Mittelständler im Visier
Der deutsche Private Equity-Markt brummt. Immer mehr Gesellschaften werden auch im Mittelstand als Finanzinvestoren aktiv. Das schafft neue Finanzierungsmöglichkeiten für Unternehmen.
Die Zahlen sind beeindruckend: Knapp 11,5 Milliarden Euro wurden von Finanzinvestoren wie Private Equity-Gesellschaften 2017 in rund 1100 Unternehmen investiert, so eine Statistik des Bundesverbandes Deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften. Dabei habe die Private EquityBranche laut BVK in Deutschland mehr als 5000 Unternehmen mit Beteiligungskapital finanziert. Neun von zehn von ihnen beschäftigen weniger als 500 Mitarbeiter. Offenbar ist Private Equity für den Mittelstand als Finanzierungsalternative interessant. Auch vor dem Hintergrund, dass neue Investoren aus dem In- und Ausland auf den deutschen Markt drängen und Beteiligungsmöglichkeiten im deut- schen Mittelstand suchen, wie die Beratungsgesellschaft Rödl & Partner herausstellt. Auch der Essener Unternehmensberater Peter Witt von Witt & Co.nsulting aus Essen, der mittelständische Unternehmen unter anderem bei Fragen zur Unternehmensfinanzierung und dem Umgang mit Beteiligungen berät, betont: „Viele Finanzinvestoren, dazu gehören unter anderem auch Family Offices und Privatinvestoren, suchen gezielt den Einstieg in den deutschen Mittelstand, weil sie dort stabile Renditen und ein substanzstarkes, leistungsfähiges Geschäftsmodell erwarten.“
Es gebe dementsprechend keinen Grund, sich dem Einstieg eines Finanzinvestors zu verweigern. Die Zeiten, in denen Private Equity-Gesellschaften nur den schnellen Einstieg und nach der Zerschlagung eines Unternehmens den noch schnelleren Ausstieg gesucht hätten, seien vorbei. „Die Haltedauer beträgt mittlerweile im Schnitt sieben Jahre, in denen Finanzinvestoren Unternehmen mit Kapital und oft auch Knowhow zur Seite stehen. Danach verkaufen sie die Anteile wieder, zum Beispiel an den langjährigen Gesellschafter“, weiß Witt aus der Praxis. Diese Auffassung bestätigt auch Prof. Dr. Holger Wassermann, Geschäftsführer der Berliner Transaktionsberatung Intagus. „Wir sehen ein steigendes Interesse von Finanzinvestoren an gut geführten Mittelständlern, die sie strategisch weiterentwickeln können. Aber ebenso beobachten wir, dass beim Einstieg dieser Geldgeber spezifische Fragestellungen aufkommen.“Finanzinvestoren als professionelle Unternehmenskäufer wollten vor allem wesentliche Informationen zu klaren wirtschaftlichen Verhältnissen, Planungsgrundlagen und -prämissen und, wenn möglich, eingeführten Controlling-Instrumenten haben. „Kein Mittelständler sollte vergessen, dass Finanzinvestoren ganz klare strategische und wirtschaftliche Ziele mit dem Erwerb verfolgen. Sie möchten sich nicht unternehmerisch verwirklichen“, gibt Wassermann zu bedenken.
Der Mönchengladbacher Steuerberater Andreas Bartkowski (Schnitzler & Partner) weist auf die steuerlichen Implikationen beim Einstieg eines Investors hin. „Erwirbt ein Investor Anteile einer Kapitaloder Personengesellschaft, sind die Gewinne aus dem Verkauf für den Unternehmer nach Paragraf 17 Einkommensteuergesetz bei Kapitalgesellschaften beziehungsweise Paragraf 16 Einkommensteuergesetz bei Personengesellschaften steuerpflichtig. Das kann natürlich zu einer hohen Steuerlast führen, je nach Wert der Anteile.“Die Berechnung des steuerpflichtigen Veräußerungsgewinns sei daher ein entscheidender Aspekt in der strategischen Planung vor dem Investoreneinstieg.