Krawalle überschatten BVB-Spiel
Die Dortmunder erleiden beim 2:2 gegen Berlin einen kleinen Dämpfer. Im Berliner Fanblock eskaliert die Gewalt.
DORTMUND Dan-Axel Zagadou konnte nicht mehr. Völlig ausgepowert wünschte er sich den Schlusspfiff herbei. Die Nachspielzeit im Dortmunder Stadion brach gerade an. Vielleicht ein letztes Mal griff Hertha BSC an. Über Davie Selke. Und über die Seite von Zagadou. Dem 19-jährigen Verteidiger, eigentlich klar im Vorteil, fehlte die Kraft gegen den zuvor eingewechselten Berliner. So stolperte der Franzose in seinen Gegenspieler hinein – Elfmeter. Es war die entscheidende Szene im Spiel zwischen Borussia Dortmund und der „alten Dame“. Den fälligen Strafstoß verwandelte Salomon Kalou souverän, die Westfalen mussten sich mit einem 2:2-Unentschieden begnügen.
An einem Tag, der auch eine Schattenseite zu bieten hatte. Während der ersten Halbzeit zündeten maskierte Chaoten Pyrotechnik im Hertha-Block, stürmten nach einem Eingriff der Polizei den Innenraum und attackierten die Beamten. In der Halbzeitpause zerstörten sie zwei Sanitäranlagen und griffen Ordnungshüter mit Sanitärkeramik, abgetretenen Toilettentüren und abgebrochenen Fahnenstangen an. Auch Absperrgitter wurden in Richtung der Einsatzkräfte geworfen. Vier Polizisten wurden leicht verletzt. In der zweiten Hälfte beruhigte sich das Geschehen auf den Zuschauer-Rängen. So konnte der Blick wieder aufs Sportliche gerichtet werden.
Nach Abpfiff der Partie schritt Zagadou gedankenverloren vom Spielfeld. Eine Szene, die zeigte, wie unzufrieden der junge Akteur mit sich war. Dabei hatte der 19-Jährige vorher eine überragende Leistung geboten. Und dann dieser eine folgenschwere Fauxpas in der Nachspielzeit. Doch diese Art von Fehlern gesteht Lucien Favre seinen Spielern fast schon gern zu. Sicherlich ärgerte sich der BVB-Trainer über den späten Ausgleich. Doch es ist der Weg, den der Schweizer mit seiner Mannschaft gehen möchte. „Er ist erst 19 und hat viele Fortschritte gemacht. Seine Entwicklung ist sehr gut. Er muss so weitermachen“, sagte Favre deshalb über Zagadou.
Generell hat diese BVB-Mannschaft noch einiges an Entwicklungspotenzial. Für Favre Fluch und Segen zugleich. Bei manchen Pässen dürften dem Detailfanatiker die Haare zu Berge gestanden haben. Wie beim ersten Ausgleich der Berliner, als Mahmoud Dahoud einen fatalen Querpass in den Fuß des Herthaners Maximilian Mittelstädt spielte. In Folge dessen ließ sich der
BVB zu einfach auskontern, Kalou konnte so seinen ersten Treffer an diesem Nachmittag erzielen (41.). Erneut eine Szene, die aufzeigte, dass die jungen Dortmunder noch lange nicht im Endstadium ihrer Reife angelangt sind. Doch an diesen Fehlern werden sie wachsen. Das weiß Favre. Und deshalb geht er den eingeschlagenen Weg unbeirrt weiter.
Denn es gibt da auch noch die andere Seite. Den Fußball, der die Herzen der Fans höher schlagen lässt. Den Dortmunder Hurra-Fußball. In den vergangenen Wochen war dieser höchst effizient. Gegen Hertha ließ man aber zu viele Chancen liegen. „Wir hatten zwei-, dreimal die Gelegenheit, das 3:1 zu machen. Leider gelang das nicht“, sagte Favre. Nur Jadon Sancho konnte bei der Verwertung überzeugen. Gleich dreimal – immerhin zweimal zählte es. Im ersten Anlauf wurde der Engländer noch gestoppt. Sein wunderschöner Hackentreffer wurde nach Videobeweis aberkannt (19.). Die Treffer des 18-jährigen Sancho (27./61.) hätten beinahe zum Dreier gereicht. An diesem Tag sollte der erwähnte Hurra-Fußball dem BVB jedoch selbst zum Verhängnis werden.