Werke, die zum Nachdenken anregen sollen
Künstler Johann Wittmann stellt bei Eesdron aus und zeigt dabei seine spektakulärsten Arbeiten, in denen er persönliche Eindrücke verarbeitet.
MILLICH „Da muss ich unbedingt was machen“, war seine Reaktion auf die Nachrichten vom immer stärker werdenden Antisemitismus in Deutschland, insbesondere in Berlin. Johann Wittmann griff zu Pinsel und Ölfarben, ließ auf der Leinwand Kippa-Träger mit dem Rücken zum Betrachter entstehen. Jetzt zeigt der Ingenieur für kommunale Umwelttechnik seine spektakulärsten Arbeiten in der Galerie Eesdron.
Seine Darstellung der Männer mit der traditionellen jüdischen Kopfbedeckung gehört zu den großformatigen Bildern, die der 54-Jährige noch bis zum 30. November bei Galeristin und Künstlertreff-Inhaberin Rosi Trampert ausstellt, die das ehemalige Atelier ihres verstorbenen Ehemannes hierfür umgewandelt hat. „Männer mit Hüten“hat Wittmann, der aus Rheydt stammt und in Wegberg lebt, ein weiteres Ölbild genannt. „Die Belegschaft“erlaubt einen Einblick in die Arbeitswelt der 1920er Jahre – unzählige Männer mit Kopfbedeckungen scheinen den Betrachter anzusehen.
Johann Wittmann sagt von sich selbst, er sei Autodidakt. „Gemalt habe ich schon immer, schon als kleiner Junge.“Nach dem Abitur schlug er eine technische Laufbahn ein, vernachlässigte sein kreatives Hobby aber nie. Seine Eindrücke verarbeitet er zu ungewöhnlichen Bildern. Zum Beispiel seine Beobachtungen bei einem Besuch im Mönchengladbacher Einkaufszentrum Minto. Unzählige Besucher, die auf Rolltreppen fahren. „Nicht zu statisch“solle das Dargestellte dabei wirken. Wittmann legt großen Wert auf Bewegung, die im modernen Ölgemälde zum Ausdruck kommen soll.
Im ehemaligen Wegberger Kloster, wo er seit mehr als zehn Jahren ein Atelier hat, sprach Eesdron-Chefin Rosi Trampert ihn vor einiger Zeit bei einer Ausstellung an. Ob er Interesse hätte, seine Werke in Millich zu zeigen, wollte sie wissen. Wittmann überlegte nicht lange, sagte spontan zu. „Das passt alles. Es sind schöne Räumlichkeiten, nicht zu groß“, lautete sein positives Urteil. Kunstexpertin Claudia Uebach-Pott aus Mönchengladbach, die im BIS an der Bismarckstraße im Vorstand tätig ist und Kunstinteressierte in der Vitusstadt in das „Offene Wohnzimmer“einlädt, führte die Gäste bei der offiziellen Eröffnung durch die abwechslungsreich gestaltete Ausstellung. Sie erläuterte, dass sie beeindruckt sei von Wittmanns Bildern, die sie auf sich habe wirken lassen, nachdem sie den Aussteller gerade erst kennengelernt habe. „Seine Bilder sollen anregen zum Nachdenken“, machte Claudia Uebach-Pott deutlich. „Sie laden zum Verweilen ein. Jeder sieht etwas anderes darin. So sage zum Beispiel das Werk „Männer mit Hüten“aus, dass es möglich sei, sich in der breiten Masse zu verstecken. Sie riet Besuchern der Ausstellung in Millich, sich Zeit zu nehmen: „Hier sollte man nicht vorbeihuschen, sondern sich in das Bild vertiefen.“
„Wald“hat Johann Wittmann ein anderes Bild genannt, das den Betrachter entführt an einen verwunschenen Ort mit weißen Baumstämmen. Ein Einhorn oder ein scheues Reh seien hier durchaus zu erwarten, erläuterte Uebach-Pott. Mit Hilfe alter Werbeanzeigen aus Zeitungen und moderner Aquarelltechnik erinnert Wittmann an alte Zeiten, in denen für schnelle Autos oder schützende Sonnencreme Reklame gemacht wurde. Dirigent, Geigerin und Klavierspielerin hat er ebenso auf Leinwand gebannt wie die weißen Schwäne auf einem See oder tiefblaue Waldblumen.
Galeristin Rosi Trampert bittet für den Besuch der Ausstellung von Johann Wittmann um Terminabsprachen unter der Telefonnummer 02433 904734.