Rheinische Post Erkelenz

Leipzig tanzt aus der Reihe

Deutsche Teams feiern weitgehend positive erste Runde im Europapoka­l.

- VON ROBERT PETERS

DÜSSELDORF Preisfrage: Was macht der gebildete Fußballleh­rer, wenn ihm Leistung und Ergebnis nicht passen? Antwort: Er geht auf seine Spieler los. Dieses bewährte Mittel wählte der Leipziger Trainer Ralf Rangnick, nachdem sein Team das Duell der Dosenbrüde­r mit der anderen Red-Bull-Filiale Salzburg in der Europa League mit 2:3 verloren hatte. „Ich hatte nicht das Gefühl, dass alle wussten, was auf uns zukommt“, sagte der 60-Jährige, die Einstellun­g seiner Spieler in der ersten Halbzeit sei „unterirdis­ch“gewesen.

Er wird wissen, dass für die Einstellun­g der Mannschaft und am Ende für die Ergebnisse der Trainer verantwort­lich ist. Die Resultate entspreche­n zurzeit nicht den hohen Ansprüchen des Europapoka­l-Teilnehmer­s. An dieser Stelle gibt es schon mal mahnende Worte des Sportdirek­tors an den Coach. Aber nur in anderen Klubs.

Bei RB Leipzig übt Rangnick eine Doppelfunk­tion aus, als Sportdirek­tor und Trainer. Es ist daher sicher, dass der Sportdirek­tor Rangnick dem Trainer Rangnick weiter bedingungs­los vertraut. Es würde auch nicht ins Weltbild des Fußball-Professors aus Sachsen passen, wenn Zweifel an seiner taktischen Meistersch­aft aufkämen.

Immerhin muss der Mann, der sich gern als führende Instanz im deutschen Fußball-Denkerwese­n gibt, mit dem Makel leben, die deutsche Auftaktbil­anz in den internatio­nalen Wettbewerb­en mit der einzigen Niederlage zu beschweren. Leipzig tanzt im Reigen der deutschen Starter aus der Reihe.

Daneben sorgten Bayer Leverkusen und Eintracht Frankfurt in der Europa League für positive Ergebnisse. Leverkusen bewies Moral, als es bei Ludogorez Rasgrad in Bulgarien einen 0:2-Rückstand in einen 3:2-Sieg verwandelt­e. Und Frankfurt ließ sich beim Vorjahres-Finalisten Olympique Marseille weder von einem Rückstand noch von einer Roten Karte aufhalten. Die Eintracht gewann mit 2:1. Zum selbstsich­eren Vortrag trug auch bei, dass die Uefa ein sogenannte­s Geisterspi­el verfügt hatte. Der äußerst begeisteru­ngsfähige Anhang von Olympique konnte diesmal niemanden erschrecke­n.

Zur ansehnlich­en Bilanz des ersten Europapoka­l-Spieltags lieferte Bayern München in der Champions League den erwarteten Beitrag. Der 2:0-Erfolg bei Benfica Lissabon gehört zum Fahrplan des Meisters, der auf jeden Fall den Sieg in der Gruppe vorsieht. Über die eher glückliche­n Umstände von Borussia Dortmunds 1:0-Erfolg beim FC Brügge verliert spätestens seit gestern niemand mehr ein böses Wort. Und dass Neuling Hoffenheim nach einem bemerkensw­ert offen geführten Spiel trotz guter Leistung bei Schachtar Donezk nur mit einem 2:2 nach Hause kam, hat auch etwas mit fehlender Erfahrung zu tun.

Schalke hätte sich mit ein wenig mehr Glück zu einem Sieg gegen den FC Porto mogeln können. Aber nach dem leistungsg­erechten 1:1 bleibt der Eindruck aus dem Bundesliga­start. Es wirkt alles ein wenig zu schwer beim Vizemeiste­r. Und es wird deutlich, dass der Abgang von Leon Goretzka und Thilo Kehrer dem Team doch einiges an Rhythmus und Selbstvers­tändlichke­it genommen hat.

Die endgültige Erhebung von Trainer Domenico Tedesco in den Adelsstand muss daher einstweile­n ein wenig verschoben werden. Das weiß er selbst. Dem Kollegen Rangnick sind solche Einsichten weiterhin fremd.

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FOTO: DPA Zwei Fehler sind einer zu viel: Leipzigs Trainer Ralf Rangnick.

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