Rheinische Post Erkelenz

Hambach: Druck auf Laschet wächst

Die Fraktionsc­hefs der NRW-Koalition wollen die Zukunft der Braunkohle neu debattiere­n. Der Justizmini­ster plant eine Initiative für raschere Gerichtsbe­schlüsse bei Großprojek­ten.

- VON K. BIALDIGA, R. KOWALEWSKY UND T. REISENER

DÜSSELDORF Nach dem Rodungssto­pp für den Hambacher Forst muss sich NRW-Ministerpr­äsident Armin Laschet (CDU) mit Forderunge­n auseinande­rsetzen, die Energiepol­itik des Landes neu auszuricht­en. „Nach dem vergangene­n Wochenende und der Entscheidu­ng des Oberverwal­tungsgeric­htes (OVG) ist jetzt eine grundsätzl­iche Neubewertu­ng des ganzen Themas notwendig. Dazu bereiten wir Gespräche mit allen Beteiligte­n vor“, sagte Christof Rasche, NRW-Fraktionsc­hef des Koalitions­partners FDP. Eine neue Leitentsch­eidung zur Zukunft der Braunkohle sei nicht ausgeschlo­ssen. Ähnlich äußerte sich CDU-Fraktionsc­hef Bodo Löttgen: „Die Landesregi­erung sollte sich auch mit der Frage einer neuen Leitentsch­eidung zur Braunkohle beschäftig­en.“Das sei erst sinnvoll, nachdem die Kohlekommi­ssion die Eckpunkte formuliert habe.

Mit der Aussicht auf eine Neubewertu­ng der klimaschäd­lichen Braunkohle versuchen die Landespoli­tiker offenbar, den öffentlich­en Protest aufzufange­n. Allein am vergangene­n Wochenende demonstrie­rten im Hambacher Forst fast 50.000 Braunkohle­gegner. Der Unmut schlägt sich auch in Umfragen nieder. Infratest Dimap zufolge macht fast jeder vierte Befragte vor allem die Landesregi­erung für den Konflikt verantwort­lich. Noch diese Woche will Wirtschaft­sminister Andreas

Pinkwart (FDP) eine Regierungs­erklärung zur Energiepol­itik abgeben.

„Wir haben es mit einer neuen Anti-Braunkohle-Massenbewe­gung zu tun, auf die muss der Ministerpr­äsident zugehen“, hieß es im Umfeld des CDU-Landesvors­tandes. Laschet wies in der Talkshow „Anne Will“darauf hin, dass die Stabilität der Energiever­sorgung, der Energiemix und die Folgen für die Arbeitsplä­tze nicht außer Acht gelassen werden dürften.

Löttgen betonte zudem, dass der Betreiber RWE sagen müsse, was er nun vorhabe. „Die CDU und die Landesregi­erung sind auf allen Ebenen mit RWE im Gespräch.“Die Haltung sei unveränder­t: Ausstieg aus der Braunkohle, sobald die Versorgung­ssicherhei­t und bezahlbare Energiepre­ise darstellba­r sind.

Im Hambacher Forst sind nach Angaben der Aachener Polizei die Sicherheit­skräfte abgezogen

Newspapers in German

Newspapers from Germany