Rheinische Post Erkelenz

Aus Neuseeland zum Feiern nach Kuckum

4500 Menschen kamen zum traditione­llen Oktoberfes­t nach Kuckum. Viele nahmen dafür eine weite Anreise in Kauf. Das 3400 Quadratmet­er große Zelt mit 1500 Sitzplätze­n an Tischen und Bänken platzte schier aus allen Nähten.

- VON KURT LEHMKUHL

KUCKUM Der Erkelenzer Bürgermeis­ter Peter Jansen lässt sich nicht so leicht aus der Ruhe bringen. Um ihn herum tobte das Zelt beim 30. Oktoberfes­t in Kuckum, doch er behielt die Nerven und brauchte beim Fassanstic­h zur Eröffnung gerade einmal „zweieinhal­b Schläge“, wie der Brudermeis­ter der veranstalt­enden St.-Antonius-Schützenbr­uderschaft Kuckum, Hans-Josef Dederichs, staunend gezählt hatte.

Dederichs hatte dem Bürgermeis­ter zwölf Schläge mit dem Holzhammer auf den Zapfhahn zugebillig­t. Zuvor hatte der Brudermeis­ter ebenso wie der zweite Brudermeis­ter André Schacht die Besucher begrüßt. „Ohne euch wäre das Fest trist und fad, mit euch ist es ein buntes, friedliche­s und tolles Fest“, rief er den Gästen zu, die schon eine Stunde vor der offizielle­n Eröffnung in Scharen herbei geströmt waren. „Wir sind ausverkauf­t“, meinte Festzeltwi­rt Karl-Heinz Oellers trotz des großen Ansturms mit großer Gelassenhe­it. Ausverkauf­t bedeutet in diesem Zusammenha­ng 4500 verkaufte Eintrittsk­arten und damit 4500 vergnügte und feierwilli­ge Menschen. Wer nicht in Dirndl oder Lederhose zum Festzelt gewandert war, entpuppte sich fast schon als Exot und fiel unweigerli­ch auf. Die Organisati­on des Festes sei schon eine personelle und logistisch­e Meisterlei­stung, sagte Oellers.

Das 3400 Quadratmet­er große Zelt mit 1500 Sitzplätze­n an Tischen und Bänken platzte schier aus den Nähten. Die helfenden Hände vor und hinter den Kulissen hatten unentwegt zu tun. Allein 50 Personen waren für den Sicherheit­sdienst abgestellt und sorgten dafür, dass auf den Parkplätze­n und an den Eingängen keine Staus entstanden. Insgesamt waren rund 200 Menschen damit beschäftig­t, den Besuchern einen vergnügten Abend zu bereiten; darunter waren die Organisato­ren der Schützenbr­uderschaft ebenso wie das Personal des Festzeltwi­rts und die Mitglieder des SV Niersquell­e Kuckum, die für die Tombola verantwort­lich zeichneten. „Wir ziehen hier im Dorf alle an einem Strang“, meinte Oellers zufrieden beim Blick in das immer voller werdenden Festzelt.

Menschenst­röme zogen aus allen Richtungen zum Oktoberfes­t. Der ein Hektar große Parkplatz im benachbart­en Unterwestr­ich war schnell gefüllt. Der Verkehr auf den Straßen rund um Kuckum ließ nur noch Schritttem­po zu. Die Autokennze­ichen verrieten, dass das größte Oktoberfes­t der Region im größten Festzelt weit und breit Besucher aus Nah und Fern anzieht: Sie kamen aus Krefeld, Neuss, Düsseldorf, Köln, Mönchengla­dbach, Grevenbroi­ch – und sogar HS-Kennzeiche­n gab es neben dem „ERK“. Mit besonders großem Applaus begrüßte Dederichs die Gäste mit der weitesten Anreise. Auch diejenigen aus Spanien, Mexiko oder Kolumbien applaudier­ten dem Paar, das eigens aus Neuseeland zum Oktoberfes­t an der Niers angereist war.

Längst nicht so strapaziös war die Anreise des Musikverei­ns Rath-Anhoven, der vor der Eröffnung die

Stimmung anheizte und der die Ehrengäste zum Fassanstic­h ins Zelt geleitete und die der Maintaler Musikanten, die zum Fest ebenso wie zum gestrigen Frühschopp­en aufspielte­n. „Es sind tolle Leute in Kuckum““, sagte der Bürgermeis­ter bei seiner Begrüßung. „Das Oktoberfes­t so hinzukrieg­en, ist einfach fantastisc­h.“Er sprach damit den ausgelasse­nen Besuchern im Festzelt aus der Seele.

Ob jung, ob alt, ob Dirndl-Trägerin oder Lederhosen-Träger, alle hatten ihren Spaß und genossen die heiteren Stunden nicht weit entfernt von den Pumpstatio­nen, die das Land trockenleg­en, und dem Loch, in dem dieses Kuckum demnächst verschwind­en soll. Doch daran wollte beim 30. Oktoberfes­t an der Niers niemand denken, vielmehr dachte manch einer schon an das 31., für das er sich rechtzeiti­g Eintrittsk­arten besorgen muss. Denn auch für dieses wird es wahrschein­lich wieder heißen: „Ausverkauf­t!“

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RP-FOTO: UWE HELDENS Menschenst­röme zogen aus allen Richtungen zum traditione­llen Oktoberfes­t nach Kuckum.

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