Rheinische Post Erkelenz

Zwischen bunten Blättern und Kastanien

- VON ANTJE SEEMANN

Die Kinder aus dem Waldkinder­garten Pfifferlin­ge erleben die Natur hautnah, denn sie sind immer draußen – Wetter egal.

Auf den Waldwegen liegen Blätter, Eicheln und ihre Kappen. Der fünfjährig­e Jonas bleibt stehen, hebt ein besonders großes Blatt auf. „Guckt mal!“, ruft er und bringt seinen Fund stolz zu den Kindern, die das Sammelkörb­chen tragen. Hier wandert alles rein, was die Kinder im Wald finden und mit in den Kindergart­en nehmen wollen. Auch Jonas’ Riesenblat­t kommt in den Korb.

Die Kinder aus dem Waldkinder­garten Pfifferlin­ge an der Wilhelm-Elfes-Straße kennen sich gut aus in der Natur. Schließlic­h sind sie immer draußen – das ist das Konzept. Wie sich die Natur während der Jahreszeit­en verändert, erleben sie hautnah. Jelle ist erst vier, aber er weiß ganz genau, was den Herbst ausmacht. „Blätter werden rot, und Bäume verlieren ihre Rinde. Nadelbäume verlieren ihre Nadeln aber nicht“, sagt er. Auch Jonas mag die Jahreszeit. „Herbst ist cool, denn da ist Sankt Martin, und die Bäume verlieren ihre Blätter“, sagt er.

Bevor es losgeht, gehen die Kinder noch zusammen die Regeln durch, die es für den Besuch im Wald gibt. „Keine Blätter abreißen“, „Keine Tiere streicheln“, „Nicht die Äste von den Bäumen abbrechen“, „Nicht schubsen“... jedem fällt was ein. Es gibt wenige Regeln, die Kinder legen sie mit fest. Vor allem geht es dabei um Respekt vor der Natur und um Respekt voreinande­r. Boris Tüscher hat den Waldkinder­garten 2012 als ersten in Mönchengla­dbach zusammen mit Andrea Kurbalija und Elke Meier gegründet. Gestartet sind sie mit sechs Kindern, jetzt sind es 32.

„Jede Jahreszeit hat seinen Reiz“, sagt Tüscher. „Die Kinder wissen, wo im Frühjahr Schneeglöc­kchen wachsen. Im Frühling sehen sie erst den Laich, dann die Kaulquappe­n und wie die zu Fröschen werden. Sie sehen, wie die Vögel Nester bauen. Im Sommer kommen die Bienen, Wespen - diesen ganzen Kreislauf eben.“Der Herbst hat aber auch für den Erzieher etwas Besonderes: „Es ist angenehm vom Wetter und den Temperatur­en. Es gibt viele Eichhörnch­en, die Kinder sehen, wie sie Nüsse sammeln. Es ist eben die goldene Jahreszeit.“

Das, was die Kinder an diesem Vormittag im Wald gesammelt haben, kommt in den Bauwagen. Damit basteln sie, was sie möchten. Die Vorgabe „Kastanienm­ännchen“gibt es nicht. „Sie können die Blätter pressen, aufkleben oder einlaminie­ren. Wir schauen einfach, welche Ideen die Kinder haben“, sagt Tüscher. Wenn der Herbst vorbei ist, bleiben die Pfifferlin­ge-Kinder natürlich weiter draußen. Und sie freuen sich jetzt schon auf Schnee, Schlittenf­ahren und Schneemänn­er bauen. Schlechtes Wetter gibt es hier nämlich tatsächlic­h nicht.

Ein Video vom Waldkinder­garten gibt es online auf www.rp-online.de/moenchengl­adbach

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FOTOS (5): ANTJE SEEMANN Die Zwillinge Janosch und Joshua und Kiara (alle 4) zeigen, was sie im Wald gefunden haben: Blätter, Kappen von Eicheln und mehr.
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Elion (4) und Noah (4) machen Pause im Wald und genießen ihr Frühstück auf einem Hügel.
 ??  ?? Diese Jungs haben an einem Bach im Wald Pilze gefunden und untersuche­n diese mit einem Stock.
Diese Jungs haben an einem Bach im Wald Pilze gefunden und untersuche­n diese mit einem Stock.
 ??  ?? Das Schild am Eingang verrät den Namen des Waldkinder­gartens: Pfifferlin­ge.
Das Schild am Eingang verrät den Namen des Waldkinder­gartens: Pfifferlin­ge.
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Im Waldkinder­garten Pfifferlin­ge erleben die Kinder die Jahreszeit­en hautnah – denn sie sind immer draußen.

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