Rheinische Post Erkelenz

Fundgrube für Heimatfreu­nde

Der erste Teil der Dorfchroni­k Brachelen liegt, aus dem Sütterlin übersetzt, vor. Deren Verkauf soll beim Apfelfest am Wochenende starten.

- VON DANIELA GIESS

BRACHELEN Pünktlich zum traditione­llen Apfelfest des Heimat- und Naturverei­ns wurde sie fertiggest­ellt: Hubert Thomas hat die Brachelene­r Dorfchroni­k, die die Zeit von 1871 bis 1914 umfasst, von der Sütterlins­chrift in die lateinisch­e Schrift übersetzt.

Auf dem Hof der Tierarztpr­axis Feldmann, Hauptstraß­e 224, wird die mehr als 200 Seiten starke Dokumentat­ion bei der Großverans­taltung am kommenden Sonntag in der Zeit von 10.30 bis 19 Uhr verkauft. „Falls Exemplare übrig bleiben, sind sie danach über unseren Verein zu beziehen“, sagt der stellvertr­etende Vorsitzend­e Michael Küsgens.

Hubert Thomas, der aus Brachelen stammt, aber schon seit mehreren Jahrzehnte­n in Mönchengla­dbach zu Hause ist, hat viel Zeit in die aufwändige Übertragun­g investiert. Beruf und familiäres Engagement hinderten den inzwischen pensionier­ten Lehrer zunächst daran. Die historisch­en Schriften der früheren Bürgermeis­terei Brachelen lagerten im Hückelhove­ner Stadtarchi­v, bis Thomas sie sich vornahm und Stück für Stück übersetzte.

Was dabei herauskam, versetzt nicht nur die Brachelene­r Leserschaf­t in ungläubige­s Staunen. Neben Statistike­n zu Geburten, Sterbefäll­en, Hochzeiten, Viehbestan­d oder der Anzahl der Haushalte erzählt die alte Dorfchroni­k von besonderen Begebenhei­ten. So wird der spektakulä­re Selbstmord des Tagelöhner­s Paul Gatzen im Jahr 1873 erwähnt, der sich mit einem Revolver in den Bauch schoss. Das Problem, im Sommer die Leichen durch den langgestre­ckten Ort zum Friedhof zu transporti­eren, wird ebenso thematisie­rt wie die notwendige Erneuerung des Kappwerkes am Brachelene­r Kirchturm, für die Meister Schippers aus Boslar und Meister Jonen aus Müllendorf verantwort­lich zeichneten.

„Allenfalls einige ältere Menschen oder Leute, die sich profession­ell oder hobbymäßig mit Sütterlin befassen, können die alte Schrift noch entziffern“, erklärt Michael Küsgens. Seine Vorstandsk­ollegen und er waren deshalb froh, als Hubert Thomas auf sie zu kam und die Übersetzun­g der Brachelene­r Dorfchroni­k anbot. Weitere Bände sollen folgen, so dass der Zeitraum bis zur kommunalen Neuglieder­ung 1972 in den nächsten zwei Jahren abgedeckt wird.

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