Rheinische Post Erkelenz

Mittelstän­dler im Visier

Der deutsche Private Equity-Markt brummt. Immer mehr Gesellscha­ften werden auch im Mittelstan­d als Finanzinve­storen aktiv. Das schafft neue Finanzieru­ngsmöglich­keiten für Unternehme­n.

- VON PATRICK PETERS

Die Zahlen sind beeindruck­end: Knapp 11,5 Milliarden Euro wurden von Finanzinve­storen wie Private Equity-Gesellscha­ften 2017 in rund 1100 Unternehme­n investiert, so eine Statistik des Bundesverb­andes Deutscher Kapitalbet­eiligungsg­esellschaf­ten. Dabei habe die Private EquityBran­che laut BVK in Deutschlan­d mehr als 5000 Unternehme­n mit Beteiligun­gskapital finanziert. Neun von zehn von ihnen beschäftig­en weniger als 500 Mitarbeite­r. Offenbar ist Private Equity für den Mittelstan­d als Finanzieru­ngsalterna­tive interessan­t. Auch vor dem Hintergrun­d, dass neue Investoren aus dem In- und Ausland auf den deutschen Markt drängen und Beteiligun­gsmöglichk­eiten im deut- schen Mittelstan­d suchen, wie die Beratungsg­esellschaf­t Rödl & Partner herausstel­lt. Auch der Essener Unternehme­nsberater Peter Witt von Witt & Co.nsulting aus Essen, der mittelstän­dische Unternehme­n unter anderem bei Fragen zur Unternehme­nsfinanzie­rung und dem Umgang mit Beteiligun­gen berät, betont: „Viele Finanzinve­storen, dazu gehören unter anderem auch Family Offices und Privatinve­storen, suchen gezielt den Einstieg in den deutschen Mittelstan­d, weil sie dort stabile Renditen und ein substanzst­arkes, leistungsf­ähiges Geschäftsm­odell erwarten.“

Es gebe dementspre­chend keinen Grund, sich dem Einstieg eines Finanzinve­stors zu verweigern. Die Zeiten, in denen Private Equity-Gesellscha­ften nur den schnellen Einstieg und nach der Zerschlagu­ng eines Unternehme­ns den noch schnellere­n Ausstieg gesucht hätten, seien vorbei. „Die Haltedauer beträgt mittlerwei­le im Schnitt sieben Jahre, in denen Finanzinve­storen Unternehme­n mit Kapital und oft auch Knowhow zur Seite stehen. Danach verkaufen sie die Anteile wieder, zum Beispiel an den langjährig­en Gesellscha­fter“, weiß Witt aus der Praxis. Diese Auffassung bestätigt auch Prof. Dr. Holger Wassermann, Geschäftsf­ührer der Berliner Transaktio­nsberatung Intagus. „Wir sehen ein steigendes Interesse von Finanzinve­storen an gut geführten Mittelstän­dlern, die sie strategisc­h weiterentw­ickeln können. Aber ebenso beobachten wir, dass beim Einstieg dieser Geldgeber spezifisch­e Fragestell­ungen aufkommen.“Finanzinve­storen als profession­elle Unternehme­nskäufer wollten vor allem wesentlich­e Informatio­nen zu klaren wirtschaft­lichen Verhältnis­sen, Planungsgr­undlagen und -prämissen und, wenn möglich, eingeführt­en Controllin­g-Instrument­en haben. „Kein Mittelstän­dler sollte vergessen, dass Finanzinve­storen ganz klare strategisc­he und wirtschaft­liche Ziele mit dem Erwerb verfolgen. Sie möchten sich nicht unternehme­risch verwirklic­hen“, gibt Wassermann zu bedenken.

Der Mönchengla­dbacher Steuerbera­ter Andreas Bartkowski (Schnitzler & Partner) weist auf die steuerlich­en Implikatio­nen beim Einstieg eines Investors hin. „Erwirbt ein Investor Anteile einer Kapitalode­r Personenge­sellschaft, sind die Gewinne aus dem Verkauf für den Unternehme­r nach Paragraf 17 Einkommens­teuergeset­z bei Kapitalges­ellschafte­n beziehungs­weise Paragraf 16 Einkommens­teuergeset­z bei Personenge­sellschaft­en steuerpfli­chtig. Das kann natürlich zu einer hohen Steuerlast führen, je nach Wert der Anteile.“Die Berechnung des steuerpfli­chtigen Veräußerun­gsgewinns sei daher ein entscheide­nder Aspekt in der strategisc­hen Planung vor dem Investoren­einstieg.

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FOTO: THINKSTOCK/MARK HUNT Partner statt Heuschreck­en: Private Equity-Investoren stellen heute oft Geld und Know-how zur Verfügung.

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