Rheinische Post Erkelenz

Recht und Polemik vertragen sich nicht

- VON THOMAS REISENER

Parallel zu den Anschlägen in Düsseldorf und Willich fliegen beim Thema Hambacher Forst auch verbale Molotow-Cocktails, die den Streit unnötig befeuern. Die Grünen haben sich in dieser Debatte wahrlich nicht mit Ruhm bekleckert. Aber sie haben stets und glaubwürdi­g jegliche Form der Gewalt und des illegalen Protestes in Hambach abgelehnt. Trotzdem werden sie von der FDP-Politikeri­n Marie-Agnes Strack-Zimmermann ohne nähere Begründung der Mitschuld am militanten Teil der Proteste bezichtigt. Das ist fahrlässig undifferen­ziert und verharmlos­t die Gewalttäte­r, die damit auf die Stufe ernsthafte­r Politik gehoben werden.

Auch Innenminis­ter Reul schießt über das Ziel hinaus. Richtigerw­eise schützt er mit seiner Polizei die Rodungsarb­eiten, weil RWE einen Rechtsansp­ruch darauf hat. Wenn die NRW-Grünen am Rande von Hambach eine Parteivera­nstaltung abhalten wollen, ist das zwar eine Provokatio­n, aber ebenfalls ihr gutes Recht. Reul aber nennt so etwas „unverantwo­rtlich“.

Gerade Politiker wie Reul und Strack-Zimmermann, die sich gerne als Verteidige­r des Rechtsstaa­tes inszeniere­n, sollten ihre Worte sorgfältig­er wägen. Recht und Polemik vertragen sich nicht.

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HAMBACH: ERMITTLUNG­EN NACH BRAND, TITELSEITE

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