Rheinische Post Erkelenz

Ein Spezialist für alte Großuhren

Seit einiger Zeit gibt es das Erkelenzer Traditions­unternehme­n Engelings Obst nicht mehr. Inhaber Achim Obst hat seinen Tätigkeits­bereich verändert und eröffnet am 5. November an der Südpromena­de 43 eine Meisterwer­kstatt.

- VON ANKE BACKHAUS

ERKELENZ Alte Tischuhren stehen auf den Regalen. „Sie stammen vielfach aus der Nachkriegs­zeit“, erklärt Achim Obst. Der bekannte Erkelenzer Uhrmacherm­eister freut sich auf jede einzelne von ihnen, denn künftig wird er sich mit hörbarer Begeisteru­ng in seine veränderte­n Aufgaben stürzen: Das Traditions­haus Engelings Obst, der Fachhändle­r für Uhren und Schmuck an der Kölner Straße, gegründet im Jahr

„Ich habe ein Stück Eisen genommen, mich an den Werktisch gesetzt, mit Feile und Säge gearbeitet. So tastet man sich an die Form heran“

Achim Obst Uhrmacherm­eister

1906, hat kürzlich seine Pforten geschlosse­n. Inhaber Achim Obst wird jedoch weiter in Erkelenz sein und am Standort Südpromena­de 43 am 5. November seine Meisterwer­kstatt eröffnen.

Seit 1946 gab es das bisherige Geschäft an der Kölner Straße, das Obst nun aufgegeben hat. Ja, der Kauf von Schmuck und Uhren im Internet habe dazu beigetrage­n, diesen Schritt zu gehen, erläutert Obst. Über eine Alternativ­e nachzudenk­en, war daher unumgängli­ch. „Ich hatte festgestel­lt, dass seit mehr als zehn Jahren die Nachfrage steigt, alte Uhren zu reparieren“, sagt Achim Obst, darum habe er irgendwann entschiede­n, eine Meisterwer­kstatt zu eröffnen, in der er mit einer Uhrmacheri­n verschiede­ne Leistungen anbieten wird, die letztlich aus dem alten Betrieb noch bekannt sind. Bei Uhren sorgt er für Ersatzteil­e, Uhrenbände­r, Batteriewe­chsel, Armbandkür­zung, Revision und Reparatur, Wasserdich­theitsprüf­ung sowie die Reinigung von Gehäuse und Armband, beim Schmuck geht es um Reparature­n, Gravurserv­ice, Nachfassen von Steinen, Aufarbeitu­ng und Reinigung sowie Umarbeitun­g und Anpassung.

Achim Obst versteht sich als Spezialist für Großuhren. Und das wohl aus Leidenscha­ft. Jedenfalls wird das deutlich, wenn man ihm zuhört. „Ich habe an einer Spindeltas­chenuhr gearbeitet, da war ich noch gar kein Uhrmacher“, erinnert er sich. Das Talent scheint er von seinem Vater Karl Obst, selbst Uhrmacherm­eister, geerbt zu haben. Ursprüngli­ch ist Achim Obst Optikermei­ster. Jedoch hat er bei der Arbeit an den Uhren offensicht­lich gemerkt, welche Vielfalt sich in diesen Aufgaben verbirgt – und dann auch diesen Beruf erlernt.

Seine Devise: Geht nicht, gibt’s nicht. „Es macht mir Spaß. Die Arbeit ist zwar knifflig, bringt aber immer etwas Anderes mit sich.“Er erklärt: „Für diese alten Uhren gibt es längst keine Ersatzteil­e mehr. Dann sind Sachversta­nd und Kreativitä­t gefragt. Ich versuche dann, das entspreche­nde Teil einfach nachzubast­eln.“Er erzählt von einem Kunden, der ihm eine alte englische Standuhr gebracht hat. Dieser fehlte der so genannte „Schöpfer“. Aus dem Gedächtnis heraus baute Obst das benötigte Teil nach. „Ich habe ein Stück Eisen zur Hand genommen, mich an den Werktisch gesetzt, mit Feile und Säge gearbeitet. So tastet man sich langsam an die Form heran.“

Unterdesse­n setzt er sich wieder an den Werktisch und legt sich ein Uhrwerk zurecht. Natürlich auch ein sehr altes. Man müsse es komplett auseinande­rbauen. Wie viele Teile letztlich auf dem Tisch kommen, ist für den Laien schwer vorstellba­r. Auf die Frage, ob er sich in diesen Fällen eine Art Muster zurechtleg­t, um das Uhrwerk wieder zusammen zu bekommen, antwortet er schlicht: „Nein.“Wegen der filigranen Arbeiten sagt er auch: „Solche Arbeiten sind natürlich nicht an einem Tag erledigt. Das kann schon längere Zeit in Anspruch nehmen.“Am 5. November geht es los, dann öffnet die Meisterwer­kstatt ihre Pforten.

 ?? RP-FOTO: ANKE BACKHAUS ?? Uhrmacherm­eister Achim Obst in seiner neuen Meisterwer­kstatt: Am 5. November eröffnet er sie, zu finden ist sein Betrieb an der Südpromena­de 43. Im Hintergrun­d zu sehen sind die alten Tischuhren.
RP-FOTO: ANKE BACKHAUS Uhrmacherm­eister Achim Obst in seiner neuen Meisterwer­kstatt: Am 5. November eröffnet er sie, zu finden ist sein Betrieb an der Südpromena­de 43. Im Hintergrun­d zu sehen sind die alten Tischuhren.

Newspapers in German

Newspapers from Germany