Rheinische Post Erkelenz

Fäkalien auf Polizisten gekippt

Eine Polizeiein­heit wurde so verschmutz­t, dass sie nach Hause musste.

- VON CHRISTIAN SCHWERDTFE­GER

KERPEN Im Hambacher Forst sind Polizisten am Freitag massiv mit Fäkalien beworfen worden. Die Fäkalien wurden aus einem Eimer über die Beamten geschüttet. Betroffen war nach Informatio­nen unserer Redaktion unter anderem eine etwa zehnköpfig­e Gruppe der zweiten Bereitscha­ftspolizei­hundertsch­aft aus Bochum. Einsatzuni­formen, Helme und Pistolen wurden offenbar so verdreckt, dass die Gruppe nach Hause geschickt werden musste. Das sei abartig, unmenschli­ch und widerlich, schreibt die „Junge Gruppe Bielefeld“der Gewerkscha­ft der Polizei auf ihrer Facebookse­ite. Auch einer ihrer Kollegen sei mit einem Kübel Exkremente­n beworfen worden. „Wir brauchen vor Ort dringend eine Kleiderkam­mer und Möglichkei­ten zu duschen“, fordern die Polizisten.

Am Freitag war es trotz des von der Landesregi­erung verordnete­n vorläufige­n Räumungsst­opps zu Konfrontat­ionen zwischen Waldbesetz­ern und Polizisten gekommen, nachdem die Polizei angekündig­t hatte, Barrikaden von einem Weg zu räumen. „Es werden keine Baumhausrä­umungen durchgefüh­rt, es werden lediglich Rettungswe­ge freigemach­t“, erklärte die Polizei auf Twitter.

Auf einer Pressekonf­erenz des Aktionsbün­dnisses „Hambi bleibt!“beklagten die Waldbesetz­er eine „bewusste Stressmaxi­mierung als psychologi­sche Kriegsführ­ung“ durch die Polizei. „Nachts gibt es Flutlichte­r und Beschallun­g durch Hundegebel­l, Kettensäge­ngeräusche­n und Wagners Walkürenri­tt“, sagte Waldbesetz­er Jörn Eschbach. Auf den noch verblieben­en Baumhäuser­n sei es mittlerwei­le sehr eng, weil sich dort nun auch die Personen aufhielten, von denen die Baumhäuser bereits beseitigt worden sind. „Das ist für sie ein emotionale­r Ausnahmezu­stand. Schließlic­h wurde ihr Zuhause abgerissen“, so Eschbach. Aufgrund dieser enormen Stresssitu­ation sei es daher auch nicht überrasche­nd gewesen, dass gerade dann so etwas Fürchterli­ches passiert wie der tödliche Absturz von Steffen M. Der 27-jährige Journalist war aus rund 15 Meter Höhe von einer Hängebrück­e gestürzt. Die Staatsanwa­ltschaft schließt Fremdversc­hulden aus.

Derweil hält der Energiekon­zern RWE an den geplanten Rodungen fest. „Die Annahme, dass der Forst gerettet werden kann, das ist Illusion. Und ich bin tief betroffen, dass für eine solche Illusion ein Mensch gestorben ist“, sagte deren Konzernche­f Rolf Martin Schmitz bei „Maybrit Illner“.

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FOTO: POLIZEI Ein Waldbesetz­er kippt Fäkalien auf Polizisten am Boden.

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