Rheinische Post Erkelenz

Die Waschbär-Bande

Seit vielen Jahren ist die Mon-Ro-Ranch in Merreter ein Gnadenhof für Tiere. Schweine, Ziegen, Schafe, Pferde, Katzen, Hunde und mehr halten das Team auf Trab. Vier Waschbären sorgen seit September für noch mehr Trubel.

- VON EVA BACHES

Zwei kugelrunde Augen schauen neugierig durch die vermeintli­che Brille, die kleinen Händchen greifen durch das Gehege und halten die Hand des Besuchers fest, die Tatzen sind weich. Mit dem spitzen Näschen wird eifrig geschnuppe­rt. Irgendwo muss doch Futter sein. Die vier Waschbären sind echte Entertaine­r. Ruhe scheinen sie nicht zu kennen. Dann kommt Alina Bell mit einer Banane. Sofort sind zwei der vier Geschwiste­r zur Stelle und greifen nach der süßen Frucht. „Waschbären waschen instinktiv alles, was ihnen in die Pfoten kommt. Auch wenn sie beim Graben Steinchen finden, werden die gesäubert. Waschbären können auch schwimmen“, erklärt sie. Außer Früchten essen die Kleinbären auch Eicheln, Walnüsse, Kürbis und lebendiges Futtter wie Mehlwürmer und Maden.

Seit Anfang September stellen die vier Geschwiste­r das Leben der zehn ehrenamtli­chen Helfer der Mon-RoRanch in Merreter auf den Kopf. Sie kamen durch einen Kontakt aus dem Tierheim in Wiehl auf den Gnadenhof. Dort wurden die vier Kleinen in einem Carport gefunden. „Der diente der Familie wohl als Rückzugsor­t. Doch von der Mutter fehlte jede Spur“, sagt Alina Bell. „Wir vermuten, dass sie tot ist, wahrschein­lich ist sie erschossen worden. Waschbären sind nämlich zum Abschluss freigegebe­nen, weil sie eine sogenannte ,Invasive Art’ sind.“

Die Kleinbären kommen ursprüngli­ch aus Nordamerik­a und sind seit Mitte des 20. Jahrhunder­ts auf dem Europäisch­en Festland, im Kaukasus und in Japan vertreten. Daher darf man sie auch nicht auswildern. Und deshalb heißt das Ziel von Alina Bell und dem Team: Neckita, Miko, Backy und Headly sollen möglichst schnell ein neues Gehege bekommen. Das bestehende wird der Rasselband­e nämlich allmählich zu klein.

Die vier jungen Bären nutzen jeden Winkel, und jedes neue Spielzeug wird sofort ausprobier­t. Das Highlight ist im Moment ein großer Kratzbaum. Alle vier Bären toben gleichzeit­ig darauf herum. Da wird nach dem Schwanz des Geschwiste­rchens gegriffen, der da so herrlich baumelt, oder die kleinen Pfoten greifen danach. Beliebt sind auch die Hängematte­n. Haedly versucht in eine davon zu klettern, fällt dann aber mit einem Krachen herunter. Aber kurze Zeit später tobt das Waschbär-Mädchen wieder mit den Geschwiste­rn herum. Höhlen stehen den Bären als Rückzugsor­t zur Verfügung.

„Der Bau des Geheges wird rund 5000 Euro kosten.“, sagt Alina Bell. Der Betrag muss aus Spenden finanziert werden. „Für uns zählt jeder Euro“, betont Alina Bell. Aber auch Materialsp­enden sind willkommen. Das neue Gehege soll mit Stabgitter­matten und speziellen Steinen gesichert werden. „Waschbären sind sehr intelligen­t. Die würden sonst einen Weg heraus finden.“

Um den Menschen die Ranch näher zu bringen, findet am Samstag, 27. Oktober, von 11 Uhr bis 14 Uhr ein Herbstfest auf der Mon-RoRanch statt. Die Besucher können die Ranch besichtige­n, sich an Infostände­n beraten lassen oder auf dem Flohmarkt shoppen. Außerdem gibt es eine Tombola, eine Hüpfburg, und Kinder können sich schminken lassen. Das Trio „Summer of Love“lockt noch einmal musikalisc­h den Sommer hervor. Der Erlös kommt den Tieren zugute und wird zum Bau des neuen Geheges verwendet. Neben den Waschbären versorgt das Team unter anderem vier Pferde, mindestens 15 Streunerka­tzen, drei Schwarznas­enschafe, vier Kühe, ein Lama und viele mehr. Auch Nasan und weitere Herdenschu­tzhunde haben auf dem Gelände ein neues zu Hause gefunden.

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FOTOS (3): MELANIE SCHMERLING Dieser kleine Kerl hat es sich besonders gemütlich gemacht. Und fast sieht es so aus, als würde er lachen.
 ??  ?? Die Waschbären sind ausgesproc­hen zutraulich. Mit ihren weichen Pfötchen greifen sie gern nach den Händen der Besucher.
Die Waschbären sind ausgesproc­hen zutraulich. Mit ihren weichen Pfötchen greifen sie gern nach den Händen der Besucher.
 ??  ?? Die Gesichter der vier kleinen Waschbären sind unglaublic­h niedlich.
Die Gesichter der vier kleinen Waschbären sind unglaublic­h niedlich.

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