Kulturelle Vielfalt verbindet
Beim Abend der Kulturen im Rahmen der Interkulturellen Woche berichtete eine Schülerin der Internationalen Vorbereitungsklasse am Hückelhovener Gymnasium über ihr Geburtsland Venezuela.
HÜCKELHOVEN Venezuela. Dreimal so groß wie die Bundesrepublik. Die Hauptstadt Caracas, malerische Hochtäler in den Anden, Orinoco-Delta, das tropische Klima mit viel Niederschlag. Hückelhoven ist anders. Ganz anders als ihre Heimatstadt El Tigre mit mehr als 200.000 Einwohnern.
Sofia Garcia Zuleta kam im Zuge einer Familienzusammenführung in die ehemalige Zechenstadt. Beim traditionellen Abend der Kulturen im Rahmen der Interkulturellen Woche berichtete die 18-jährige Schülerin, die die Internationale Vorbereitungsklasse am Hückelhovener Gymnasium besucht, von dem Land in Südamerika, in dem sie aufwuchs und dessen Kultur beeinflusst ist von den Einheimischen, den Spaniern sowie afrikanischen Gruppen.
Mitte November kam Sofia Garcia Zuleta mit ihren beiden jüngeren Brüdern hier an. Ein Temperaturschock. „Im November ist es sehr kalt hier, ganz anders als in Venezuela“, erinnerte sich das Mädchen an seine ersten Eindrücke nach der Ankunft in Hückelhoven. „Das ist mir als erstes aufgefallen. Und das andere war, dass ich nichts verstanden habe.“Inzwischen versteht und spricht Sofia gut Deutsch. Und fühlt sich sicher in Hückelhovens Straßen. „Das ist wichtig, wenn wir draußen unterwegs sind.“
Mit einem bunten Programm unter dem bezeichnenden Motto „Vielfalt verbindet“begeisterten die zahlreichen Teilnehmer das Publikum in der Hückelhovener Aula. In Vertretung des Landrats und Schirmherrn Stephan Pusch betonte Philipp Schneider, dass Begegnungen und Austausch die Ziele der Veranstaltungsreihe
seien. Gerade in Hückelhoven werde die Vielfalt gelebt, nicht zuletzt vor dem Hintergrund der Zechengeschichte.
Inzwischen führten aber nicht nur die Arbeitsmöglichkeiten Menschen aus vielen Ländern in die frühere Bergbaustadt, sagte Schneider. „Hückelhoven ist auch eine Station im Leben der Menschen geworden, deren bisheriger Lebensweg von Krieg, Verfolgung, Armut und Flucht geprägt war.“Zu den Besonderheiten unserer Zeit gehöre es, gar nicht mehr in die Ferne schweifen zu müssen, „um die Begegnung mit der Vielfalt der Welt zu erleben, sprachlich, kulturell, kulinarisch und auch religiös“.
Er sei sicher, dass die Stadt Hückelhoven, aber auch der Kreis Heinsberg und das Land von dieser Entwicklung profitieren könnten, betonte Schneider in seiner Ansprache. „Die Menschen, die hier eine neue Heimat gesucht und gefunden haben, suchen ihr Glück, wollen Träume verwirklichen, haben den Ehrgeiz, für sich ein besseres Leben zu gestalten. Dies ist zunächst einmal eine positive Kraft.“Vom Idealzustand der Integration sei man aber noch weit entfernt.
Es gelte, das Verbindende zu suchen. Der Abend der Kulturen solle dazu anregen, Mut machen, dabei helfen, Vorurteile abzubauen. Philipp Schneider: „Die Menschen, die sich der Integration verweigern, sich gegen Menschlichkeit wenden, haben in diesem Land keine Mehrheit.“
Der deutsch-russische Frauenchor Rjabinuschka aus Erkelenz, der in diesen Tagen sein 25-jähriges Bestehen feiert, die von Tamara Kleinschmidt geleitete Kindertanzgruppe des Vereins Kolorit sowie syrische Jugendliche aus dem offenen Kinderund Jugendtreff Aachen-Walheim, die mit ihren Rap-Einlagen begeisterten, wurden vom Publikum mit viel Applaus bedacht. Im Namen der Hückelhovener Stadtverwaltung begrüßte Rechtsamtsleiter Thorsten de Haas die Besucher.