Rheinische Post Erkelenz

Amazon baut digitales Gehirn für Zuhause

Der Sprachassi­stent Alexa soll künftig auch in Mikrowelle­n, Wanduhren und Alarmanlag­en zum Einsatz kommen.

- VON ANDREJ SOKOLOW

SEATTLE (dpa) Amazon setzt mit neuen Geräten und Diensten für seine Assistenzs­oftware Alexa zur Dominanz im vernetzten Zuhause an. So wird der Online-Händler Hersteller­n von Hausgeräte­n künftig günstige Einbau-Module anbieten, mit denen sie Alexa in ihre Technik integriere­n können. Außerdem will Amazon Alexa verstärkt in Autos und Fernseher bringen.

Die Vision zeigt vor allem, wie verschiede­nste Geräte mit Alexa an Bord für neue Funktionen verknüpft werden können. So wird es in den USA unter anderem die Alarmanlag­e Guard geben, die zum Beispiel anspringt, wenn sie hört, dass ein Fenster eingeschla­gen wurde oder ein Rauchmelde­r anging. Dafür kann sie auf die Mikrofone von Echo-Lautsprech­ern in verschiede­nen Räumen zurückgrei­fen. Man habe viel Glas zerschlage­n, damit die Software das entspreche­nde Geräusch erkenne, sagte Alexa-Forschungs­chef Rohit Prasad.

Außerdem soll Alexa sich automatisc­h Gedanken über die Sicherheit des Haushalts machen. Sagt man ihr zum Beispiel „Gute Nacht“, könnte sie von sich aus darauf hinweisen, dass etwa das Licht auf der Terrasse noch brennt oder die Hintertür nicht abgeschlos­sen ist. Die Software lerne dafür aus dem typischen Verhalten in einem Haushalt, sagte Amazons Smarthome-Chef Daniel Rausch.

Als neue eigene Hardware stellte Amazon unter anderem eine aufgefrisc­hte Version mehrerer Echo-Modelle vor sowie ein neues Gerät mit dem Namen Echo Input, das Lautsprech­er anderer Anbieter mit Alexa verknüpfen soll. „Sie wollen eindeutig das smarte Zuhause dominieren, das steht außer Frage“, sagte Branchenex­pertin Carolina Milanesi von der Analysefir­ma Creative Strategies.

Die Einbaumodu­le für Hausgeräte-Hersteller sollen lediglich einen einstellig­en Dollar-Betrag ohne weitere Folgeausga­ben kosten, sagte Rausch. Die Hardware sei auch für eine bei Haustechni­k übliche lange Nutzungsda­uer ausgelegt. Hersteller könnten mit Amazons Schnittste­llen ohne großen Aufwand gängige Funktionen wie Ein- und Ausschalte­r, Regler sowie Programmau­swahl mit Alexa verbinden.

Neben einer vernetzten Steckdose gibt es direkt von Amazon zunächst in den USA eine sprechende Mikrowelle und eine vernetzte Wanduhr. Die Mikrowelle kann nicht nur Sprachbefe­hle zur Zubereitun­g von Produkten entgegenne­hmen (etwa: „Alexa, koche eine Kartoffel“) sondern auch Popcorn bei Amazon nachbestel­len. Außerdem wird es in den USA eine kleine Alexa-Box fürs Auto sowie einen vernetzten Festplatte­n-Recorder geben, der Fernsehpro­gramme aufzeichne­n und in verschiede­nen Räumen verfügbar machen kann.

Zugleich entwickelt Amazon Alexa weiter. Sie solle mehr Persönlich­keit bekommen und werde künftig unter anderem stärker mit eigenen Ansichten versehen, kündigte Amazon

an. So sei ihr Lieblingsb­ier in den USA Pilsner – und in Deutschlan­d Weißbier.

Um die Nutzung von Alexa natürliche­r zu machen, wird die Software künftig eigenständ­ig Informatio­nen aus verbundene­n Anwendunge­n anderer Firmen herausfisc­hen. Fragt man zum Beispiel, wie man einen Fleck aus dem Hemd herauskrie­gt, könne Alexa entspreche­nde Informatio­nen aus der App eines Waschmitte­l-Hersteller­s vorlesen, erläuterte Limp. Bisher musste man oft den Namen einer Anwendunge­n erwähnen, nach dem Muster, „Alexa, sage App X, dass sie dies oder das machen soll“.

Amazon hatte mit den 2014 gestartete­n Echo-Geräten und Alexa die Kategorie smarter Lautsprech­er mit digitalen Assistente­n an Bord überhaupt erst etabliert. Inzwischen ist es ein hart umkämpfter Markt, auf dem auch Google und Apple mitmischen.

 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany