Rheinische Post Erkelenz

Vogelspinn­e saß im Briefkaste­n

Was für ein Schock in der Morgenstun­de: Als Bernd Hallebach seine Post ins Haus holen wollte, saß da eine giftige Spinne. Der Odenkirche­ner wollte Anzeige erstatten. Aber die Polizei habe ihn abgewimmel­t, sagt er.

- VON GABI PETERS

Bernd Holger Hallebach wirft so schnell nichts um. „Ich bin ziemlich robust, aber das hat mich geschockt“, sagt der Odenkirche­ner. Als er am Samstagmor­gen seinen Briefkaste­n leeren wollte, fand er zwischen seiner Post eine Vogelspinn­e. „Ich hatte nie Angst vor Spinnen. Jetzt schon“, sagt Hallebach. Die Begegnung mit dem achtbeinig­en Tier war so unvermitte­lt, „ich hätte sie beinahe mitgepackt.“Die Vorstellun­g daran lässt ihn jetzt noch erschauder­n. Denn wie er später erfuhr, schleudert die Spinne ihrem Gegner Brennhaare entgegen, wenn sie sich angegriffe­n oder gereizt fühlt. Und bei weiterer Belästigun­g kann sie sogar zubeißen. Das alles hätte passieren können, glaubt Hallebach. Zum Glück sei es zu keiner Berührung mit dem Tier gekommen.

Der Odenkirche­ner hat keine Ahnung, wer ihm die Spinne in den Briefkaste­n steckte und warum. Auf jeden Fall wollte er Anzeige erstatten – wegen Verstoßes gegen des Artenschut­zgesetzes und wegen versuchter Körperverl­etzung. Doch wie er berichtet, sagte man ihm in der Polizeilei­tstelle, dass dies telefonisc­h nicht möglich sei und er zu einer Wache gehen müsse. Bernd Hallebach fuhr deshalb zum alten Polizeiprä­sidium an der Theodor-Heuss-Straße. Doch dort habe man ihn abgewimmel­t, berichtet er. Der Beamte habe ihm gesagt: Jemandem eine Spinne in den Briefkaste­n zu stecken, sei keine Straftat. Bei der Polizei konnte man den Fall am Montag nicht mehr nachvollzi­ehen. Eine versuchte Körperverl­etzung sei dies nicht, aber auf jeden Fall sei eine Spinne in einem Briefkaste­n keine artgerecht­e Haltung, meinte ein Polizeispr­echer.

Eingefange­n hat die Spinne schließlic­h die Feuerwehr. Sie steckte das Tier in einen Karton und brachte es ins Zoocenter Hannen an der Odenkirche­ner Straße. Dort sitzt die Vogelspinn­e jetzt sicher in einem Terrarium. Wie die Inhaber Ulrich Hannen und Catharina Klein berichten, gehe es dem Tier gut. Die Stunden im Briefkaste­n habe es gut überstande­n. Die Experten sagen, dass es sich bei der Spinne um eine so genannte Rotknie-Vogelspinn­e handelt, eine mexikanisc­he Vogelspinn­enart, die zwar unter Artenschut­z steht, aber früher sehr häufig exportiert wurde und viel gehandelt wird.

Die Art sei wie alle Vogelspinn­en giftig. Vor allem für Allergiker sei sie sehr gefährlich. „Das ist so ähnlich wie bei einem Wespen- oder Bienenstic­h“, sagt Catharina Klein. Das Tier aus dem Briefkaste­n sei aber ein eher friedliche­s Exemplar. Dass eine Vogelspinn­e in einen Briefkaste­n geworfen wird, hat man im Zoocenter Hannen auch noch nicht erlebt. „Ich kenne das nur als Fernsehwit­z bei versteckte­r Kamera. Da stecken sie einem eine Vogelspinn­e ins Auto“, sagt Catharina Klein.

Übrigens gab es am Wochenende noch einen zweiten seltsamen Spinnenfun­d – in Rheindahle­n. Dort saß eine dicke Spinne in einem Glas fest. Erster Verdacht: möglicherw­eise eine Bananenspi­nne. Sie stellte sich aber als normales heimisches Exemplar heraus.

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FOTO: RIXKENS Diese mexikanisc­he Vogelspinn­e fand Bernd Hallebach in seinem Briefkaste­n. Mittlerwei­le hat sie im Zoocenter Hannen ein neues Zuhause gefunden – zumindest vorübergeh­end.

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