Gegen die Strömung zum Titel geschwommen
Bei der Junioren-Europameisterschaft im Rettungssport räumt die 15 Jahre alte Erkelenzerin Nina Holt ganz groß ab. Sie kehrt mit einer Gold-, vier Silber- und einer Bronzemedaille aus Irland zurück.
ERKELENZ Es sollte einfach ein tolles Erlebnis für die 15 Jahre alte Erkelenzerin Nina Holt werden, doch die Junioren-Europameisterschaft im Rettungssport wurde viel mehr: „Ich bin mit keinerlei Erwartungen angereist, weil man die Konkurrenz im Vorfeld überhaupt nicht einschätzen kann, umso unglaublicher ist es, wie gut es gelaufen ist.“Und „gut“ist wohl die Untertreibung des Jahrhunderts. Bei ihrer Premiere auf der großen internationalen Bühne des Rettungsschwimmens hinterließ die junge Erkelenzerin gleich einen bleibenden Eindruck: Mit einer Gold-, vier Silber- und einer Bronzemedaille im Einzel und mit der Mannschaft kehrt sie aus Irland zurück, zudem holte sich das deutschen Junioren-Team der DLRG in der Nationenwertung Rang zwei.
Ihren größten Erfolg feierte die 15 Jahre alte Schülerin bei der JEM im bitterkalten Atlantik vor der Küste Kilkees. Im sogenannten Surf Race, dem Brandungsschwimmen, holte sich Nina Holt den EM-Titel in einem spannenden Rennen. Dabei starten die Rettungsschwimmer am Strand, laufen ins Wasser, absolvieren dort einen rund 400 Meter langen Rundkurs, kehren zurück an den Strand und laufen ins Ziel. „Dabei ist es extrem schwierig, den Überblick zu behalten, wo man im Feld liegt“, sagt Nina Holt, „doch meine Trainerin hat mir den perfekten Tipp in Bezug auf die Strömung gegeben, so dass ich keinen Umweg geschwommen bin.“Und so lieferte sich die 15-Jährige Erkelenzerin bis zum Schluss einen harten Kampf gegen ihre italienische Konkurrentin, die dann allerdings beim Schlussspurt an Land stolperte und zu Fall kam, so dass der Weg zum Titel für die Deutsche frei war. „Das Gefühl, bei der Siegerehrung ganz oben zu stehen und die Nationalhymne zu hören, ist unbeschreiblich“, sagt Nina Holt, „es ist ein Moment, den ich sicherlich nie mehr vergessen werde.“
Unvergesslich bleiben ihr sicherlich auch ihre erfolgreichen Auftritte bei den Disziplinen im Becken, die an den ersten zwei Tagen der JEM auf dem Plan standen. Gleich in ihrem ersten Rennen, dem 50 Meter Retten, bei dem die Athleten los schwimmen, nach 25 Metern abtauchen, eine Puppe retten und diese dann 25 Meter abschleppen, schaffte es Holt als Zweite aufs Treppchen. „Meine bisherige Bestzeit hätte eigentlich nur für eine Platzierung unter den Top-Ten gereicht, aber die Atmosphäre im Finale hat mich so gepusht, dass ich über mich hinausgewachsen bin“, sagt die 15-Jährige. Schon im Vorlauf zeigte sie, was in ihr steckt, wurde hinter der Topfavoritin aus den Niederlanden Zweite. Im Finale bestätigte Holt dann ihre Vorlaufleistung, wurde nach einem tollen Rennen mit Bestzeit mit Silber belohnt.
Drei weitere Silber- und eine Bronzemedaille räumte Nina Holt dann noch mit ihren Teamkolleginnen in der Puppen-, Hindernisund Gurtstaffel im Becken von Limerick ab sowie eine Bronzemedaille im Atlantik beim Ocean Relay. Bei dieser Rettungsstaffel im Freiwasser absolviert jeder der vier Rettungssportler einer Mannschaft eine der elementaren Disziplinen Brandungsschwimmen, Laufen, Rettungsski-Rennen und Rettungsbrett. Außerdem wurde Nina Holt im Einzel noch zweimal Fünfte und einmal Sechste. „Bei der Abschlussveranstaltung gab es abends dann ein Dinner, bei der auch die Ehrungen der Nationen vorgenommen wurden“, erinnert sich Nina Holt, „das war dann noch mal ein ganz besonderer Abschluss.“
Und eine tolle Motivation für weitere Erfolge, denn Ziele hat die 15-Jährige noch einige. Im kommenden Jahr ist die nächste EM – dann für Erwachsene und Junioren
gemeinsam – in Italien. Und für die möchte sich die Erkelenzerin unbedingt wieder qualifizieren, denn automatisch nominiert ist sie für die nächsten Titelkämpfe nicht. „Dieses Mal hatte ich überhaupt keinen Druck“, sagt Nina Holt, „das nächste Mal geht es dann schon darum, das Niveau zu halten oder sich noch zu verbessern.“Und dass in der jungen Rettungsschwimmerin der DLRG-Ortsgruppe Erkelenz noch Potenzial steckt, zeigte sie auch am vergangenen Wochenende bei den Deutschen Meisterschaften in Leipzig, bei denen sie nach einem Patzer in ihrer Paradedisziplin – beim 50 Meter Retten glitt ihr die Puppe aus der Hand, so dass sie Nachgreifen musste, was sie rund vier Sekunden kostete – nach einer tollen Aufholjagd noch Dritte im Mehrkampf der AK15/16 wurde. „Nach dem Motto ,jetzt erst recht’ hat sie über 100 Meter Retten dann ihre Bestzeit um drei Sekunden auf 56,88 Sekunden verbessert“, erklärt Mama Ute Holt.