Die Faszination verwunschener Orte
Die Künstlerin Jenny Schneider zeigt in ihrer Ausstellung „lost in places“eine Serie von Arbeiten mit Orten, die sich die Natur zurückerobert. Verfallene Häuser und Plätze, die wieder einen Lebensraum für Tiere bieten.
HEINSBERG Jenny Schneider liebt die mystischen, verlassenen Orte. Die Bereiche, in denen sich die Natur ihren Raum zurückerobert und die erneut Lebensraum für Tiere bieten, faszinieren sie besonders. „Der Lebensraum für die Tiere wird immer knapper, ihre Bereiche schrumpfen immer mehr zusammen. Das ist ein Thema, dem wir uns widmen sollten und das mir auch wichtig ist, offen zu zeigen“, erklärt die Künstlerin überzeugt.
Bei zahlreichen Wanderungen und Spaziergängen trifft sie auf markantes Gemäuer, von Menschen verlassene Orte oder reizvolle Landschaften. Oft verbinden sich Geschichten mit diesen Plätzen. Sie skizziert ihre Eindrücke vor Ort und gestaltet dann malerisch ihre Bilder in ihrem eigenen Atelier. Die Faszination, die von diesen Plätzen ausgeht, transportiert sie schließlich in ihre Bilder. „Ich bin verliebt in die Orte, die ich male“, verrät sie. „Ich mache viele Skizzen, von den Orten die mich faszinieren, und komponiere dann die Tiere dazu.“Lebendige Bewegungen der Bäume, Sträucher und Wurzeln sind in gegenständlicher Weise gemalt. Collagenartig integriert sie dazu die Tiere. Die Fremdartigkeit der Vögel, der Dachse oder des Rindes darin sind Teil ihrer Intention. „Es ist nicht wichtig, dass es den Ort, den ich male, so gibt, wie er im Bild zu sehen ist, sondern er steht sozusagen ikonographisch für die Orte, die es gibt“, erklärt sie.
Der Titel „lost in places“steht nicht lediglich für verfallene Gebäude und abgebrochene und besprühte Mauern, er steht für eine verwunschene Atmosphäre der Orte. Verlassen und von der Natur Stück für Stück überwuchert, transportieren sie Stille. Der Verfall macht Platz für Neues, für Leben außerhalb unserer Absichten.
Auch farblich passt die junge Künstlerin ihre Arbeiten diesem
mystischen Ausdruck an. „Ich habe fast nur Herbstbilder. Der Herbst seht für Verfall und Absterben. Dieses ,memento mori’, die Erinnerung, sich seiner Sterblichkeit bewusst zu sein, begleitet meine Arbeiten.“Jenny Schneider malt in ihrem Schaffen mit gedeckter Farbigkeit. Der Farbrahmen der vermehrt herbstlichen Töne zieht sich wie ein Faden durch die im Haus Spiess ausgestellten Arbeiten. Als Künstlerin achtet sie darauf, wie sie mit der Farbigkeit spielt, um keine kitschige Wirkung zu erzielen. Ihre gewählte Technik ist die Ölmalerei auf Leinwand, die zwar zeitaufwändig ist, weil jeder Arbeitsschritt erst trocknen muss, bevor die nächsten Elemente zugefügt werden können, der jedoch eine Überlagerung der gemalten Teile möglich macht.
Die in Köln geborene Künstlerin Jenny Schneider schloss in diesem Jahr ihr Studium an der Kunstakademie Düsseldorf mit dem Akademiebrief und Meisterschülerbrief ab und kann bereits auf mehrere Gruppenund Einzelausstellungen zurückblicken.