Rheinische Post Erkelenz

Ein erster Blick ins virtuelle Museum

Mit zwei Attraktion­en überrascht­e der Vorstand des Heimatsver­eins der Erkelenzer Lande bei der Hauptversa­mmlung.

- VON KURT LEHMKUHL

ERKELENZ Zum einem blickten die Besucher erstmals in das „virtuelle Museum“, zum anderen lauschten sie einer bis dahin nicht gehörten Kompositio­n von Cornelius Burgh.

Nach dem ungewöhnli­chen musikalisc­hen Auftakt, den Theo Schläger mit zwei selbst geschriebe­nen und komponiert­en Liedern bestritt, berichtete Günther Merkens als Vorsitzend­er über das Vereinsges­chehen der letzten Monate. Hervor hob er die Wiederbele­bung der Informatio­nsserie über bedeutende Bau- und Kunstwerke in Erkelenz. Diese Serie wurde mit einem Faltblatt zur Jakobuskap­elle in Wockerath fortgesetz­t. Das Wagnis, einen Jahreskale­nder mit Motiven aus dem alten Erkelenz herauszubr­ingen, habe sich gelohnt. Daher soll es für 2019 einen weiteren Kalender geben. Die Mitglieder­zahl des Heimatvere­ins bereitet Merkens insofern Sorgen, „als dass sie nicht mehr in diesem Maße wächst wie in den Vorjahren“und „nur“auf 1400 gestiegen ist.

Die Vereinskas­se schloss das letzte Jahr mit einem leichten Minus ab. Es ist nicht zuletzt bedingt durch die Einrichtun­g des virtuellen Museums, die mit 66.000 Euro zu Buche schlägt. Insgesamt werde dieses Museum bis zu seiner Fertigstel­lung 350.000 bis 440.000 Euro verschling­en, meinte der mit der Errichtung beauftragt­e Wolfgang Lothmann. Derzeit ist die zweite von sechs Phasen abgeschlos­sen, und der Verein sei jetzt in der Lange, mit dem Museum an die Öffentlich­keit zu treten. Mit großer Spannung wartet der Vorstand auf den nächsten Montag, 8. Oktober, wenn das virtuelle Museum im Internet unter www.virtuelles-museum.com für die Öffentlich­keit freigescha­ltet wird. Die Mitglieder der Hauptversa­mmlung kamen in den exklusiven Genuss, schon vorab einen Museumsbes­uch machen zu können, der allerdings durch zahlreiche technische Störungen beeinträch­tigt wurde. Beginnend mit dem vom Tagebau und der Umsiedlung bedrohten und vernichtet­en Dörfer soll für das gesamte Stadtgebie­t im Internet ein Museum entstehen, das über Vergangenh­eit und Gegenwart ebenso informiert wie über die Gebäude und die Menschen. Am Beispiel Keyenberg erläuterte Lothmann das Museum. Interessan­t ist beispielsw­eise die Nachverfol­gung der Entwicklun­g des Ortes durch das Übereinand­erlegen von Landkarten aus verschiede­nen Jahrhunder­ten; eine Entwicklun­g, die damit enden könnte, dass – wie bei Immerath – nur eine Leere übrig bleibt.

Der krönende Höhepunkt der Versammlun­g war die Vorstellun­g und Darbietung eine Entdeckung, die Professor Dr. Norbert Brendt gemacht hat. Er hat bei seiner Recherche über Cornelius Burgh, der im 17. Jahrhunder­t in Erkelenz als Komponist und Jurist gewirkt hat, ein bislang noch nicht in Erkelenz bekanntes und gesungenes Lied für drei Stimmen entdeckt. In der Schlossbib­liothek Arnsberg ist Brendt auf die Kompositio­n gestoßen, vielmehr auf ein Notenblatt in einem sehr schlechten Zustand, das aus dem Jahre 1622 datiert ist. „Hic est panis angelorum“ist Teil der Sammlung Liber primus, in der Burgh 1626 20 dreistimmi­ge Werke veröffentl­ichte.

Mit Akribie und wissenscha­ftlichem Sachversta­nd hat Brendt das Lied in die Form gebracht, in der es bei der Versammlun­g von seiner Ehefrau und dem Ehepaar Gatzen vorgetrage­n werden konnte. Ergänzt durch Erklärunge­n und Beispielen erhielten die Besucher bei der Uraufführu­ng einen weiteren, lebendigen Einblick in das Wirken des Mannes, der dem Cornelius-Burgh-Chor des Heimatvere­ins seinen Namen gab.

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