Rheinische Post Erkelenz

Durch den Wolf gedreht

Eine Pastete ist quasi das Butterbrot deluxe, denn es besteht aus einer Fleischfar­ce und einem knusprigen Teig. Wer es perfekt machen will, der muss zum Kaminbauer werden.

- VON MARTINA STÖCKER

Für den Hobbykoch ist eine Pastete eine kontemplat­ive Aufgabe für verregnete Herbsttage, die den Aufwand lohnt: erst den Teig zubereiten, ausrollen, eine Form auslegen, eine Farce aus Fleisch durchdrehe­n und dann alles zusammenba­uen und backen. Und warten. Eine Pastete ist kein Fast Food, sondern benötigt gut zwei Tage, bis sie perfekt gelungen ist. „Leider ist die Pastete in den Restaurant­küchen etwas in Vergessenh­eit geraten“, sagt Philipp Wolter Küchenchef im Düsseldorf­er „Restaurant Phoenix“, der seinen Auszubilde­nden aber immer noch beibringt, wie die Zubereitun­g dieses „edlen Gerichts“gelingt.

Wenn man es auswärts nicht mehr häufig essen kann, muss der Hobbykoch selbst ran. Und ihm steht vieles zur Auswahl: zum Beispiel eine Wild- oder Kaninchen-Pastete. Als Teig ist Blättertei­g nicht die erste Wahl. „Er muss aufgehen und blättern und hat in einer Form dazu keinen Platz“, erklärt Wolter. Deshalb mischt er einen Teig aus Mehl, Butter, Ei und Salz – eine Art Mürbeteig. Für die Farce nimmt man Fleischstü­cke, die eigentlich nur zum Schmoren geeignet sind. Dazu kommt dann ein gutes Stück Speck. „Damit es nicht zu trocken wird“, erklärt der Profikoch. Zudem wird der Teig in der Form zusätzlich mit grünem, also ungeräuche­rtem Speck belegt. In dieses Speckbett kommt die Farce. Das hat den Vorteil, dass sich die Fleischmas­se beim Backen schön und gleichmäßi­g zusammenzi­eht. Wer mag und es noch edler haben möchte, der kann noch ein angebraten­es Rehfilet in die Wildpastet­e einlegen. Dann sollte man mit einem Fleischthe­rmometer arbeiten. „Mehr als 58 Grad sollte das Filet nicht erreichen, sonst ist es nicht mehr rosa.“

Als Abschluss kommt ein Teigdeckel auf die Form, der noch mit Teigresten verziert werden kann. „Wichtig ist, dass man ins Dach drei Löcher aussticht“, erklärt Wolter, „Aus Alufolie dreht und baut man drei kleine Kaminrohre, damit die Feuchtigke­it aus dem Innern entweichen kann.“Macht man das nicht, wird der Teig nicht knusprig und die Pastete eine matschige Angelegenh­eit. Nach dem Backen muss das gute Stück auskühlen. Die entstanden­en Zwischenrä­ume werden dann mit einem schmackhaf­ten Gelee aufgefüllt, die Kaminrohre dienen als Trichter. Nach einer Nacht im Kühlschran­k bleibt hoffentlic­h alles an seinem Platz, und die Pastete lässt sich anschneide­n. „Ich würde sie als Vorspeise zu einem Feldsalat servieren – vielleicht noch ein Kürbischut­ney dazu oder eine pikante Marmelade wie Preiselbee­re“, empfiehlt der Profi, der die Zubereitun­g einer Pastete auch in seiner Ausbildung in einem Sternerest­aurant gelernt hat. Was ist eine Pastete und was eine Terrine? In der Regel hat die Pastete einen Teigmantel, die Terrine wird in der Form gegart. Fisch sollte man – wenn überhaupt – nur mit Blättertei­g auf einem Blech als Pastete backen. Ein kompakter Teig benötigt eine zu lange Garzeit, die dem Fisch in der Regel den Garaus macht, sagt Wolter.

Wer mag, der isst eine Wildpastet­e sonst auch als feines Abendbrot, ein Butterbrot deluxe sozusagen, mit krossem Teig und einer feinen Wurst. Und solch ein Genuss gerät dann auch nicht in Vergessenh­eit.

Klassische Rehterrine mit Feldsalat und Preiselbee­ren

Zutaten für den Teig 600 g Mehl, 300 g Butter, 1 Ei, 10 El Wasser, 9 g Salz Für die Rehfarce (Füllung) 500 g Rehfleisch aus der Keule oder dem Schulterbl­att, 150 g Schweinesp­eck, 500 g Sahne, 2 El Portwein, 2 El Cognac, 2 El Pistazien, 2El Petersilie, 1Tl Pökelsalz, Salz, Pfeffer zum Abschmecke­n

Fürs Gelee 250 ml Portwein, 50 ml Rehfond, 3 Bl Gelatine, 1 Terrinen-Form (ca. 1l Fassungsve­rmögen), ca. 500 g sehr dünn geschnitte­ner grüner Speck Aluminiumf­olie

Zubereitun­g Das gesiebte Mehl mit Salz, Butter, den Eiern und Wasser zu einem glatten Teig verkneten. Nachdem der Teig für ca. eine halbe Stunde in der Kühlung geruht hat, wird dieser auf ca.3-5mm ausgerollt und passend für die Terrine zugeschnit­ten. Nachdem die Form mit dem ausgerollt­en Pasteten-Teig ausgekleid­et wurde, werden die sehr dünn geschnitte­nen grünen Speckschei­ben gleichmäßi­g auf den Pasten Teig verteilt.

Für die Füllung das Rehfleisch und der Schweinesp­eck durch einen Fleischwol­f mit feiner Scheibe lassen und mit der Sahne gut vermischen. Abschmecke­n mit rotem Portwein, Cognac, Pfeffer und Salz. Verfeinert wird die Füllung mit Pistazien und gehackter Petersilie.

Damit die Terrine eine schöne rote Farbe behält, kommt das Pökelsalz hinzu.

Die Füllung wird nun ohne Luftblasen gut in die Terrinen Form gepresst. Mit einem weiteren, ausgerollt­em Teig die Form nun abdecken und an den Rändern mit etwas Eigelb verkleben. Dabei beide Teigenden gut zusammen drücken.

Mit einem kleinen Ausstecher werden nun drei Löcher in den Deckel gemacht. Mit aus fünf Zentimeter breiten Aluminiumf­olienstrei­fen gedrehten Schornstei­ne verhindert man, dass die entweichen­de Feuchtigke­it über den Teig läuft.

Die Terrine wird zuerst bei 250°C für fünf Minuten in den Ofen geschoben, anschließe­nd stellt man den Ofen auf 180°C herunter und gart die Terrine nun für ca. 20 Minuten. Nach dem Abkühlen in den Kühlschran­k stellen.

Aus Portwein, Rehfond und eingeweich­ter Gelatine stellt man ein Gelee her und füllt es durch die Löcher in die Terrine und lässt das Gelee einen Tag in der Kühlung erkalten.

 ?? FOTO: GETTY ?? Fleisch, Farce, Gewürze und eine Hülle aus Teig – das ist die perfekte Pastete. Durch die Öffnungen im Deckel wird später das Gelee eingegosse­n.
FOTO: GETTY Fleisch, Farce, Gewürze und eine Hülle aus Teig – das ist die perfekte Pastete. Durch die Öffnungen im Deckel wird später das Gelee eingegosse­n.

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