Nach sieben Alpenpässen streikte der Magen
ERKELENZ (RP) Es war eine Kraftanstrengung der ganz besonderen Art, die sich Dirk Gütte vorgenommen hatte: Sieben Alpenpässe überquerte der Fahrer vom Erkelenzer Radsport Club (ERC) mit seinem Rennrad an einem Tag. Rund um Andermatt am Schweizer Gotthardmassiv überwand er neben 208 Kilometern Strecke dabei auch bis zu 6500 Höhenmeter – oder anders ausgedrückt: Es ging über 100 Kilometer nur steil bergauf.
Da entgegen der ursprünglichen Wetterprognose am Renntag für den späten Nachmittag in der Zentralschweiz Gewitter angesagt waren, startete Gütte sehr zeitig. Kurz nach Mitternacht setzte er sich mit seinem entsprechend ausgerüsteten Rennrad in Bewegung. Start war in Sedrun, nur wenige Kilometer von der Rheinquelle entfernt. Nach dem Erklimmen des 10 Kilometer langen Oberalppasses (2044m über dem Meer) und der ebenso langen Sackgassenstraße zur Göscheneralp (1715m) hinauf, stand gegen 3 Uhr der erste schwere Brocken auf dem Programm, der 19 Kilometer lange Sustenpass (2224m). 1320 Höhenmeter und zwei Stunden später, erreichte er noch im Dunkeln die Passhöhe. Die folgende lange Abfahrt gestaltete sich bei nur noch 6 Grad plus Fahrtwind als frostiges Unterfangen. Zum Glück war nach etwa einer halben Stunde der nächste steile Anstieg erreicht. In der beginnenden Dämmerung mühte sich der Erkelenzer Radsportler mit einem Hungerast die 13 Kilometer lange und teilweise über 10 Prozent steile Engstlenalp hinauf. Am gleichnamigen Alphotel (1834m) wurde gedreht und direkt die Strecke wieder bergab gefahren.
Mittlerweile war es früher Morgen und es galt, den vierten und schwersten Pass anzugehen. In Innertkirchen baute sich der Grimselpass (2165m) mit 27 Kilometern Länge und über 1550 Höhenmetern vor dem Sportler auf. Drei Stunden später war auch diese Bergstraße geschafft. Jedoch plagten Gütte seit der Engstlenalp massive und unerklärliche Magenprobleme. Diese konnten auch nicht durch eine größere Nudelportion auf der Grimselpasshöhe gelindert werden. Die folgende Auffahrt zum sechsten Pass des Tages, dem Furkapass (2436m), entwickelte sich daher zu einer echten Leidensgeschichte. „Es war als hätte mir jemand den Stecker gezogen“beschreibt der Erkelenzer die quälend langsame, zehn Kilometer lange Auffahrt. Den ursprünglichen Plan, mit Nufenen-, Gotthard- und Lukmanierpass und einer weiteren Alpstraße auf zehn Passstraßen und über 10.000 Höhenmeter an einem Tag zu kommen, musste er daher schweren Herzens aufgeben. Stattdessen nahm er die Abkürzung wieder über den Oberalppass und war kurz vor Beginn der angekündigten Gewitter nach 13 ½ Stunden reiner Fahrzeit wieder im Hotel.
Dies war der zweite gesundheitliche Rückschlag den Gütte innerhalb weniger Tage zu verkraften hatte, wollte er doch eigentlich in der gleichen Region wenige Tage zuvor beim Alpenbrevet an den Start gehen und nach der Zieleinfahrt beim zweithärtesten Alpenrennen die Strecke einfach entsprechend verlängern. Jedoch machte ein Wespenstich in der Hand mit dicker Schwellung diese erste Planung zunichte. Im kommenden Jahr möchte der ERC-Sportler einen neuen Versuch starten, die 10.000-Höhenmeter-Marke zu knacken.