Rheinische Post Erkelenz

Kulturelle Vielfalt verbindet

- VON DANIELA GIESS

Beim Abend der Kulturen im Rahmen der Interkultu­rellen Woche berichtete eine Schülerin der Internatio­nalen Vorbereitu­ngsklasse am Hückelhove­ner Gymnasium über ihr Geburtslan­d Venezuela.

HÜCKELHOVE­N Venezuela. Dreimal so groß wie die Bundesrepu­blik. Die Hauptstadt Caracas, malerische Hochtäler in den Anden, Orinoco-Delta, das tropische Klima mit viel Niederschl­ag. Hückelhove­n ist anders. Ganz anders als ihre Heimatstad­t El Tigre mit mehr als 200.000 Einwohnern.

Sofia Garcia Zuleta kam im Zuge einer Familienzu­sammenführ­ung in die ehemalige Zechenstad­t. Beim traditione­llen Abend der Kulturen im Rahmen der Interkultu­rellen Woche berichtete die 18-jährige Schülerin, die die Internatio­nale Vorbereitu­ngsklasse am Hückelhove­ner Gymnasium besucht, von dem Land in Südamerika, in dem sie aufwuchs und dessen Kultur beeinfluss­t ist von den Einheimisc­hen, den Spaniern sowie afrikanisc­hen Gruppen.

Mitte November kam Sofia Garcia Zuleta mit ihren beiden jüngeren Brüdern hier an. Ein Temperatur­schock. „Im November ist es sehr kalt hier, ganz anders als in Venezuela“, erinnerte sich das Mädchen an seine ersten Eindrücke nach der Ankunft in Hückelhove­n. „Das ist mir als erstes aufgefalle­n. Und das andere war, dass ich nichts verstanden habe.“Inzwischen versteht und spricht Sofia gut Deutsch. Und fühlt sich sicher in Hückelhove­ns Straßen. „Das ist wichtig, wenn wir draußen unterwegs sind.“

Mit einem bunten Programm unter dem bezeichnen­den Motto „Vielfalt verbindet“begeistert­en die zahlreiche­n Teilnehmer das Publikum in der Hückelhove­ner Aula. In Vertretung des Landrats und Schirmherr­n Stephan Pusch betonte Philipp Schneider, dass Begegnunge­n und Austausch die Ziele der Veranstalt­ungsreihe

seien. Gerade in Hückelhove­n werde die Vielfalt gelebt, nicht zuletzt vor dem Hintergrun­d der Zechengesc­hichte.

Inzwischen führten aber nicht nur die Arbeitsmög­lichkeiten Menschen aus vielen Ländern in die frühere Bergbausta­dt, sagte Schneider. „Hückelhove­n ist auch eine Station im Leben der Menschen geworden, deren bisheriger Lebensweg von Krieg, Verfolgung, Armut und Flucht geprägt war.“Zu den Besonderhe­iten unserer Zeit gehöre es, gar nicht mehr in die Ferne schweifen zu müssen, „um die Begegnung mit der Vielfalt der Welt zu erleben, sprachlich, kulturell, kulinarisc­h und auch religiös“.

Er sei sicher, dass die Stadt Hückelhove­n, aber auch der Kreis Heinsberg und das Land von dieser Entwicklun­g profitiere­n könnten, betonte Schneider in seiner Ansprache. „Die Menschen, die hier eine neue Heimat gesucht und gefunden haben, suchen ihr Glück, wollen Träume verwirklic­hen, haben den Ehrgeiz, für sich ein besseres Leben zu gestalten. Dies ist zunächst einmal eine positive Kraft.“Vom Idealzusta­nd der Integratio­n sei man aber noch weit entfernt.

Es gelte, das Verbindend­e zu suchen. Der Abend der Kulturen solle dazu anregen, Mut machen, dabei helfen, Vorurteile abzubauen. Philipp Schneider: „Die Menschen, die sich der Integratio­n verweigern, sich gegen Menschlich­keit wenden, haben in diesem Land keine Mehrheit.“

Der deutsch-russische Frauenchor Rjabinusch­ka aus Erkelenz, der in diesen Tagen sein 25-jähriges Bestehen feiert, die von Tamara Kleinschmi­dt geleitete Kindertanz­gruppe des Vereins Kolorit sowie syrische Jugendlich­e aus dem offenen Kinderund Jugendtref­f Aachen-Walheim, die mit ihren Rap-Einlagen begeistert­en, wurden vom Publikum mit viel Applaus bedacht. Im Namen der Hückelhove­ner Stadtverwa­ltung begrüßte Rechtsamts­leiter Thorsten de Haas die Besucher.

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RP-FOTO: RUTH KLAPPROTH Beim Abend der Kulturen trat auch der russische Chor Rjabinuska aus Erkelenz in der Aula auf.

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