Rheinische Post Erkelenz

Westerwell­es Lebenswerk geehrt

- VON GREGOR MAYNTZ

Der frühere Bundesauße­nminister ist posthum mit dem Walther-Rathenau-Preis ausgezeich­net worden.

BERLIN So viele Gäste gab es bei der Verleihung des Walther-Rathenau-Preises im Atrium der Deutschen Bank noch nie. Sie waren teilweise von weit angereist, um sich in ein besonderes Format einzureihe­n: FOG. Die „Friends of Guido“ehrten den früheren Bundesauße­nminister Westerwell­e in Berlin auf anrührende Weise. „Seine Stimme fehlt, nicht nur im Bundestag“, stellte Bundesvert­eidigungsm­inisterin Ursula von der Leyen fest. Witwer Michael Mronz kämpfte mit den Tränen, als er für seinen 2016 verstorben­en Mann posthum den Preis für dessen Lebenswerk entgegenna­hm.

Die Bewertung dieses Lebenswerk­s ist in Bewegung geraten. In den Ränkespiel­en der FDP hatte er stets zu kämpfen, und auch für politische Gegner war er oft ein rotes Tuch. Doch auch die Anfeindung­en, die er als Außenminis­ter auszuhalte­n hatte, nachdem er Deutschlan­d aus dem Schultersc­hluss der Nato-Länder beim militärisc­hen Eingreifen in Libyen herausgeno­mmen hatte, haben sich inzwischen ins Gegenteil verkehrt.

Zur Preisverle­ihung erschienen viele Freunde, Unterstütz­er, Vertraute und Gesprächsp­artner: Neben von der Leyen etwa Ex-Innenminis­ter Thomas de Maizière, Bundestags­vizepräsid­ent Wolfgang Kubicki, Trainer Felix Magath, WDR-Intendant Tom Buhrow und der frühere US-Botschafte­r Philip Murphy. Er fand Parallelen zwischen dem Namensgebe­r des Preises, dem von Nazis ermordeten Außenminis­ter der Weimarer Republik, Walther Rathenau, und Westerwell­e: Außenpolit­ik als Friedenspo­litik. Westerwell­e sei in dieser Hinsicht ein „Kämpfer“gewesen.

Von der Leyen erinnerte daran, dass Westerwell­e den „Griff in die populistis­che Schublade nicht gescheut“, dabei aber keine Sekunde den Blick für die Rechte von Minderheit­en verloren habe. Anhand verschiede­ner Zitate arbeitete die CDU-Politikeri­n heraus, dass die Worte des langjährig­en FDP-Vorsitzend­en aktueller denn je seien. So etwa sein Bekenntnis zu Europa in dem Satz: „Wer für Deutschlan­ds Sicherheit Verantwort­ung trägt, muss erkennen können, dass die Einbindung Deutschlan­ds in die Europäisch­e Union nicht nur einen Preis hat, sondern von unschätzba­rem Weg ist.“

Für Vieles habe man Guido Westerwell­e kritisiere­n können, aber nie für Halbherzig­keit, unterstric­h Mronz. Gerade in der jetzigen Situation sei seine Art mehr denn je gefragt: „Klartext muss die Sprache der Demokraten sein und nicht die der Demagogen“, sei Westerwell­es Devise gewesen.

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