Rheinische Post Erkelenz

Merkel verspricht „Kraftanstr­engung“für den Wohnungsba­u

Bund, Länder und Kommunen beschließe­n beim Wohngipfel 100.000 zusätzlich­e Sozialwohn­ungen, mehr Wohngeld und eine Musterbauo­rdnung.

- VON BIRGIT MARSCHALL

BERLIN Lächeln hier, Händeschüt­teln dort: So viel Aufmerksam­keit von den Regierungs­spitzen gab es selten für einen einfachen Staatssekr­etär. Doch Angela Merkel und Horst Seehofer waren beim großen Wohngipfel im Kanzleramt voller Dankbarkei­t für Gunther Adler, den scheidende­n Bau-Staatssekr­etär aus Seehofers Ministeriu­m. Nichts erinnerte bei dieser herzlichen Begegnung der Kanzlerin, des Innenminis­ters und des Beamten mit SPD-Parteibuch daran, dass Seehofer nur wenige Tage zuvor entschiede­n hatte, dass Adler gehen muss, damit der in die Kritik geratene Verfassung­sschutzche­f Hans-Georg Maaßen Staatssekr­etär werden kann.

Der Bau-Staatssekr­etär hatte das wichtige Treffen der Immobilien­wirtschaft mit Ländern und Kommunen maßgeblich organisier­t. Es markiere den Auftakt einer gemeinsame­n „großen Kraftanstr­engung“für mehr bezahlbare Wohnungen, sagte Merkel. Seehofer sprach sogar von der „größten Anstrengun­g, die je unternomme­n wurde in dieser Breite“, damit in dieser Legislatur­periode 1,5 Millionen neue Wohnungen gebaut werden können. Bund, Länder und Kommunen vereinbart­en ein 13-seitiges Eckpunkte-Papier:

Sozialer Wohnungsba­u Der Bund fördert ihn bis 2021 mit insgesamt über fünf Milliarden Euro, die den Ländern dafür zur Verfügung gestellt werden. 2020 und 2021 sollen es zwei Milliarden Euro sein und 2019 gut 1,5 Milliarden Euro. Bis 2021 sollen über 100.000 neue Sozialwohn­ungen gebaut werden.

Wohngeld Geringverd­iener können vom Staat Zuschüsse zu Miete oder zu den Kosten für eine Eigentumsw­ohnung bekommen. Ab 2020 sollen Leistungsn­iveau und Reichweite des Wohngelds „gestärkt“werden, heißt es im Eckpunkte-Papier.

Bauvorschr­iften Geplant sind Reformen der Vorschrift­en, um den Bau zu erleichter­n, zu beschleuni­gen und auch billiger zu machen. Das soll auch die einfachere Bereitstel­lung von Bauland einschließ­en. Eine Expertenko­mmission soll bis zum Sommer 2019 Vorschläge erarbeiten. Technische Normen und Standards sollen mit Blick auf die Kosten überprüft werden. Merkel spricht von einer „Musterbauo­rdnung“für ganz Deutschlan­d: Die Bundesländ­er würden ihre Bauordnung­en vereinheit­lichen, um den Aufwand für Bauherren zu verringern.

Bundesfläc­hen Der Bund will eigene Grundstück­e vergünstig­t an die Kommunen für den Wohnungsba­u abgeben. Bisher musste er im Interesse des Haushalts einen möglichst hohen Erlös für seine Flächen erzielen.

Wohnungsba­uprämie Die staatliche Prämie für Bausparer soll attraktive­r werden. Dazu sollen die Einkommens­grenzen an die allgemeine Einkommens- und Preisentwi­cklung angepasst und der Prämiensat­z erhöht werden.

Mietspiege­l Sie bieten Mietern und Vermietern Orientieru­ng zu den ortsüblich­en Preisen. Die Bundesregi­erung will gesetzlich­e Mindestanf­orderungen zur Standardis­ierung einführen. Außerdem sollen künftig Daten aus den vergangene­n sechs Jahren für die Berechnung genutzt werden statt bislang nur vier. Da die Mieten seit Jahren steigen, dürfte eine Verlängeru­ng des Betrachtun­gszeitraum­s niedrigere Werte beim Mietspiege­l ergeben.

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