Fundgrube für Heimatfreunde
Der erste Teil der Dorfchronik Brachelen liegt, aus dem Sütterlin übersetzt, vor. Deren Verkauf soll beim Apfelfest am Wochenende starten.
BRACHELEN Pünktlich zum traditionellen Apfelfest des Heimat- und Naturvereins wurde sie fertiggestellt: Hubert Thomas hat die Brachelener Dorfchronik, die die Zeit von 1871 bis 1914 umfasst, von der Sütterlinschrift in die lateinische Schrift übersetzt.
Auf dem Hof der Tierarztpraxis Feldmann, Hauptstraße 224, wird die mehr als 200 Seiten starke Dokumentation bei der Großveranstaltung am kommenden Sonntag in der Zeit von 10.30 bis 19 Uhr verkauft. „Falls Exemplare übrig bleiben, sind sie danach über unseren Verein zu beziehen“, sagt der stellvertretende Vorsitzende Michael Küsgens.
Hubert Thomas, der aus Brachelen stammt, aber schon seit mehreren Jahrzehnten in Mönchengladbach zu Hause ist, hat viel Zeit in die aufwändige Übertragung investiert. Beruf und familiäres Engagement hinderten den inzwischen pensionierten Lehrer zunächst daran. Die historischen Schriften der früheren Bürgermeisterei Brachelen lagerten im Hückelhovener Stadtarchiv, bis Thomas sie sich vornahm und Stück für Stück übersetzte.
Was dabei herauskam, versetzt nicht nur die Brachelener Leserschaft in ungläubiges Staunen. Neben Statistiken zu Geburten, Sterbefällen, Hochzeiten, Viehbestand oder der Anzahl der Haushalte erzählt die alte Dorfchronik von besonderen Begebenheiten. So wird der spektakuläre Selbstmord des Tagelöhners Paul Gatzen im Jahr 1873 erwähnt, der sich mit einem Revolver in den Bauch schoss. Das Problem, im Sommer die Leichen durch den langgestreckten Ort zum Friedhof zu transportieren, wird ebenso thematisiert wie die notwendige Erneuerung des Kappwerkes am Brachelener Kirchturm, für die Meister Schippers aus Boslar und Meister Jonen aus Müllendorf verantwortlich zeichneten.
„Allenfalls einige ältere Menschen oder Leute, die sich professionell oder hobbymäßig mit Sütterlin befassen, können die alte Schrift noch entziffern“, erklärt Michael Küsgens. Seine Vorstandskollegen und er waren deshalb froh, als Hubert Thomas auf sie zu kam und die Übersetzung der Brachelener Dorfchronik anbot. Weitere Bände sollen folgen, so dass der Zeitraum bis zur kommunalen Neugliederung 1972 in den nächsten zwei Jahren abgedeckt wird.