Den Nachfolger für sein eigenes Unternehmen finden – das ist keine leichte Sache. Denn oftmals wird da ein ganzes Lebenswerk weitergegeben. Wenn sich kein Familienangehöriger findet, muss mit Hilfe der Bank möglicherweise ein unternehmensfremder Eigner ge
Die Zahlen der DZ Bank sprechen eine klare Sprache: bei rund 27 Prozent der mittelständischen Unternehmen in Deutschland steht eine Nachfolgeregelung an. Ähnliche Zahlen meldet auch der Deutsche Industrie- und Handelskammertag: Nach seinen Angaben stehen in den nächsten zehn Jahren rund eine Million Unternehmen vor der Übergabe – und drei Viertel von ihnen vor existenziellen Hürden.
Das bedeutet im Klartext: Immer seltener werden Unternehmen innerhalb der Familie vererbt. Der Unternehmer muss seine Nachfolge also anderweitig sichern. In der Regel gibt es dafür mehrere Möglichkeiten. Denkbar sind der Unternehmensverkauf ans eigene Management, falls ein solches neben dem Unternehmer selbst vorhanden ist (management buy out). Oder ein externes Management kauft sich ins Unternehmen ein (management buy in). Außerdem können strategische Investoren (auch Finanzinvestoren genannt) oder Eigenkapitalinvestoren ins Unternehmen geholt werden. Welcher Weg auch immer beschritten werden soll: Wichtig ist, dass die Weichen rechtzeitig gestellt werden.
Oliver Rogge, Leiter Corporate Finance bei der DZ-Bank und zuständig für die Nachfolgeberatung, hält denn auch Anfang/Mitte 50 für das richtige Alter, um an die Nachfolge zu denken – egal, ob der Unternehmer eine familieninterne oder -externe Lösung anstrebt. „Es braucht einfach Zeit, bis man innerhalb der Familie geklärt hat, welche Ziele man verfolgt. Und sollten eigene Mitarbeiter oder externe Käufer das Unternehmen übernehmen, müssen auch sie rechtzeitig an die Aufgabe herangeführt oder überhaupt gefunden werden“, unterstreicht Rogge. Außerdem sei es wichtig, dass der Seniorchef auch nach der Übergabe noch einen gewissen Zeitraum beratend zur Seite steht. Nach seiner Erfahrung gibt es drei große Hindernisse bei der Planung der Unternehmensnachfolge. Erstens eben die zeitliche Dimension: „Aus meiner Erfahrung gehen Unternehmer das Thema oft nicht rechtzeitig an“, führt Rogge aus. Zweitens falle es dem einen oder anderen Firmenlenker eben doch schwer, sein Lebenswerk loszulassen. Und nicht zuletzt seien eben leider auch die Preisvorstellungen über den zu erzielenden Verkaufsertrag zum Teil unrealistisch. Tatsächlich sei es eben häufig so, dass Firmenchefs einen höheren Unternehmenswert kalkulierten als der potenzielle Käufer. Ursache der unterschiedlichen Vorstellungen sei häufig, dass der Unternehmensverkäufer eher die Unternehmenssubstanz – also das Anlagevermögen – in den Fokus stelle, während der Käufer eher die bisherigen und zukünftigen Erträge in Betracht ziehen müsse. „Auch wir, also die Bank, machen das so. Darüber hinaus schauen wir anhand von Datenbanken auf vergleichbare Unternehmensnachfolgen“, erklärt Rogge weiter. Auch diese anderen Verkaufspreise würden zur Kalkulation eines realistischen Preises hinzugezogen, denn letztlich müsse der Käufer in der Lage sein, den Kaufpreis aus der Geschäftstätigkeit zu finanzieren.
Ist ein realistischer Unternehmenswert ermittelt, gehen die Bankberater des Unternehmens gezielt auf potenzielle Investoren zu. Nachdem mehrere Interessenten ihre unverbindlichen Angebote abgegeben haben, wird einem ausgewählten Kreis die Sorgfältigkeitsprüfung (Due Diligence) gewährt. Das bedeutet, dass der potenzielle Käufer Einblick in die Bücher des Unternehmens erhält, um eine ausführliche Bewertung zu ermöglichen. Nachdem dieser Einblick gewährt wurde, reichen die verbliebenden Bewerber verbindliche Angebote ein. Dann kann der Unternehmer auswählen, mit wem er in die Vertragsverhandlungen einsteigen will. Im Idealfall dauert es von der Mandatserteilung bis zur erfolgreichen Übernahme sechs bis neun Monate.