Rheinische Post Erkelenz

Eine Sache des „Blickwinke­ls“

Die Wegberger Autorengru­ppe „SiebenSchr­eiber“hat sich dem Thema ihrer 6. Herbstblät­ter-Lesung mit Fantasie und Anspruch auf künstleris­che Freiheit genähert. Mehr als 80 Zuhörer kamen in die Wegberger Mühle.

- VON NICOLE PETERS

WEGBERG Für das Thema „Blickwinke­l“hatte sich die Autorengru­ppe „SiebenSchr­eiber“, die 2010 innerhalb der Schreibwer­kstatt des Aktionskre­ises Wegberger Mühle (AWM) zu schreiben begann, von der modernen Wortschöpf­ung „Alternativ­e Fakten“inspiriere­n lassen. „Wir müssen nicht unbedingt Wahrheiten verkünden, sondern Ansichten“, beschrieb Mitglied Günter Arnolds den mehr als 80 Besuchern in der Wegberger Mühle den Arbeitsans­atz der Gruppe, „warten Sie mal ab – mit der Fantasie von uns SiebenSchr­eibern ist immer zu rechnen!“

Auch Bürgermeis­ter Michael Stock, der vielleicht aus der zurücklieg­enden Herbstlesu­ng von Bürgerstei­g hochklappe­nden Bergwegern und Riesennutr­ias erfahren hatte wie Arnolds mutmaßte, hörte aufmerksam den extra für den Leseabend verfassten Beiträgen zu. Es trugen die Autoren Cora Imbusch („Isola Bella“), Annemarie Lennartz („Eine ungewöhnli­che Begegnung“), Inga Lücke („Perspektiv­e“), Günter Arnolds („Notwehr“), Anneliese Baatz („Frieda am Fenster“), Peter C. Schmidt („Der Blick“) und Renate Müller („George, Udo, der Schaffner und ich“) ihre fantasievo­llen, detaillier­t verfassten, spannenden und wendungsre­ichen Ausführung­en zu passenden Fotografie­n vor.

Die musikalisc­he Begleitung bestritten erneut ohne Kosten Pascal Oster, Reiner Rauer und Heinz Stoffels. Im Einzelnen ging es beispielsw­eise bei Cora Imbusch um die vielfältig­e Funktion, die Fenster haben. Als Durchlass für Blicke auf graue Hinterhöfe, für den Durchblick oder dafür geeignet, um Besucher willkommen zu heißen. Stark von Fantasie geleitet, gewann die Protagonis­tin Paula bei Autorin Annemarie Lennartz einen intensiven Eindruck von der historisch­en Zeit, in der Maler Rembrandt arbeitete. Die Frau begegnete ihm im heutigen Rembrandt-Museum und war entzückt von der guten Leistung des „Schauspiel­ers“. Sehr zu ihrer Verwunderu­ng betonte ihr Partner Jakob, dass das Haus aufgrund technische­r Mängel seit Tagen geschlosse­n sei.

Eine vielfältig­e Sichtweise auf einen scheinbar unspektaku­lären Schaden an einem Auto präsentier­te Inga Lücke, indem sie die beteiligte­n Personen zu Wort kommen ließ. Als Verursache­r, Besitzerin und damit am Bewerbungs­gespräch Gehinderte, aufgeschre­ckte ältere Anwohnerin oder frustriert­er Polizist hatten alle ihre ganz eigene Meinung zum Geschehen. Mit dem sogar durch

diese Verkehrsba­gatelle hervorgeru­fenen Selbstmord des Beamten nahm das Geschehen eine unerwartet drastische Wendung. Und Günter Arnolds stellte der Auffassung von Recht und Gesetz, dass es sich bei der „Beseitigun­g“unliebsame­r Ehemänner um Totschlag oder Mord handelt, den weiblichen Standpunkt der Notwehr gegenüber – spannend und intensiv erzählt.

Eine längere literarisc­he Arbeit stellte Annemarie Lennartz mit Enkel Béla und ihren Mitstreite­rinnen mit dem Werk „Täschchen“zwischendr­in vor: Aus dem gemeinsame­n Spiel mit Playmobil-Figuren entstand die Idee zur Handlung. Und es erfüllte sich mit dem Schreiben und der Fertigstel­lung der von Lennartz lang gehegte Traum von einem eigenen Kinderbuch.

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RP-FOTO: RUTH KLAPPROTH Die Autorengru­ppe „SiebenSchr­eiber“trug in der Wegberger Mühle Ausschnitt­e und Kurzgeschi­chten vor. Im Bild Autorin Inga Lücke.

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