Rheinische Post Erkelenz

Mit Musik „Ü-50“fit bleiben

Die Kreismusik­schule hat Menschen über 50 zu einer Musikwerks­tatt eingeladen, es entstand sogar ein eigener Song. Das Angebot kommt an. Weitere Teilnehmer sind willkommen.

- VON KURT LEHMKUHL

ERKELENZ Schlagzeug­er gesucht! So könnte eine Stellenaus­schreibung der Kreismusik­schule Heinsberg lauten. Das Anforderun­gsprofil ist dabei klar definiert: Begeisteru­ng für Musik, Grundkennt­nisse nicht unbedingt erforderli­ch, Teamfähigk­eit und insbesonde­re: zur Gruppe der Ü-50er gehörend. „Einen Schlagzeug­er könnten wir in der Tat noch gebrauchen“, sagt Wolfgang Tischtau. Er ist einer der acht Teilnehmer eines Workshops für Silver Ager, den die Kreismusik­schule Heinsberg in Erkelenz angeboten hat.

„Wir wollten einen Kursus für Menschen im oder nahe am Rentenalte­r ins Leben rufen“, erklärt die Musikschul­leiterin Gerda Mercks. Musizieren sei ein gutes Mittel, um fit zu bleiben, gemeinsam etwas zu erleben und die Zeit sinnvoll zu nutzen. „Insofern ist dieser Kursus auch ein Gesundheit­sprogramm“, meint sie schmunzeln­d. Kursleiter Urban Elsässer, Lehrer für E-Gitarre an der Kreismusik­schule, Dozent an der Pop-Akademie Mannheim, Psychologe und Teamcoach, hat ähnliche Musikwerks­tätten schon durchgefüh­rt und hat für das zweitägige Seminar als Mitleiteri­n die Stimmbildn­erin Yen-Hwei Bella Anetzberge­r gewinnen können.

Acht Teilnehmer hatten sich zu diesem Lehrgang angemeldet. Frauen, die in Chören singen ebenso wie Männer, die in Kapellen spielen, aber auch Interessen­ten, die völlig ohne Vorkenntni­sse in Bezug auf Texte, Melodien, Rhythmen, Klangfolge­n, Harmonien oder dem Zusammensp­iel von Text und Melodie waren. „Wir wollten ja auch Menschen zur Musik führen, die sich bisher nicht damit beschäftig­t hatten“, erläutert Gerda Mercks. Das Ziel des Kursus wurde jedenfalls erreicht: Gemeinsam erarbeitet­e die Gruppe ein eigenes Werk. „Mut zum Gefühl“, heißt das Lied, dessen Text auf einer Vorlage von Ulrike Boisten beruht. Die Gruppe hatte den Text einer Tonfolge angepasst, die sie selbst erarbeitet hat. Mit jeder Probe, mit jeder Korrektur wuchs die Begeisteru­ng bei den Sängern, wenn sie ihr „Mut zum Gefühl“schmettert­en, auch wenn es noch nicht zu einem Plattenver­trag reicht, wie Elsässer grinsend anmerkt.

„Es ist toll, dass die Kreismusik­schule Menschen wie uns, die die 50 überschrit­ten haben, die Möglichkei­t bietet, gemeinsam Musik zu schaffen und zu erleben“, sagt Angelika Kaminski. Sie freut sich, dass quasi aus dem Nichts heraus ein eigenes Lied geschaffen wurde. Als „poppigen Schlager“, der ein wenig an Werke von Silbermond erinnert, bezeichnet die Gruppe ihr Werk, an dem sie getüftelt und experiment­iert hat. „Wir sind noch lange nicht fertig“, sagen die Sängerin Marie und der Keyboardsp­ieler Hans-Josef Neuvert, „wir möchten gerne weitermach­en.“

Bei Gerda Mercks und den Dozenten stoßen sie auf offene Ohren. Es soll eine Fortsetzun­g geben und vielleicht sogar ein dauerhafte­s Angebot bei der Kreismusik­schule. Elsässer will mit der Gruppe weitermach­en. „Vielleicht schaffen wir ja bis zum Weihnachts­markt drei, vier eigene Stücke, die wir dort vortragen und auf einer CD gepresst als Weihnachts­geschenk anbieten können.“Die acht Teilnehmer wollen auf jeden Fall dabei sein, weitere Mitmacher sind durchaus erwünscht – vor allem eine Stelle soll schnell besetzt werden: die des Schlagzeug­ers.

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RP-FOTO: RUTH KLAPPROTH Mit Begeisteru­ng präsentier­en die Workshop-Teilnehmer ihren frisch erarbeitet­en eigenen Song.

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