Hauptsache über den Berg
Geheimsache verkaufsoffener Sonntag – hatten Sie davon gehört? Eine Gladbacher Spezialität. Es gäbe da aber noch etwas, womit die Hindenburgstraße besonders besonders werden könnte.
Unsere Stadt hat so viele Besonderheiten. Zwei Hauptbahnhöfe (einer davon seit fast zwei Jahren ohne Eingangstüren). Staubsauger für die Straßen. Eine Fahrradstraße, die blau markiert ist. Einen Bundesligisten, der ein Angstgegner des FC Bayern ist.
Und dann ist da natürlich die Sache mit den verkaufsoffenen Sonntagen. Für die gibt der Stadtrat fast schon traditionell erst drei Tage vorher grünes Licht. In anderen Städten werden solche Ladenöffnungen viele Monate im voraus beschlossen, diskutiert und manchmal kurz davor wegen erfolgreicher Klage der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi gekippt. In Mönchengladbach ist das anders. Erst vergangene Woche raunten sich Insider hinter vorgehaltener Hand zu, dass sie gehört hätten, dass am Sonntag möglicherweise an der Hindenburgstraße geshoppt werden könnte. Dazu solle es Live-Musik geben. Und tatsächlich kam es so.
Ob sich die durch die Konkurrenz des Online-Handels ohnehin geplagten Ladeninhaber über so viel Geheimhaltung und Exklusivität tatsächlich gefreut haben? Die Organisatoren jedenfalls wussten, wem der Schwarze Peter zuzuschieben war: Der Stadtverwaltung und dem Stadtrat. Zur Wahrheit gehört aber, dass ihnen bekannt ist, dass der Stadtrat zustimmen muss, aber auch, wie oft und wann er tagt. Es gehört eben auch zur Besonderheit dieser Stadt, dass das Gladbacher Citymanagement die erforderlichen Anträge gerne mit nicht allzu viel Vorlauf oder allzu salopper Begründung einreicht. Dabei braucht jede Sonntagsöffnung einen Anlass und muss bestimmten Kriterien entsprechen, damit Verdi eben nicht erfolgreich dagegen klagen kann. Aber ist doch auch schön, wenn manches in ungeregelten Bahnen läuft. Da bleibt wenigstens Spannung drin.
Außer offenen Läden sowie guter Musik auf der Bühne und vom Plattenteller hat das City-Fest aber auch an etwas erinnert: Wie angenehmen es auf der Hindenburgstraße doch ist, wenn dort mal gar keine Busse fahren. Nicht bergab, nicht bergauf. Ein Wochenende waren die Diesel-Fahrzeuge der NEW komplett aus der Einkaufsstraße verbannt – und prompt machte sich mediterrane Flanier-Atmosphäre breit. Kinder konnten herumlaufen, Musikfans konnten tanzen, wo sie gerade waren, man saß, man stand, man lief und plauderte. Und fragte sich: Warum nicht immer so?
Wir haben es an dieser Stelle schon mehrfach angeregt: Weshalb tun sich die Einzelhändler nicht mit der Stadt zusammen, um ein witziges, innovatives Verkehrsmittel zu finden, das die Besucher der Hindenburgstraße den Abteiberg hinauf und hinab transportiert? Knuffige E-Mobile in der Art, wie sie der neue Lieferdienst von Picnic nutzt. Es gibt außergewöhnliche Modelle, die Hingucker wären und den Zweck erfüllten. Der Linienverkehr würde dann über andere Strecken geführt, womöglich auch fern des Alten Marktes, der ebenfalls eine Aufenthaltsqualität erhielte. Mönchengladbach wäre damit jedenfalls um eine Besonderheit reicher.
In diesem Sinne: Ein besonderes Wochenende!