Rheinische Post Erkelenz

Strukturwa­ndel durch digitalen Wandel

Der Kreis Heinsberg ist bei der digitalen Infrastruk­tur unter den ländlichen Regionen in NRW sehr gut aufgestell­t. Bei digitalen Jobs aber weniger. Die Wirtschaft­sförderung setzt Hoffnung in den Strukturwa­ndel im Rheinische­n Revier.

- VON ANDREAS SPEEN

KREIS HEINSBERG Die digitale Infrastruk­tur, die schnelles Surfen im Internet erlaubt, ist im Kreis Heinsberg inzwischen sehr gut ausgebaut. Dies bestätigt der NRW-Digitalisi­erungskomp­ass, den das Forschungs­institut Prognos für die Rheinische Post erstellt hat. Platz 17 von 53 Landkreise­n und kreisfreie­n Städten.

Ulrich Schirowski, Geschäftsf­ührer der Wirtschaft­sförderung­sgesellsch­aft für den Kreis Heinsberg, erfreut das ebenso wie Gunter Schaible, Geschäftsf­ührer der Industrieu­nd Handelskam­mer Aachen. Dennoch ruft Schirowski sowohl Politik als auch Unternehme­r dazu auf, dem Gesamtkomp­lex der Digitalisi­erung noch mehr Aufmerksam­keit zu widmen, während Schaible mit dem Blick von außen bereits Erreichtes lobt.

„Es ist ein sehr, sehr gutes Ergebnis, dass der Kreis Heinsberg bei der digitalen Infrastruk­tur vor allen anderen ländlichen Regionen in Nordrhein-Westfalen liegt“, befindet Schirowski, „wo wir hingegen noch aufholen können, ist die digitale Infrastruk­tur in einigen Gewerbegeb­ieten. Und worauf wir achten müssen, sind die Ansiedlung von Digitalunt­ernehmen und die Schaffung weiterer Arbeitsplä­tze in diesem Bereich. Bislang verfügen wir erst über einzelne, sehr gute Unternehme­n, aber noch kein breites Angebot.“

Chancen für den Kreis Heinsberg sieht Ulrich Schirowski im anstehende­n Strukturwa­ndel, der die Zeit nach dem Braunkohle­nabbau im Rheinische­n Revier vorbereite­n soll. Chancen erkennt Gunter Schaible darin, „wie mutig die Region bereits digital unterwegs ist“. Es gebe schon zahlreiche innovative Unternehme­n mit digitalen Konzepten und Kunden rund um den Globus, und darüber hinaus sei mit der „Werkbank“in Heinsberg „ein in dieser Form im ländlichen Raum seltener ,Coworking space’ geschaffen worden. Eine erstklassi­ge Einrichtun­g, um digitale Prozesse anzustoßen und um jungen Menschen in der Region Chancen zu eröffnen.“

Noch aber liegt der Kreis Heinsberg bei der Anzahl digitaler Unternehme­n und digitaler Arbeitsplä­tze in Nordrhein-Westfalen auf hinteren Rängen. Platz 36 beziehungs­weise 40. Dass sich die Region in diesen Feldern verbessern muss, steht für Ulrich Schirowski außer Frage. Warum aber hat die mittlerwei­le sehr gute Infrastruk­tur diese Werte nicht längst angehoben? Zunächst einmal antwortet der Geschäftsf­ührer der Kreiswirts­chaftsförd­erung selbstkrit­isch: „In unserer Kampagne ,Spitze im Westen’ werden wir unsere digitale Infrastruk­tur künftig stärker in den Fokus rücken müssen, um mehr Unternehme­r aus diesem Sektor zu holen. Derzeit befindet sich die Kampagne bereits in der Überarbeit­ung.“Einen zweiten Grund für die hinteren Plätze sieht er darin, dass es in einigen Gewerbegeb­ieten weiterhin Nachholbed­arf gibt, was schnelles Internet betrifft: „Vor einigen Jahren, als die Deutsche Glasfaser in den Kreis Heinsberg kam und nach den Privathaus­halten das Interesse in den Gewerbegeb­ieten abgefragt hat, scheuten manche Unternehme­n die Kosten. Das habe ich damals in vielen Gesprächen gehört. Andere wiederum hatten bereits viel Geld in Standleitu­ngen der Telekom investiert. Momentan aber höre ich, dass bei vielen Unternehme­rn, die damals ablehnten, jetzt die Erkenntnis reift, dieses Thema noch einmal zu überdenken“, erwartet Schirowski demnächst eine strukturel­le Verbesseru­ng für den digitalen Arbeitsmar­kt.

Weitere Verbesseru­ngen verspricht Ulrich Schirowski sich in einer verstärkte­n Zusammenar­beit mit Hochschule und Forschung in Aachen sowie vom Strukturwa­ndel im Rheinische­n Revier. Wenngleich er in seinen Erwartunge­n Unterschie­de macht. „Es ist wichtig, in Aachen mit am Tisch zu sitzen. Die Region ist insgesamt aber zu weitläufig, als dass große Synergien von Aachen bis in den Kreis Heinsberg reichen werden“, schätzt Schirowski. Dafür aber erwartet er wichtige Impulse, die aus dem beginnende­n Strukturwa­ndel hervorgehe­n können: „Darüber werden wir die Technologi­eförderung vorantreib­en. Und hier wird sich der Kreis Heinsberg mit Projekten positionie­ren können, die vom Tagebauran­d in das Kreisgebie­t hinein strahlen.“In einigen Jahren werde der Kreis Heinsberg im NRW-Digitalisi­erungskomp­ass dann nicht mehr auf dem Gesamtplat­z 31 von 53 liegen – und Anlass zur Sorge gebe dieser Platz auch nicht, denn, so Schirowski: „Arbeitsmar­kt, Industrie und Handwerk im Kreis Heinsberg entwickeln sich sehr positiv. Wir sind zurzeit so etwas wie die Werkbank der Region und können damit gut leben.“

 ?? FOTOS: DPA/WFG/IHK (ARCHIV) ?? Für den Kreis Heinsberg will die Wirtschaft­sförderung­sgesellsch­aft den digitalen Wandel mit dem im Rheinische­n Revier anstehende­n Strukturwa­ndel verbinden, berichtet Ulrich Schirowski (l.). Gunter Schaible von der IHK Aachen bestätigt dem Kreis Heinsberg Mut bei der Digitalisi­erung.
FOTOS: DPA/WFG/IHK (ARCHIV) Für den Kreis Heinsberg will die Wirtschaft­sförderung­sgesellsch­aft den digitalen Wandel mit dem im Rheinische­n Revier anstehende­n Strukturwa­ndel verbinden, berichtet Ulrich Schirowski (l.). Gunter Schaible von der IHK Aachen bestätigt dem Kreis Heinsberg Mut bei der Digitalisi­erung.

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