Borussia kann starken Start veredeln
Mit 14 Punkten ist Gladbach in die Länderspielpause gegangen. Nun warten Mainz, Freiburg, Düsseldorf und Bremen: Die Borussen werden häufiger Favorit sein. Werden sie dieser Rolle gerecht, können sie sich oben festsetzen.
Dieter Hecking ist ein erfahrener Trainer mit 391 Einsätzen in der Bundesliga. Dementsprechend hat er schon viel erlebt, Höhenflüge genauso wie bittere Abstürze – und weiß daher den gelungenen Start seiner Gladbacher, gekrönt durch das 3:0 beim FC Bayern, realistisch einzuschätzen. „Wir haben im Sommer unsere vergangene Saison gut analysiert, und die Mannschaft hat nun zum Auftakt hervorragende Leistungen gezeigt. Im Moment können wir uns auf die Schulter klopfen. Doch wenn wir gegen Mainz und in Freiburg verlieren, sieht die Welt schon wieder ganz anders aus“, sagte Hecking.
So schön der Sieg bei den Bayern auch war, und so gelegen die Länderspielpause kam, um diesen Triumph auch ein wenig genießen zu können, so legte der Trainer den Fokus schnell wieder auf die bevorstehenden Aufgaben. Denn schon sein Kollege Pal Dardai, der mit Hertha BSC ebenfalls die Münchener bezwingen konnte, hatte betont: „Die Kunst ist, mit dem Bayern-Sieg so umzugehen, dass man im Spiel darauf wieder etwas mitnimmt.“Diese Feststellung lässt sich bei Borussia auch auf die beiden Saisonabschnitte vor und nach der derzeitigen Länderspielpause beziehen.
Die Gladbacher hatten es an den ersten sieben Spieltagen bereits mit vier aktuellen Europapokal-Teilnehmern zu tun und mussten darüber hinaus in Augsburg und Wolfsburg antreten – Mannschaften, bei denen sich die Borussia schon traditionell schwer tut. Hinzu kam das Spiel bei formstarken Berlinern, dort gab es auch die bislang einzige Niederlage. 14 Punkte aus diesen sieben Spielen haben Borussia den dritten Rang eingebracht. Doch noch sind die Abstände gering, noch ist das Abrutschen in die zweite Tabellenhälfte innerhalb weniger Spieltage möglich. Aber genauso bietet sich die Gelegenheit, sich oben festzusetzen, wenn konstant gepunktet wird.
Dazu ist es aber nötig, Dardais angesprochene Kunst zu beherrschen, mit Erfolgen wie einem Sieg gegen die Bayern richtig umzugehe. Für Borussia bedeutet das, die kommenden Aufgaben nicht zu unterschätzen. Denn an den vier Spieltagen bis zur nächsten Länderspielpause Mitte November bekommen es die Gladbacher mit vielleicht nicht ganz so großen Namen zu tun. Doch genau das kann das Programm so tückisch machen. Was erwartet Borussia im Einzelnen?
FSV Mainz 05 (Heim) Ein Blick auf die Tabelle wischt alle Zweifel beiseite: Ja, Mainz stellt derzeit bei nur vier Gegentoren die mit Abstand beste Defensive der Liga. Der Tabellen-Achte ist schwer zu bezwingen, setzt der vielleicht höheren individuellen Klasse des Gegners Leidenschaft, Disziplin und Laufstärke entgegen. Allerdings hat die Mannschaft von Trainer Sandro Schwarz auch erst vier Tore erzielt. Ein Spektakel ist also nicht unbedingt zu erwarten. Das lehrt auch die Erfahrung aus der vergangenen Saison: Die Spiele endeten 1:1 im Borussia-Park und 0:0 in Mainz.
SC Freiburg (Auswärts) Als Borussia das letzte Mal ein Bundesligaspiel im Breisgau gewann, saßen auf den beiden Trainerbänken noch Volker Finke und Hans Meyer. Arie van Lent köpfte am 23. März 2002 zum 1:0-Erfolg der Gladbacher ein. Seitdem hat Borussia im Fußball-Oberhaus acht Niederlagen in Freiburg kassiert und nur zwei Unentschieden geholt. Oftmals kam sie als Favorit zum SC, häufig setzte es eine verdiente Niederlage, weil leidenschaftlich kämpfende und taktisch gut eingestellte Gastgeber die Gladbacher
„Die Kunst ist, mit dem Bayern-Sieg so umzugehen, dass man im Spiel darauf auch etwas mitnimmt“
Pal Dardai Trainer Hertha BSC Berlin kaum zur Entfaltung kommen ließen. Und dass in der laufenden Saison auch schon Schalke und Leverkusen keinen Treffer in Freiburg erzielten, sollte eine zusätzliche Warnung sein.
Fortuna Düsseldorf (H) Mag das Nachbarschaftsduell für die Gladbacher kein echtes Derby sein (das gibt es nur gegen den 1. FC Köln) – für die Fortuna ist es auf jeden Fall eine Gelegenheit, der großen Borussia ein Bein zu stellen. Dementsprechend dürfte der Aufsteiger der Gladbacher Offensivwucht vor allem Kampfkraft und defensive Kompaktheit entgegensetzen. Zudem hat Friedhelm Funkels Mannschaft mit Punktgewinnen in Leipzig und Stuttgart bereits aufhorchen lassen.
Werder Bremen (A) Nach jetzigem Stand kann man bei der letzten Partie vor der Länderspielpause von einem Topspiel sprechen, denn Werder ist wie die Borussia mit 14 Punkten blendend in die Saison gestartet. Zudem wählt Bremen traditionell auch eher den spielerischen Ansatz – was den Borussen eigentlich entgegenkommen sollte. In den vergangenen vier Jahren gab es immerhin drei Siege an der Weser.
Borussia wird in den kommenden Wochen demnach häufiger als Favorit in die Partie gehen. Wird sie dieser Rolle mit entsprechenden Leistungen gerecht, kann gelingen, was angesichts des Auftakts das Ziel sein muss: den gelungenen Start nun im Herbst zu veredeln.