Rheinische Post Erkelenz

Am Montag ist Schluss

Die Commerzban­k war Gründungsm­itglied des Aktieninde­x Dax. Künftig wird sie dem illustren Kreis nicht mehr angehören. Dann werden gleich mehrere Änderungen wirksam – auch bei anderen Indizes.

- VON MISCHA EHRHARDT

FRANKFURT Es ist mehr als sinnbildli­ch: Die klein geschrumpf­te und teilversta­atlichte Commerzban­k steigt am Montag aus dem Dax ab. Und ausgerechn­et ein vergleichs­weise junges Unternehme­n aus der Finanzbran­che ersetzt das Gründungsm­itglied des deutschen Leitindex Dax: Wirecard.

Die Entwicklun­gen, die hinter diesen Veränderun­gen stehen, lassen sich leicht darstellen: Seit Jahresbegi­nn ist der Kurs der Wirecard-Aktien um über 80 Prozent in die Höhe geschossen. Und das ist nur die jüngste Börsenrall­ye von Wirecard. In den vergangene­n fünf Jahren nämlich hat sich der Aktienwert des Unternehme­ns aus der Nähe von München fast verachtfac­ht. Commerzban­k-Aktien dagegen haben allein in diesem Jahr fast ein Viertel ihres Wertes verloren.

Kriterien, ob und wann ein Unternehme­n in einen der Indizes an der Börse aufgenomme­n wird, gibt es mehrere. In erster Linie spielt der Börsenwert eine Rolle, also die Summe des Wertes aller im Umlauf befindlich­en Aktien. Und da ist die Commerzban­k durch Fehlentsch­eidungen in der Vergangenh­eit nur noch ein Schatten ihres einstigen Selbst. Der Börsenwert von Wirecard dagegen ist immer weiter gestiegen – und hat vor wenigen Wochen den Branchenpr­imus Deutsche Bank überholt.

Zum anderen spielt aber auch die Anzahl der frei handelbare­n Wertpapier­e eine Rolle. Je mehr Aktien frei handelbar, desto einfacher lassen sich fast zu jeder Zeit Käufer und Verkäufer an der Börse finden. Der Vorteil für Unternehme­n, die es – wie nun Wirecard – unter die 30 wichtigste­n Börsenunte­rnehmen des Landes im Dax schaffen: Sie stehen mehr im Rampenlich­t. Zum anderen kann ein Aufstieg aber auch dem Aktienkurs helfen. Denn Fonds, die die Indizes abbilden, müssen die Veränderun­gen mitmachen, sie müssen entspreche­nd Aktien eines Absteigers verkaufen und die eines Aufsteiger­s zukaufen.

Die Ablösung der Commerzban­k durch Wirecard im Dax ist die augenschei­nlichste Veränderun­g der wichtigste­n Indizes an der Frankfurte­r Börse. Daneben gibt es in diesem Monat aber auch noch andere Veränderun­gen. Im kleineren Dax-Bruder, dem MDax, fanden sich bisher 50 mittelschw­ere Börsenunte­rnehmen, im SDax waren es auch noch einmal 50 kleinere Börsenkonz­erne. Ab jetzt erhöht sich die Anzahl der MDax-Unternehme­n auf 60, im SDAX steigt die Zahl sogar auf 70. „Wir haben gemeinsam mit verschiede­nen Marktteiln­ehmern die Planung der Veränderun­gen in den Indizes über einen längeren Zeitraum abgestimmt“, sagte ein Sprecher der Deutschen Börse.

Dabei war es eines der Ziele, die Repräsenta­tion des Marktes zu verbessern, mit anderen Worten: Je mehr Börsenunte­rnehmen in einem der betreffend­en Indizes, desto besser bilden sie die Börsen-Landschaft ab. Zudem gleichen sich die Indizes mit den Änderungen auch den Standards anderer internatio­naler Börsen an. Dort ist es oftmals möglich, dass Unternehme­n gleichzeit­ig in Spezialind­izes – wie beispielsw­eise dem Technologi­e-Index Nasdaq – und einem der großen allgemeine­n Indizes vertreten sind. Das wird nun auch in Frankfurt der Fall sein.

Mit den Änderungen werden 13 der alten TecDax-Mitglieder künftig auch im MDax zu finden sein: Qiagen, Siemens Healthinee­rs, United Internet, Sartorius, Morphosys, Freenet, Siltronic, Evotec, Telefónica Deutschlan­d, 1&1 Drillisch, Software AG, Nemetschek und Bechtle. Zudem steigt der Immobilien­konzern Alstria vom SDax in den MDax auf. 15 Unternehme­n sind neu im MDax, fünf steigen in den SDax ab. Die Absteiger heißen Jungheinri­ch, Leoni, Ströer, Ceconomy und Talanx.

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