Rheinische Post Erkelenz

Spektakulä­rer Juwelenrau­b – alles Schauspiel?

- VON GABI PETERS

Ein Händler wird an einer roten Ampel überfallen. Millionens­chwerer Schmuck verschwind­et. Und eine fieberhaft­e Tätersuche startet.

Edelsteine im Wert von 2,2 Millionen Euro als Beute, ein außergewöh­nlicher Tatort und ein Räuber, der von der Erde verschluck­t wurde... Bei diesem Fall sah zunächst alles so aus, als lieferte er den Stoff für einen Film über ein perfektes Verbrechen.

Die Geschichte beginnt an einer roten Ampel:

Da stoppt ein

Schweizer Schmuckhän­dler am 22. Mai 2013 seinen Leihwagen an der Kreuzung Kreuzung Hehner Straße/ Monschauer Straße. Was dann geschah, schilderte er später bei der Polizei so: Plötzlich stoppt ein Motorradfa­hrer neben ihm, die Seitensche­ibe des Wagens geht zu Bruch und Sekunden später ist der Geschäftsm­ann aus Genf mit Reizgas außer Gefecht gesetzt. Der Motorradfa­hrer greift ins Wageninner­e und schnappt sich den Pilotenkof­fer auf der Beifahrers­eite. Inhalt: Schmuck und Edelsteine im Wert von 2,2 Millionen Euro.

Der Überfallen­e ist benommen. Als er wieder sehen kann, will er die Polizei alarmieren. Doch das geht nicht, weil sich sein Handy in dem gestohlene­n Koffer befindet. Er entscheide­t sich, eine Polizeiwac­he anzufahren. In Höhe der Rudolfstra­ße sieht der Genfer ein Pärchen, hält an und ruft mit dessen Mobiltelef­on schließlic­h die 110 an.

Noch in der Nacht beginnt die fieberhaft­e Suche nach dem Täter. Eine Ringfahndu­ng wird eingeleite­t. Ohne Erfolg. Am nächsten Tag werden Zeugen befragt und Fahndungsp­lakate verteilt. Ohne Erfolg. Die Polizei startet einen Öffentlich­keitsaufru­f, die geschädigt­e Firma setzt eine Belohnung über 5000 Euro aus. Nichts. Der Täter bleibt verschwund­en. Und Polizei und Bevölkerun­g rätseln: Wer ist der Täter? Woher kannte er die Fahrroute des Schmuckhän­dlers? Gab es einen perfekten Plan? Wurde der Schweizer verfolgt? Oder war der Raub für den Täter ein zufälliger Glücksgrif­f?

Ein Jahr lang gab es auf diese Fragen keine Antworten. 2014 übergab die Mönchengla­dbacher Polizei die Akten an die Genfer Staatsanwa­ltschaft. Denn nach dem Überfall in Mönchengla­dbach war der Geschäftsm­ann in der Schweiz festgenomm­en und in Untersuchu­ngshaft gesteckt worden. Er stand im dringenden Verdacht, seine Firma um mehrere 100.000 Euro betrogen zu haben. Er soll Edelsteine verschwind­en haben lassen und anschließe­nd auf eigene Rechnung verkauft haben. In der Schweiz wurde er deswegen auch verurteilt. Die Beute aus Mönchengla­dbach galt da allerdings noch als verschwund­en.

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