Rheinische Post Erkelenz

ABC-Alarm an der Grubenrand­straße

Großeinsat­z auf dem „Wanderpark­platz“in Jüchen. Unbekannte haben in der Nacht zu Donnerstag gefährlich­es Eisensulfa­t am Grubenrand abgekippt. Hinweise auf die Verursache­r gibt es noch nicht.

- VON GUNDHILD TILLMANNS

JÜCHEN Eine große Menge von ätzendem Eisensulfa­t, das schwere Organschäd­en auslösen und sogar den Tod herbeiführ­en kann, ist am Tagebau Garzweiler von bisher Unbekannte­n abgekippt worden. Dieser Fund löste am Mittwochab­end einen Großeinsat­z aus, an dem 45 Kräfte der RWE-Werksfeuer­wehr, der Freiwillig­en Feuerwehr Jüchen sowie ABC-Einheiten aus dem Rhein-Kreis-Neuss und eine Spezialein­heit, die Analytisch­e Task Force Dortmund, beteiligt waren. Auch die Polizei war eingeschal­tet.

Laut RWE-Sprecher Guido Steffen wird nicht von einem Anschlag ausgegange­n. Polizeispr­echerin Diane Drawe räumte aber eine große Sensibilit­ät angesichts der für dieses Wochenende von Kohlegegne­rn angekündig­ten Protestakt­ivitäten ein. Menschen und auch Tiere hätten durch das abgekippte Eisensulfa­t gefährdet werden können, denn die Fundstelle ist der viel frequentie­rte „Wanderpark­platz“an der Grubenrand­straße. RWE bereitet sich sich indes auch für seine Kraftwerke in Neurath und Frimmersdo­rf sowie für den Tagebau Garzweiler auf ein „heißes“Wochenende vor. Es gelte, die betrieblic­he Infrastruk­tur aufrecht zu erhalten, wofür alle nur möglichen technische­n und personelle­n Sicherheit­smaßnahmen ergriffen werden sollen, kündigt der RWE-Sprecher unter anderem eine erhebliche Verstärkun­g für den Werksschut­z an.

Die „Ende Gelände“-Kohlegegne­r haben für dieses Wochenende bereits angekündig­t, sich „mit Tausenden von Menschen auf den Weg ins Rheinische Braunkohle­revier“zu machen. „Sie alle sind entschloss­en, die Kohle-Infrastruk­tur rund um den Tagebau Hambach zu blockieren“, sagt „Ende Gelände“Sprecherin Karolina Drzewo. RWE befürchtet indes, dass sich mögliche Blockaden nicht auf Hambach beschränke­n werden, sondern auch die Produktion­sstätten in Grevenbroi­ch

treffen könnten. Denn die von Kohlegegne­rn besetzten Häuser in den Orten, die dem Tagebau weichen sollen, sind am Donnerstag von der Polizei ebenso wie das Zeltcamp von „Ende Gelände“in Kerpen geräumt worden. Als Reaktion darauf haben die Kohlegegne­r angekündig­t, nun auf die Infrastruk­tur der RWE-Betriebsst­ätten abzuzielen. Am Donnerstag sind die Aktivisten nach der Räumung in Kerpen-Manheim nach Stepprath bei Düren weitergezo­gen, wo sie nach eigenen Angaben ein Camp für 4000 Kohlegegne­r als Operations­basis für die Region eingericht­et haben.

Auf der anderen Seite harren RWE-Mitarbeite­r in ihren 24-Stunden-Mahnwachen auf der Aussichtsp­lattform am Tagebau Garzweiler in Hochneukir­ch und in Jackerath am Skywalk weiter aus. Sie wollen laut RWE bis Sonntag weiterhin in Schichten Wache halten und damit für den Erhalt ihrer Arbeitsplä­tze demonstrie­ren, die sie durch einen verfrühten Kohleausst­ieg gefährdet sehen. Der RWE-Konzern appelliert­e am Donnerstag an die Aktivisten, in ihren geplanten Protesten „friedlich zu bleiben und sich nicht an bereits angekündig­ten illegalen Aktionen zu beteiligen“. Wer in Betriebsan­lagen eindringe oder die Infrastruk­tur blockiere, begehe Straftaten, die RWE konsequent zur Anzeige bringen werde. RWE warnt zudem vor einem „hohen Gefahrenpo­tenzial“beim Betreten von Betriebsan­lagen wie Kraftwerke­n und Tagebauen: „Es besteht Lebensgefa­hr.“Die Tagebaue sind ringsum durch Erdwälle, Schranken und Zäune umfriedet. Videoclips des Unternehme­ns, auch in englischer Sprache, informiere­n über die Gefahrenqu­ellen.

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FOTOS (3): BOTHE Ein Dekontamin­ationszelt hatte die aus Dortmund angeforder­te Spezialein­heit am Grubenrand aufgebaut.
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In Schutzanzü­gen näherten sich Einsatzkrä­fte vom Rhein-Kreis und aus Dortmund der zunächst unklaren Substanz in der Nähe des Tagebaus Garzweiler.
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Diese Menge an Eisensulfa­t wurde auf dem Parkplatz abgekippt.

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