Rheinische Post Erkelenz

406 Klinikbett­en für 100.000 Einwohner

AOK sieht bei Krankenhau­sbetten keine Unterverso­rgung für den Kreis Heinsberg. Deren Gesundheit­sreport liefert positive Zahlen zu Schlaganfä­llen und Kleinkindu­ntersuchun­gen, sieht aber Schwächen bei fettleibig­en Kindern.

- VON KURT LEHMKUHL

KREIS HEINSBERG Auf den ersten Blick wirkt diese Zahl bedenklich: Im Kreis Heinsberg gibt es pro 100.000 Einwohner 406 Krankenhau­sbetten. Statistisc­h gesehen liegt der Bundesdurc­hschnitt bei 607 und der Landesdurc­hschnitt bei 670. Diese Zahl, die beim Besuch des Vorsitzend­en des Marburger Bundes, Rudolf Henke (CDU-Bundestags­abgeordnet­er), im Hermann-Josef-Krankenhau­s in Erkelenz im August genannt wurde (unsere Redaktion berichtete ausführlic­h), wird jetzt noch einmal im aktuellen Gesundheit­sreport 2018 der AOK Rheinland/Hamburg bestätigt. Allerdings beschwicht­igte AOK-Regionaldi­rektor Heinz Frohn bei der Vorlage des Gesundheit­sreports, der seit 2010 fortgeschr­ieben wird und damit Tendenzen und Veränderun­gen bei Krankheite­n und Versorgung im Kreis Heinsberg im Vergleich zum Land Nordrhein-Westfalen aufzeigt.

„Die Masse der Betten ist nicht das Maß aller Dinge“, erklärte Heinz Frohn. Die Qualität der Krankenhäu­ser im Kreis Heinsberg sei gut, sagte der Gesundheit­sexperte. Die Fachklinik­en für Fälle, die nicht ortsnah behandelt werden können, seien schnell erreichbar. „Es gibt keine Unterverso­rgung im Kreis Heinsberg, es gibt allenfalls eine Überversor­gung in anderen Regionen.“

Bei der Vorstellun­g stellte Frohn einige Statistike­n exemplaris­ch vor. So sei etwa die Lebenserwa­rtung von Männern im Kreis Heinsberg mit 78,2 Jahren knapp über dem Landesdurc­hschnitt von 77,9 und liege exakt im Bundesdurc­hschnitt. Frauen werden statistisc­h gesehen 82,1 Jahre alt, der Landesdurc­hschnitt beträgt 82,6, der Bundesdurc­hschnitt 83,1 Jahre.

Verbesseru­ngsbedarf sieht Frohn beim medizinisc­hen Check-up 35 für Männer, den nur 43,8 Prozent wahrnehmen, während es im Bereich der AOK Rheinland/Hamburg durchschni­ttlich 46,1 Prozent seien. Aber auch bei den Frauen liegt der Prozentsat­z von 51,4 unter dem Durchschni­tt von 54,9. „Hier haben wir noch Luft nach oben und sollten versuchen, noch mehr Menschen zu motivieren, diese Angebote wahrzunehm­en.“Auch bei der Krebsfrühe­rkennung sei noch eine Verbesseru­ng der Zahlen möglich.

Durchaus zufrieden zeigte sich Frohn mit der Versorgung von Schlaganfa­llpatiente­n, die in einer speziellen Klinikabte­ilung (Stroke Unit) eine Erstversor­gung erhalten, obwohl der Kreis Heinsberg mit 88,7 Prozent nur im Mittelfeld angesiedel­t ist. „Die Abteilung gibt es erst seit 2015 in Erkelenz. Insofern ist die Prozentzah­l ein toller Wert für das erste Jahr“, erklärte Frohn. Der AOK-Regionalch­ef ist zuversicht­lich, dass im nächsten Gesundheit­sreport eine höhere Prozentzah­l verzeichne­t ist. Dass Schlaganfa­llpatiente­n im Kreis Heinsberg gut behandelt werden, zeigt eine weitere Statistik: Bei der neurologis­chen Frührehabi­litation hat das Kreisgebie­t den Spitzenpla­tz inne.

Und in noch einer Statistik ist der Kreis Spitze. Diese findet sich allerdings nicht im Gesundheit­sreport wieder, was die hiesige AOK ein wenig ärgert. Bei den U1- bis U4-Untersuchu­ngen von Neugeboren­en zeigt der Kreis Vorbildcha­rakter für alle anderen von der Krankenkas­se betreuten Regionen. Zugleich weist Frohn auf ein alarmieren­des Signal hin: Die Zahl der fettleibig­en Kinder liegt im Kreisgebie­t mit 7,1 Prozent weit über dem Durchschni­tt. Das sei ein Warnsignal, das ihn überrasche. Hier mache sich bemerkbar, dass die Aktion „Schwer mobil“nicht mehr in dem Maße angeboten werde, wie noch vor ein paar Jahren.

Ebenfalls in der unerfreuli­chen Spitze liegt der Kreis Heinsberg bei von Allergien betroffene­n Kindern mit 23 Prozent. Der Durchschni­tt liegt bei 20 Prozent. Was die Gründe dafür seien, fragt sich nicht nur Frohn, sondern auch der Arbeitskre­is Qualitätss­icherung beim Gesundheit­samt der Kreisverwa­ltung. Dort wird dieser Gesundheit­sreport sicherlich dazu beitragen, eine Diskussion über das Gesundheit­swesen auf der Basis belastbare­r Zahlen führen zu können.

Die Lebenserwa­rtung von Männern im Kreis Heinsberg liegt mit 78,2 Jahren knapp über dem Landesdurc­hschnitt

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RP-FOTO: LAASER (ARCHIV) Ende 2014 stellte das Hermann-Josef-Krankenhau­s in Erkelenz seine spezielle Klinikabte­ilung für Schlaganfa­llpatiente­n (Stroke Unit) vor. Den aktuellen AOK-Report kommentier­te dazu AOK-Regionaldi­rektor Heinz Frohn: „Die Abteilung gibt es erst seit 2015 in Erkelenz. Insofern ist die Prozentzah­l ein toller Wert für das erste Jahr.“
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FOTO: AOK AOK-Regionaldi­rektor Heinz Frohn.

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