Wenig Mitglieder viele Wähler
Gerade einmal fünf Jahre alt ist die AfD – und gemessen an ihrer Mitgliederzahl erstaunlich erfolgreich.
2013 Der Ökonom Bernd Lucke gründet am 14. April in Berlin die vor allem Euro-kritische Partei.
2015 Lucke verliert am 4. Juli in Essen den Machtkampf mit Frauke Petry, tritt aus der Partei aus und gründet eine neue – zunächst ohne Erfolg.
2017 Petry verliert am 22. April in Köln den Rückhalt für eine realpolitische Ausrichtung, tritt am Tag nach der Bundestagswahl aus der Partei aus. Nachfolger wird am 2. Dezember in Hannover Alexander Gauland, der die Partei zusammen mit Jörg Meuthen führt. Gauland ist mit Alice Weidel Fraktionschef der 92 AfD-Abgeordneten, die am 24. September in den Bundestag einziehen.
2018 Die AfD hat durchweg zweistellige Ergebnisse in Landtagswahlen, ist in Umfragen in Ostdeutschland zwischenzeitlich stärkste Kraft und verfügt bei 30.000 Mitgliedern über 271 Sitze in Bundestag und Landtagen, die Grünen haben bei 70.000 Mitgliedern 302 Abgeordnete, die FDP bei 63.000 Mitgliedern 192 und die Linken bei 62.000 Mitgliedern 226. Der Skandinavier befand mit herausforderndem Blick, Angela Merkel sei im Ausland längst nicht mehr angesehen, und zwar nirgendwo. Das deutsche Ehepaar widersprach empört und verteidigte die Kanzlerin und mit dieser zugleich die Deutschen, die sie von einem hier lebenden Nicht-Deutschen nicht an den Pranger gestellt sehen mochten.
Was denken Sie, liebe Leser? Ist es ungehörig oder legitim, wenn ein Hausgast offen die Qualitäten der Hausherrin in Zweifel zieht und behauptet, deren Ruf sei in der Nachbarschaft ramponiert? Dürfen wir Deutschen einem Zugereisten Mäßigung bei der Kritik an uns zumuten, ihm leise Servus zurufen, etwa: „Wenn Du so viel an uns auszusetzen hast, dann geh doch wieder?“
Ich neige dazu, beiden Streitparteien Recht zu geben: dem provozierenden Skandinavier, weil Merkel tatsächlich mit ihrem teutonischen Hang zur Oberlehrerin-Attitüde antideutsche Gefühle wiederbelebt hat; und dem deutschen Ehepaar, weil es, wenn auch bloß anlässlich eines kleinen Partyzwistes, der eingeübten deutschen Unart widerstanden hat, von dem Kakao, durch den man uns gelegentlich zieht, auch noch zu trinken.
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