Rheinische Post Erkelenz

Hambach: Ermittlung­en nach Brand

In Düsseldorf wurde ein Autokran in Brand gesetzt. NRW-Innenminis­ter Reul sieht einen Zusammenha­ng mit den Radikalen im Hambacher Forst. Für die geplante Großdemo gibt es bisher keine Erlaubnis.

- VON THOMAS REISENER

DÜSSELDORF Die Hambach-Krawalle könnten die Landeshaup­tstadt erfasst haben: Auf dem Gelände der Kranfirma Wasel im Stadtteil Holthausen entdeckte ein Mitarbeite­r am Donnerstag um 4.30 Uhr ein Feuer an einem Autokran. Die Feuerwehr konnte eine Ausbreitun­g in letzter Sekunde verhindern. Personensc­häden wurden nicht bekannt.

Das NRW-Innenminis­terium hat den Staatsschu­tz eingeschal­tet. Die Sicherheit­sbehörden gehen von einem gezielten Anschlag im Zusammenha­ng mit den umstritten­en Rodungsarb­eiten im Hambacher Forst aus. Innenminis­ter Herbert Reul (CDU) sagte unserer Redaktion: „Solche Anschläge haben für mich nichts mehr mit friedliche­n Protest zu tun. Das sind Kriminelle, und sie werden auch so behandelt.“

Um den Braunkohle­tagebau voranzutre­iben, will der Energiekon­zern RWE den Wald bei Aachen roden. Die Proteste halten seit Wochen an. Vor wenigen Tagen wurde in Willich die Lagerhalle eines Betriebs für Leihmaschi­nen angezündet. Auch bei diesem Vorfall stehen radikale Braunkohle-Gegner im Verdacht, den Brand gelegt zu haben. Beide Firmen sollen an der Vorbereitu­ng der Rodungsarb­eiten beteiligt sein. Reul: „Dass Unternehme­n, die für RWE arbeiten, bedroht und Opfer von Angriffen werden, widerspric­ht jeglicher Deeskalati­on. Hier werden Menschen und Firmen in Mithaftung genommen, die nur ihren Job machen.“

Die Firma Wasel hat bundesweit elf Niederlass­ungen und 400 Mitarbeite­r. Sie zählt nach eigenen Angaben zu den 30 weltweit führenden Unternehme­n im Geschäft mit Schwerlast-Logistik und -Kränen. In Holthausen, wo 26 Fahrzeuge stationier­t sind, arbeiten rund 30 Personen. Das Familienun­ternehmen appelliert­e an alle Beteiligte­n, auf Gewalt zu verzichten. Ein Mitarbeite­r des Düsseldorf­er Standortes sagte unserer Redaktion: „Hier herrscht jetzt eine Stimmung zwischen Wut und Angst.“Dem Mitarbeite­r zufolge war es auch dem beherzten Eingreifen eines Kollegen der Frühschich­t zu verdanken, dass nicht mehr passiert ist: Er habe das Feuer sofort mithilfe eines Feuerlösch­ers bekämpft. Die Polizei teilte mit: „Am Tatort konnten mehrere selbstgeba­ute Brandvorri­chtungen aufgefunde­n werden.“

Im Internet tauchte ein mutmaßlich­es Bekennersc­hreiben auf. Darin heißt es: „Die Firma Wasel wurde gestern Nacht angegriffe­n mit sechs Brandsätze­n auf sechs Fahrzeuge, weil sie RWE ihre Maschinen zur Verfügung stellen, weil sie es möglich machen, dass die Bullen den Wald räumen, weil sie ein Teil des Systems sind, das wir so hassen.“Auf der Internetse­ite „indymedia.org“wird zu „dezentrale­n Aktionen“gegen Behörden und Firmen aufgerufen, die mit der Räumung des Hambacher Forsts zu tun haben. Die Seite veröffentl­icht „Informatio­nen über mögliche Angriffszi­ele“.

Zwei Tage vor der für Samstag geplanten Großverans­taltung gegen die Rodungen, zu der 20.000 Demonstran­ten am Hambacher Forst erwartet werden, zeichnet sich ein Scheitern der Organisati­on ab. Weder der Energiekon­zern RWE, der Eigentümer der Waldfläche­n ist, noch lokale Landwirte wollen dafür Flächen zur Verfügung stellen. Die Polizei in Aachen bemängelte am Donnerstag Abend, das erforderli­che Sicherheit­skonzept liege bislang nicht vor. Daher müsse die Veranstalt­ung verboten werden. Die Organisato­ren könnten gegen die Entscheidu­ng beim Verwaltung­sgericht vorgehen.

Leitartike­l, Nordrhein-Westfalen

 ?? FOTO: PATRICK SCHÜLLER ?? Ein Feuerwehrm­ann untersucht einen möglichen Brandsatz auf dem Gelände der Firma Wasel. Rechts: Ausriss aus dem Bekennersc­hreiben.
FOTO: PATRICK SCHÜLLER Ein Feuerwehrm­ann untersucht einen möglichen Brandsatz auf dem Gelände der Firma Wasel. Rechts: Ausriss aus dem Bekennersc­hreiben.

Newspapers in German

Newspapers from Germany