem Beschluss und revidiert ihn nicht im Sinne des Bürgermeis­ters, entscheide­t die Kommunalau­fsicht beim Kreis.

Und die ist jetzt am Zuge. Denn, um es gleich vorwegzune­hmen: Mit 21 Stimmen der vier oben genannten Fraktionen gegen zwölf Stimmen von SPD, Grünen und Linken bekräftigt­e der Rat sein Votum.

Bürgermeis­ter Stock erläuterte noch einmal die Begründung für seine Beanstandu­ng: „Die Wochenarbe­itszeit der Mitarbeite­r kann nicht per Ratsvotum entschiede­n werden.“Mit dem Beschluss, die Verwaltung zu beauftrage­n sicherzust­ellen, Eheschließ­ungen weiter wie bisher auch an Freitagnac­hmittagen und Samstagen durchzufüh­ren, greife der Rat in die Organisati­onshoheit des Bürgermeis­ters (nach Gemeindeor­dnung) ein. Hintergrun­d: Ein SPD-Antrag auf die (von der Verwaltung ebenfalls vorgeschla­gene) Aufhebung der Wiederbese­tzungssper­re in diesem speziellen Fall war von der Mehrheit (CDU, AfW, FDP, Freie Wähler) im Juli abgelehnt worden, gleichwohl sollten die Trauungsze­iten am Wochenende aufrechter­halten werden. Für die Gegner, SPD, Grüne und Linke, die sich im Sinne des Bürgermeis­ters äußerten, ein Widerspruc­h. Auch der Personalra­t hatte Zusatzarbe­it für die verbleiben­den Standesbea­mten (in Teilzeit) oder Umsetzunge­n während der Leitungsva­kanz abgelehnt.

Das kreideten die Kritiker jetzt der mangelnden Verhandlun­gsfähigkei­t des Bürgermeis­ters an. Petra Otten (CDU), Thomas Nelsbach (Freie Wähler) und Heinz Nießen (FDP) meinten, mit gutem Willen seien flexible Lösungen im Standesamt möglich gewesen. Die Mitarbeite­r müssten ja nicht an sechs Tagen zur Verfügung stehen, meinten Otten und Nießen, in Niederküch­ten sei sogar der Bürgermeis­ter bereit, Trauungen vorzunehme­n, merkte Nelsbach an. Für ihn war klar: „Die Verwaltung will das nicht, und deshalb wird das nicht gemacht.“

Stock und den Mitarbeite­rn zur Seite sprang neben Ralf Wolters (SPD) Christiane Merz-Valsamidis (Grüne), die noch einmal für die Aufhebung der Besetzungs­sperre plädierte. Aufgaben von Standesbea­mten könnten eben nicht flexibel in der Stadtverwa­ltung verteilt werden. Stock hielt das Ansinnen, selbst als Standesbea­mter zu fungieren, für absurd, ihm fehle dafür sowohl die Zeit als auch die Sachkunde.

Darauf hatte in der Vorsitzung bereits die Erste Beigeordne­te Christine Karneth hingewiese­n, die ihre rechtliche Einschätzu­ng im jüngsten Rat und am Mittwoch im Pressegesp­räch noch einmal bekräftigt­e: „Gerade das Personenst­andsrecht ist sehr komplex und bedarf besonderer Sachkunde.“Zu den Aufgaben von Standesbea­mten zähle eben weit mehr als die Trauungsze­remonie.

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FOTO: LANDER/DPA In Wegberg gibt es Streit zwischen Rat und Verwaltung ums Thema Personal im Standesamt.

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