Eine Sache des „Blickwinkels“
Die Wegberger Autorengruppe „SiebenSchreiber“hat sich dem Thema ihrer 6. Herbstblätter-Lesung mit Fantasie und Anspruch auf künstlerische Freiheit genähert. Mehr als 80 Zuhörer kamen in die Wegberger Mühle.
WEGBERG Für das Thema „Blickwinkel“hatte sich die Autorengruppe „SiebenSchreiber“, die 2010 innerhalb der Schreibwerkstatt des Aktionskreises Wegberger Mühle (AWM) zu schreiben begann, von der modernen Wortschöpfung „Alternative Fakten“inspirieren lassen. „Wir müssen nicht unbedingt Wahrheiten verkünden, sondern Ansichten“, beschrieb Mitglied Günter Arnolds den mehr als 80 Besuchern in der Wegberger Mühle den Arbeitsansatz der Gruppe, „warten Sie mal ab – mit der Fantasie von uns SiebenSchreibern ist immer zu rechnen!“
Auch Bürgermeister Michael Stock, der vielleicht aus der zurückliegenden Herbstlesung von Bürgersteig hochklappenden Bergwegern und Riesennutrias erfahren hatte wie Arnolds mutmaßte, hörte aufmerksam den extra für den Leseabend verfassten Beiträgen zu. Es trugen die Autoren Cora Imbusch („Isola Bella“), Annemarie Lennartz („Eine ungewöhnliche Begegnung“), Inga Lücke („Perspektive“), Günter Arnolds („Notwehr“), Anneliese Baatz („Frieda am Fenster“), Peter C. Schmidt („Der Blick“) und Renate Müller („George, Udo, der Schaffner und ich“) ihre fantasievollen, detailliert verfassten, spannenden und wendungsreichen Ausführungen zu passenden Fotografien vor.
Die musikalische Begleitung bestritten erneut ohne Kosten Pascal Oster, Reiner Rauer und Heinz Stoffels. Im Einzelnen ging es beispielsweise bei Cora Imbusch um die vielfältige Funktion, die Fenster haben. Als Durchlass für Blicke auf graue Hinterhöfe, für den Durchblick oder dafür geeignet, um Besucher willkommen zu heißen. Stark von Fantasie geleitet, gewann die Protagonistin Paula bei Autorin Annemarie Lennartz einen intensiven Eindruck von der historischen Zeit, in der Maler Rembrandt arbeitete. Die Frau begegnete ihm im heutigen Rembrandt-Museum und war entzückt von der guten Leistung des „Schauspielers“. Sehr zu ihrer Verwunderung betonte ihr Partner Jakob, dass das Haus aufgrund technischer Mängel seit Tagen geschlossen sei.
Eine vielfältige Sichtweise auf einen scheinbar unspektakulären Schaden an einem Auto präsentierte Inga Lücke, indem sie die beteiligten Personen zu Wort kommen ließ. Als Verursacher, Besitzerin und damit am Bewerbungsgespräch Gehinderte, aufgeschreckte ältere Anwohnerin oder frustrierter Polizist hatten alle ihre ganz eigene Meinung zum Geschehen. Mit dem sogar durch
diese Verkehrsbagatelle hervorgerufenen Selbstmord des Beamten nahm das Geschehen eine unerwartet drastische Wendung. Und Günter Arnolds stellte der Auffassung von Recht und Gesetz, dass es sich bei der „Beseitigung“unliebsamer Ehemänner um Totschlag oder Mord handelt, den weiblichen Standpunkt der Notwehr gegenüber – spannend und intensiv erzählt.
Eine längere literarische Arbeit stellte Annemarie Lennartz mit Enkel Béla und ihren Mitstreiterinnen mit dem Werk „Täschchen“zwischendrin vor: Aus dem gemeinsamen Spiel mit Playmobil-Figuren entstand die Idee zur Handlung. Und es erfüllte sich mit dem Schreiben und der Fertigstellung der von Lennartz lang gehegte Traum von einem eigenen Kinderbuch.