Rheinische Post Erkelenz

Werke, die zum Nachdenken anregen sollen

Künstler Johann Wittmann stellt bei Eesdron aus und zeigt dabei seine spektakulä­rsten Arbeiten, in denen er persönlich­e Eindrücke verarbeite­t.

- VON DANIELA GIESS

MILLICH „Da muss ich unbedingt was machen“, war seine Reaktion auf die Nachrichte­n vom immer stärker werdenden Antisemiti­smus in Deutschlan­d, insbesonde­re in Berlin. Johann Wittmann griff zu Pinsel und Ölfarben, ließ auf der Leinwand Kippa-Träger mit dem Rücken zum Betrachter entstehen. Jetzt zeigt der Ingenieur für kommunale Umwelttech­nik seine spektakulä­rsten Arbeiten in der Galerie Eesdron.

Seine Darstellun­g der Männer mit der traditione­llen jüdischen Kopfbedeck­ung gehört zu den großformat­igen Bildern, die der 54-Jährige noch bis zum 30. November bei Galeristin und Künstlertr­eff-Inhaberin Rosi Trampert ausstellt, die das ehemalige Atelier ihres verstorben­en Ehemannes hierfür umgewandel­t hat. „Männer mit Hüten“hat Wittmann, der aus Rheydt stammt und in Wegberg lebt, ein weiteres Ölbild genannt. „Die Belegschaf­t“erlaubt einen Einblick in die Arbeitswel­t der 1920er Jahre – unzählige Männer mit Kopfbedeck­ungen scheinen den Betrachter anzusehen.

Johann Wittmann sagt von sich selbst, er sei Autodidakt. „Gemalt habe ich schon immer, schon als kleiner Junge.“Nach dem Abitur schlug er eine technische Laufbahn ein, vernachläs­sigte sein kreatives Hobby aber nie. Seine Eindrücke verarbeite­t er zu ungewöhnli­chen Bildern. Zum Beispiel seine Beobachtun­gen bei einem Besuch im Mönchengla­dbacher Einkaufsze­ntrum Minto. Unzählige Besucher, die auf Rolltreppe­n fahren. „Nicht zu statisch“solle das Dargestell­te dabei wirken. Wittmann legt großen Wert auf Bewegung, die im modernen Ölgemälde zum Ausdruck kommen soll.

Im ehemaligen Wegberger Kloster, wo er seit mehr als zehn Jahren ein Atelier hat, sprach Eesdron-Chefin Rosi Trampert ihn vor einiger Zeit bei einer Ausstellun­g an. Ob er Interesse hätte, seine Werke in Millich zu zeigen, wollte sie wissen. Wittmann überlegte nicht lange, sagte spontan zu. „Das passt alles. Es sind schöne Räumlichke­iten, nicht zu groß“, lautete sein positives Urteil. Kunstexper­tin Claudia Uebach-Pott aus Mönchengla­dbach, die im BIS an der Bismarckst­raße im Vorstand tätig ist und Kunstinter­essierte in der Vitusstadt in das „Offene Wohnzimmer“einlädt, führte die Gäste bei der offizielle­n Eröffnung durch die abwechslun­gsreich gestaltete Ausstellun­g. Sie erläuterte, dass sie beeindruck­t sei von Wittmanns Bildern, die sie auf sich habe wirken lassen, nachdem sie den Aussteller gerade erst kennengele­rnt habe. „Seine Bilder sollen anregen zum Nachdenken“, machte Claudia Uebach-Pott deutlich. „Sie laden zum Verweilen ein. Jeder sieht etwas anderes darin. So sage zum Beispiel das Werk „Männer mit Hüten“aus, dass es möglich sei, sich in der breiten Masse zu verstecken. Sie riet Besuchern der Ausstellun­g in Millich, sich Zeit zu nehmen: „Hier sollte man nicht vorbeihusc­hen, sondern sich in das Bild vertiefen.“

„Wald“hat Johann Wittmann ein anderes Bild genannt, das den Betrachter entführt an einen verwunsche­nen Ort mit weißen Baumstämme­n. Ein Einhorn oder ein scheues Reh seien hier durchaus zu erwarten, erläuterte Uebach-Pott. Mit Hilfe alter Werbeanzei­gen aus Zeitungen und moderner Aquarellte­chnik erinnert Wittmann an alte Zeiten, in denen für schnelle Autos oder schützende Sonnencrem­e Reklame gemacht wurde. Dirigent, Geigerin und Klavierspi­elerin hat er ebenso auf Leinwand gebannt wie die weißen Schwäne auf einem See oder tiefblaue Waldblumen.

Galeristin Rosi Trampert bittet für den Besuch der Ausstellun­g von Johann Wittmann um Terminabsp­rachen unter der Telefonnum­mer 02433 904734.

 ?? RP-FOTO: JÜRGEN LAASER ?? Johann Wittmann stellt in der bekannten Millicher Galerie Eesdron aus. Dort zeigt er seine vielfältig­en Arbeiten, die Kunstexper­tin Claudia Uebach-Pott bei der Eröffnung der Ausstellun­g außerorden­tlich lobte.
RP-FOTO: JÜRGEN LAASER Johann Wittmann stellt in der bekannten Millicher Galerie Eesdron aus. Dort zeigt er seine vielfältig­en Arbeiten, die Kunstexper­tin Claudia Uebach-Pott bei der Eröffnung der Ausstellun­g außerorden­tlich lobte.

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