Junger Pianist bewegt das Publikum
Bei „Klavier entlang der Rur“der VHS mit den Kammermusikfreunden „con brio“und der Jugendmusikschule Heinsberg begeistert Fabian Müller.
HEINSBERG Dem großen schwarzen Steinway-Flügel im Rondell am Klevchen entlockte der junge Klaviervirtuose Fabian Müller bewegende Melodien. Die vier Balladen op. 10 von Johannes Brahms eröffneten das Konzert besinnlich. Die reinen, warmen Klänge durchzogen den Raum, erreichten die Ohren der Zuhörer und gingen weiter, direkt in die Herzen der Menschen.
Auf dem Programm des Konzerts standen Werke der deutschen Klassik und Romantik. Fabian Müller stellt die Konzert-Programme selbst zusammen, er plant genau, entsprechend der Dramaturgie der Stücke. Nach den etwas traurigen Balladen von Brahms, spielte er sieben fröhliche Beethoven-Stücke. Zur Bagatellen op. 33. sagte Müller: „Man muss sich genau überlegen, wie man so ein Programm aufbaut, dass es funktioniert.“Brahms und Beethoven gehören zu seinen Vorlieben, das deutsche Repertoir mag er gern. Damit verbunden sind für Ihn viele Erinnerungen an sein Zuhause und das weihnachtliche Musizieren, gemeinsam mit seinen vier Schwestern.
Fabian Müllers Passion war schon immer die Musik, das Musikhören und Musikmachen. „Musiker zu sein ist mein absoluter Traumberuf,“verriet er. Täglich verbringt er fünf bis sechs Stunden in Kommunikation mit seinem Flügel. Trotzdem bleibt genug Zeit für andere Aktivitäten und – ganz wichtig für ihn – das Musikhören. „Ich würde mich eher als Musiker, als als Pianisten bezeichnen, als Musikliebhaber vielleicht sogar“, sagt er, „meine Beziehung zur Musik besteht in erster Linie darin, dass ich gerne Musik höre und erst in zweiter Linie, dass ich sie auch gerne spiele.“
Bei seinen Konzerten braucht er keine Noten, er spielt die Stücke „par coeur“. „Wenn man sich viel mit den Stücken beschäftigt und sie oft spielt, kann man die Musik auch auswendig“, erzählt er, „eigentlich geht es nur darum, dass man die Stücke so gut kennt, dass man in der Lage ist, sich frei auszudrücken, ähnlich einer Rede. Wenn man nicht mit dem Publikum kommunizieren kann, ist das Publikum auch nicht gebannt vom Spiel, denke ich. Es ist das Ziel, gelöst und von den Fesseln des Notenlesens befreit, spielen zu können.“
Das Publikum im Saal war begeistert und hingerissen vom Spiel des gebürtigen Bonners. Die nach der Pause interpretierten Intermezzi op. 117 von Johannes Brahms und im Anschluß die Sonate op. 57 („Appassionata“) von Ludwig van Beethoven wurden mit reichlich Beifall und standing ovations belohnt.
Der Pianist äußerte sich erfreut über das freundliche und aufmerksame Publikum in Heinsberg. Für einen Pianisten sei es viel einfacher und schöner zu spielen, wenn er merkt, er wird vom Publikum verstanden und gehört. Und obwohl er letzte Woche in der Elbphilharmonie in Hamburg gespielt habe und inzwischen in Konzertsälen im Inund Ausland unterwegs sei, spiele er auch gerne kleinere Konzerte, in der Region. Dann habe er das Gefühl, dass es auch um die Musik geht und nicht lediglich um den Rahmen. Allerdings wünsche er sich dann einen guten Raum und ein gutes Instrument – wie in Heinsberg.
Die Jugendmusikschule Heinsberg hatte es in den letzten vier Jahren, in einer umfassenden Spendenaktion
geschafft, durch den „Verkauf“einzelner Tasten, einen klanglich hervorragenden Steinway-Konzertflügel anzuschaffen. Ein Plakat mit den Namen aller Sponsoren der einzelnen Tasten hängt noch im Konzertraum.