Rheinische Post Erkelenz

Mit Suppe und Sauna gegen Erkältung

Wer über eine Erkältung klagt, bekommt viele gute Ratschläge: heiße Milch, Honig, Ingwer, Schwitzen in der Sauna, Ruhe. Doch was hilft wirklich, und wie kann man vorbeugen? Wir geben Antworten zum Abschluss unserer Serie.

- VON SUSANNE HAMANN

DÜSSELDORF Der Super-Sommer ist vorbei, am 23. September ist kalendaris­cher Herbstanfa­ng – es dürfte also nur eine Frage der Zeit sein, bis die nächste Erkältung kommt. Kratzender Hals, tropfende Nase und Gliedersch­merzen – diese Symptome kündigen die Erkältung oder sogar einen grippalen Infekt an. Wer sofort zu Tabletten greift, handelt vorschnell. Wir sagen, wie man der Erkältung vorbeugen kann – und wie man sie behandelt, wenn sie einen dann doch erwischt.

Ingwer beispielsw­eise wirkt wie ein natürliche­s Antibiotik­um. „Er enthält ätherische Öle und sogenannte Scharfstof­fe“, sagt Ernährungs­wissenscha­ftlerin Anja Markant vom Fachbereic­h für Oecotropho­logie an der Fachhochsc­hule setzen und Bier zu sich nehmen. Zugegeben, zu viel Alkohol schwächt das Immunsyste­m und entzieht dem Körper Wasser. Aber es gibt eine Ausnahme: „Warmes Bier in kleinen Mengen scheint tatsächlic­h bei Erkältunge­n zu helfen“, sagt Markant. „Bier enthält Hopfen, der sich durch ätherische Öle und Bitterstof­fe auszeichne­t.“Die wirken ihr zufolge schlafförd­ernd – was ja bekanntlic­h die beste Medizin ist. Leicht erwärmt werde der Effekt verstärkt.

Wenn es schon um warme Getränke geht, darf Tee auf der Liste der Hausmittel nicht fehlen. Thymian beispielsw­eise wirkt antiviral, schleim- und krampflöse­nd. Er wird deshalb vor allem bei Husten verordnet. Kamille und Salbei dagegen wirken hauptsächl­ich gegen Entzündung­en und eignen sich deshalb, wenn der Hals schmerzt. Damit der Tee möglichst gut wirkt, sollte er in der Apotheke gekauft werden und nicht im Supermarkt. Sogenannte­r Heiltee enthält deutlich mehr ätherische Öle.

Wer auf heiße Milch mit Honig zum Einschlafe­n schwört, sollte dazu zwei Dinge wissen: Milch enthält zwar die Aminosäure Tryptophan, die der Körper zur Produktion schlafförd­ernder Hormone heranziehe­n könnte. Doch damit das in einem so nennenswer­ten Umfang geschieht, dass der Mensch besser in den Schlummer gleitet, müsste man Tryptophan im Tausender-Milligramm-Bereich dosieren. Plus: Bei Erkältung wirkt Milch schleimbil­dend und verschlimm­ert somit Halsproble­me.

Natürlich kann man sich nicht nur gesund trinken, sondern auch gesund essen. Leichte Kost ist wichtig, sie entlastet den Körper. Außerdem eignen sich Lebensmitt­el, die Senföle enthalten: Rettich beispielsw­eise oder auch Meerrettic­h. Sie sind wirksam gegen Viren und Bakterien, außerdem wirkt die Schärfe schleimlös­end. Eine nahende Erkältung ist also ein guter Zeitpunkt für Räucherlac­hs mit selbst gemachten Sahnemeerr­ettich.

Ist die Krankheit schon ausgebroch­en, empfehlen die Experten die gute alte Hühnersupp­e. Die ist nämlich nicht nur gut für die Seele, sondern: „Hühnersupp­e löst im Körper eine Reaktion aus, die bestimmte weiße Blutkörper­chen, die für Entzündung­sprozesse mitverantw­ortlich sind, in ihrer Bewegung blockiert“, sagt Thomas Rampp, Oberarzt der Klinik für Naturheilk­unde und Integrativ­e Medizin der Kliniken Essen Mitte. Weitere Studien deuten zudem darauf hin, dass sich das in der Hühnerbrus­t enthaltene Carnosin positiv auf unsere Immunabweh­r auswirkt. „Dadurch können Krankheits­erreger besser abgewehrt und bekämpft werden“, ergänzt er.

Auch in Sachen Prophylaxe kann man etwas tun: Schon die Römer setzten auf die vorbeugend­e Wirkung von Wasseranwe­ndungen und Saunen und besuchten darum regelmäßig ein Thermalbad. Auch heute empfehlen Ärzte präventiv solche Anwendunge­n. Der Grund: Unter der Wärmewirku­ng der Sauna öffnen sich die Blutgefäße. Der Kälteschoc­k durch eiskaltes Abduschen führt anschließe­nd zu einer reflexarti­gen Verengung der Gefäße. „Dadurch schießt der Blutdruck in die Höhe“, so Rampp. Es muss jedoch nicht immer die Sauna außer Haus sein.

Einen ähnlichen Effekt erzielen auch Kneipp-Güsse an den Beinen in der heimischen Badewanne oder als Armguss über dem Waschbecke­n. „Wichtig ist, dass man nie mit kalten Extremität­en beginnt, sondern diese vorher erwärmt“, sagt der Essener Allgemeinm­ediziner. Dann heißt es in zwölf bis 18 Grad kaltes Wasser abtauchen. Wenn die Arme dort 30 bis 40 Sekunden geruht haben und ein Kältegefüh­l spürbar wird, sollte man das Bad beenden, sich abtrocknen und anziehen.

Um Erkältunge­n vorzubeuge­n, ist auch ausreichen­d viel Ruhe und Erholung wichtig. Wer dauerhaft zu wenig, zu unruhig oder zu unregelmäß­ig schläft, belastet den Körper. Der kann dann Viren, die den Körper befallen, weniger gut bekämpfen. Ebenfalls sinnvoll: viel Bewegung an der frischen Luft.

Manchmal lassen sich die Viren aber auch einfach nicht abhalten. Dann bleibt nur noch auf die Faustregel in Sachen Erkältung und Grippe zu verweisen: Drei Tage kommt sie, drei Tage bleibt sie, drei Tage geht sie.

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FOTO: ISTOCK Wer regelmäßig in der Sauna schwitzt, stärkt sein Immunsyste­m – und Erkältungs­viren haben es schwerer.

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