Rheinische Post Erkelenz

CDU-Politiker hoffen auf großen Befreiungs­schlag

Merkels Verzicht auf Parteivors­itz sorgt bei Christdemo­kraten für Diskussion­en. Überrascht sind sie über die Merz-Kandidatur.

- VON DIETER WEBER

Vier Stimmen hat die Gladbacher CDU beim Bundespart­eitag vom 6. bis 8. Dezember in Hamburg zu vergeben: Unter den 1001 Delegierte­n sind der Gladbacher Parteivors­itzende und Bundestags­abgeordnet­e Günter Krings, Annette Bonin sowie die Landtagsab­geordneten Jochen Klenner und Frank Boss. Bis Sonntagabe­nd richteten sie sich nach der Hessen-Wahl auf einen Parteitag mit heftigen Diskussion­en ein. Der von Bundeskanz­lerin Angela Merkel angekündig­te Verzicht auf den Parteivors­itz sorgte am Montag für ein Beben in der christdemo­kratischen Welt. Jetzt ist alles anders: Krings, Bonin, Klenner und Boss haben nach derzeitige­m Stand die Wahl zwischen Jens Spahn, Friedrich Merz und Annegret Kramp-Karrenbaue­r. So bewerten Gladbachs CDU-Politiker Merkels Entscheidu­ng: Dieter Breymann, Vorsitzend­er der Mittelstan­dsvereinig­ung in der Gladbacher CDU: „Ich bin als Merkeliane­r bekannt. Ihre Entscheidu­ng ist der richtige Schritt. Er gibt der Partei die Chance für einen großen Befreiungs­schlag – wenn sie es richtig macht“, sagt der CDU-Ratsherr. Als „Romantiker“tendiere er derzeit zu einem Neuanfang mit Merz: „Ich verbinde viel Positives mit ihm, weil er Wirtschaft­sfachmann ist.“ Annette Bonin, Vorsitzend­e der Frauen-Union: „Respekt und Dank an Angela Merkel. Sie hat persönlich­e Interessen hintenan gestellt. Mit ihr verlieren wir einen wichtigen und guten Kopf“, sagt die Ratspoliti­kerin. Sie schätzt die moderieren­de Art von Kramp-Karrenbaue­r. „Derzeit entscheide ich mich aber noch nicht, sondern will erst einmal hören, was die Mitglieder sagen.“Norbert Post, Sozialpoli­tiker und ehemaliger CDU-Landtagsab­geordneter: „Es tut mir leid, dass Angela Merkel sich vom Parteivors­itz zurückzieh­t. Sie hat Deutschlan­d in der wirtschaft­lichen Krise nach der Lehman-Pleite aus dem Schlamasse­l geführt“, sagt er. Wichtig sei es, jemanden an die Spitze zu bringen, der in der Lage sei, eine auseinande­r driftende Gesellscha­ft zusammenzu­halten. „Kramp-Karrenbaue­r hat sozial-integrativ­e Fähigkeite­n.“Frank Boss, Landtagsab­geordneter der CDU: „Eine Ära geht zu Ende, ein neues Kapitel wird aufgeschla­gen. Das ist für die CDU ein besonderer Moment. Wir können uns glücklich schätzen, drei gute Kandidaten zu haben“, sagt der Giesenkirc­hener. Alle drei seien wählbar, er tendiere derzeit zu Merz.

Jochen Klenner, Landtagsab­geordneter der CDU: „Ihr Schritt verhindert eine weitere monatelang­e Personalde­batte über Angela Merkel. Die CDU braucht eine Erneuerung. Hier erwarte ich von den Kandidaten um den Bundesvors­itz in den nächsten Wochen Ideen, Strategien und ein klares Profil“, sagt er. Kramp-Karrenbaue­r und Spahn müssten mehr liefern, um ihn zu überzeugen. „Auch Armin Laschet und Julia Klöckner zählen für mich zum Nachfolgek­reis.“

Hans-Peter Schlegelmi­lch, Vorsitzend­er der CDU-Ratsfrakti­on: „Auch ich habe häufig Kritik an Angela Merkel geübt. Sie hat mit dieser Entscheidu­ng bewiesen, dass sie zuhört und dann Entscheidu­ngen fällt. Dies hatten ihr viele schon abgesproch­en. Merkel hat erkannt, dass Stabilität ein Gebot der Stunde ist. Und diese will sie sicherstel­len“, sagt Schlegelmi­lch. Zu den drei Nachfolgek­andidaten wollte er sich nicht äußern. Man müsse abwarten, wie sich das Feld noch sortieren werde: „Und die Kandidaten müssen erst noch zeigen, dass sie es besser können.“

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FOTO: HPR Annette Bonin schätzt Kramp-Karrenbaue­r, wartet aber ab.
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FOTO: ILG Norbert Post fordert sozial-integrativ­e Führung ein.
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FOTO: WEB Jochen Klenner verlangt von den Kandidaten Strategien.

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