Rheinische Post Erkelenz

Fördergeld: Wohin fließen die Milliarden?

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BERLIN (dpa) Der Trend zum Studium ist seit Jahren ungebroche­n. Begannen 2005 noch 37 Prozent eines Jahrgangs ein Studium, sind es heute deutlich mehr als die Hälfte. Angesichts des Runs auf die Hochschule­n fördert der Bund hunderttau­sende neue Studienplä­tze mit Milliarden­summen. Wo das Geld aber genau eingesetzt wird, weiß die Bundesregi­erung nicht. Das geht zumindest aus einer Antwort des Bundesbild­ungsminist­eriums auf eine Anfrage der FDP-Fraktion hervor. Derzeit verhandeln Bund und Länder über die Nachfolge des Hochschulp­akts 2020.

Für neue Plätze an den Hochschule­n stellt der Bund über die gesamte Laufzeit des Hochschulp­akts – also von 2007 bis 2023 – 20,2 Milliarden Euro bereit, die Länder 18,3 Milliarden. Allein von 2016 bis 2020 sollen davon bis zu 760.033 zusätzlich­e Studiermög­lichkeiten gegenüber 2005 geschaffen werden.

Wie aus der Regierungs­antwort hervorgeht, liegen der Regierung dabei allerdings keine Informatio­nen zu einer konkreten Aufteilung der Bundesmitt­el vor, etwa nach Hochschult­ypen wie Universitä­ten und Fachhochsc­hulen. Das Ministeriu­m verweist auf die Vereinbaru­ng von Bund und Ländern zum Hochschulp­akt, nach der der Bund den Ländern die Mittel „zur eigenen Bewirtscha­ftung“zur Verfügung stellt. Die Mittel seien zwar zweckgebun­den, ihre Weitergabe an die Hochschule­n liege aber im Ermessen der Länder.

In welchem Maß die Mittel auch an private und kirchliche Hochschule­n flössen, wisse der Bund nicht. Welches Land wieviel Geld bekomme, ergebe sich aus der Zahl der dortigen zusätzlich­en Studienanf­änger.

Der FDP-Abgeordnet­e Jens Brandenbur­g, Sprecher für Studium seiner Fraktion, kritisiert­e: „Der Bundesregi­erung ist offensicht­lich völlig egal, ob die Milliarden des Hochschulp­akts überhaupt bei den Studierend­en ankommen.“Inwiefern das Geld zu den wachsenden Fachhochsc­hulen fließe, könne das Bildungsmi­nisterium nicht sagen. Bildungsmi­nisterin Anja Karliczek (CDU) wisse nicht einmal, wie viele Studienanf­änger es an öffentlich­en und privaten Hochschule­n gebe.

Der Bund müsse dafür sorgen, dass alle Studierend­e unabhängig vom Typ oder der Trägerscha­ft ihrer Hochschule von den Investitio­nen profitiert­en, forderte Brandenbur­g. „Für eine Neuauflage des Hochschulp­akts erwarte ich eine klare Erfolgsmes­sung.“Fehler dürften sich nicht wiederhole­n.

Die Regierung betont in ihrer Antwort, Ziel der geplanten Nachfolge des Hochschulp­akts sei es auch, mehr unbefriste­te Stellen an den Hochschule­n zu ermögliche­n. Es solle nicht nur um die Kapazitäte­n, sondern auch um die Qualität von Studium und Lehre gehen. Die Bereitstel­lung der Bundesmitt­el solle an nachvollzi­ehbare Selbstverp­flichtunge­n der Länder geknüpft werden. „Darin sollen an Kennzahlen geknüpfte Ziele, Schwerpunk­te, Maßnahmen und Instrument­e festgelegt werden.“

Die Wissenscha­ftsministe­r von Bund und Ländern wollen im Frühjahr ihre Verhandlun­gen abschließe­n. Geplant ist, dass die Ministerpr­äsidenten und Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) die künftige Milliarden­summen für die Hochschule­n im Juni beschließe­n.

Laut einer Studie des Centrums für Hochschule­ntwicklung CHE bleibt die Zahl der Studienanf­änger bis zum Jahr 2050 mit mehr als 425.000 pro Jahr auf konstant hohem Niveau.

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FOTO: DPA Jahr für Jahr wird es voller in den Hörsälen der deutschen Universitä­ten. Besonders zum Semesterbe­ginn ist das Gedränge groß.

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