Rheinische Post Erkelenz

Borussia kann starken Start veredeln

Mit 14 Punkten ist Gladbach in die Länderspie­lpause gegangen. Nun warten Mainz, Freiburg, Düsseldorf und Bremen: Die Borussen werden häufiger Favorit sein. Werden sie dieser Rolle gerecht, können sie sich oben festsetzen.

- VON THOMAS GRULKE

Dieter Hecking ist ein erfahrener Trainer mit 391 Einsätzen in der Bundesliga. Dementspre­chend hat er schon viel erlebt, Höhenflüge genauso wie bittere Abstürze – und weiß daher den gelungenen Start seiner Gladbacher, gekrönt durch das 3:0 beim FC Bayern, realistisc­h einzuschät­zen. „Wir haben im Sommer unsere vergangene Saison gut analysiert, und die Mannschaft hat nun zum Auftakt hervorrage­nde Leistungen gezeigt. Im Moment können wir uns auf die Schulter klopfen. Doch wenn wir gegen Mainz und in Freiburg verlieren, sieht die Welt schon wieder ganz anders aus“, sagte Hecking.

So schön der Sieg bei den Bayern auch war, und so gelegen die Länderspie­lpause kam, um diesen Triumph auch ein wenig genießen zu können, so legte der Trainer den Fokus schnell wieder auf die bevorstehe­nden Aufgaben. Denn schon sein Kollege Pal Dardai, der mit Hertha BSC ebenfalls die Münchener bezwingen konnte, hatte betont: „Die Kunst ist, mit dem Bayern-Sieg so umzugehen, dass man im Spiel darauf wieder etwas mitnimmt.“Diese Feststellu­ng lässt sich bei Borussia auch auf die beiden Saisonabsc­hnitte vor und nach der derzeitige­n Länderspie­lpause beziehen.

Die Gladbacher hatten es an den ersten sieben Spieltagen bereits mit vier aktuellen Europapoka­l-Teilnehmer­n zu tun und mussten darüber hinaus in Augsburg und Wolfsburg antreten – Mannschaft­en, bei denen sich die Borussia schon traditione­ll schwer tut. Hinzu kam das Spiel bei formstarke­n Berlinern, dort gab es auch die bislang einzige Niederlage. 14 Punkte aus diesen sieben Spielen haben Borussia den dritten Rang eingebrach­t. Doch noch sind die Abstände gering, noch ist das Abrutschen in die zweite Tabellenhä­lfte innerhalb weniger Spieltage möglich. Aber genauso bietet sich die Gelegenhei­t, sich oben festzusetz­en, wenn konstant gepunktet wird.

Dazu ist es aber nötig, Dardais angesproch­ene Kunst zu beherrsche­n, mit Erfolgen wie einem Sieg gegen die Bayern richtig umzugehe. Für Borussia bedeutet das, die kommenden Aufgaben nicht zu unterschät­zen. Denn an den vier Spieltagen bis zur nächsten Länderspie­lpause Mitte November bekommen es die Gladbacher mit vielleicht nicht ganz so großen Namen zu tun. Doch genau das kann das Programm so tückisch machen. Was erwartet Borussia im Einzelnen?

FSV Mainz 05 (Heim) Ein Blick auf die Tabelle wischt alle Zweifel beiseite: Ja, Mainz stellt derzeit bei nur vier Gegentoren die mit Abstand beste Defensive der Liga. Der Tabellen-Achte ist schwer zu bezwingen, setzt der vielleicht höheren individuel­len Klasse des Gegners Leidenscha­ft, Disziplin und Laufstärke entgegen. Allerdings hat die Mannschaft von Trainer Sandro Schwarz auch erst vier Tore erzielt. Ein Spektakel ist also nicht unbedingt zu erwarten. Das lehrt auch die Erfahrung aus der vergangene­n Saison: Die Spiele endeten 1:1 im Borussia-Park und 0:0 in Mainz.

SC Freiburg (Auswärts) Als Borussia das letzte Mal ein Bundesliga­spiel im Breisgau gewann, saßen auf den beiden Trainerbän­ken noch Volker Finke und Hans Meyer. Arie van Lent köpfte am 23. März 2002 zum 1:0-Erfolg der Gladbacher ein. Seitdem hat Borussia im Fußball-Oberhaus acht Niederlage­n in Freiburg kassiert und nur zwei Unentschie­den geholt. Oftmals kam sie als Favorit zum SC, häufig setzte es eine verdiente Niederlage, weil leidenscha­ftlich kämpfende und taktisch gut eingestell­te Gastgeber die Gladbacher

„Die Kunst ist, mit dem Bayern-Sieg so umzugehen, dass man im Spiel darauf auch etwas mitnimmt“

Pal Dardai Trainer Hertha BSC Berlin kaum zur Entfaltung kommen ließen. Und dass in der laufenden Saison auch schon Schalke und Leverkusen keinen Treffer in Freiburg erzielten, sollte eine zusätzlich­e Warnung sein.

Fortuna Düsseldorf (H) Mag das Nachbarsch­aftsduell für die Gladbacher kein echtes Derby sein (das gibt es nur gegen den 1. FC Köln) – für die Fortuna ist es auf jeden Fall eine Gelegenhei­t, der großen Borussia ein Bein zu stellen. Dementspre­chend dürfte der Aufsteiger der Gladbacher Offensivwu­cht vor allem Kampfkraft und defensive Kompakthei­t entgegense­tzen. Zudem hat Friedhelm Funkels Mannschaft mit Punktgewin­nen in Leipzig und Stuttgart bereits aufhorchen lassen.

Werder Bremen (A) Nach jetzigem Stand kann man bei der letzten Partie vor der Länderspie­lpause von einem Topspiel sprechen, denn Werder ist wie die Borussia mit 14 Punkten blendend in die Saison gestartet. Zudem wählt Bremen traditione­ll auch eher den spielerisc­hen Ansatz – was den Borussen eigentlich entgegenko­mmen sollte. In den vergangene­n vier Jahren gab es immerhin drei Siege an der Weser.

Borussia wird in den kommenden Wochen demnach häufiger als Favorit in die Partie gehen. Wird sie dieser Rolle mit entspreche­nden Leistungen gerecht, kann gelingen, was angesichts des Auftakts das Ziel sein muss: den gelungenen Start nun im Herbst zu veredeln.

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FOTO: CARMEN JASPERSEN/DPA Gut gestartet: Thorgan Hazard (links) und Alassane Plea haben zusammen acht Tore geschossen und zwei vorbereite­t.

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