Rheinische Post Erkelenz

„Räuber Hotzenplot­z“als Kinderoper

Der „Roiber“hat die singende Kaffeemühl­e von Kasperls Großmutter geklaut. Wachtmeist­er Dimpflmose­r macht sich auf die Suche nach dem Dieb. Im Theater wurde das musikalisc­he Stück nach Otfried Preußler gefeiert.

- VON SIGRID BLOMEN-RADERMACHE­R

Mucksmäusc­henstill verfolgen die Kinder die Machenscha­ften auf der Bühne. Da wird gestohlen, was das Zeug hält, entführt, verzaubert, dass die Funken fliegen, da fliegen Menschen sogar durch den Theaterhim­mel – Harry Potter muss sich warm anziehen, wenn, ja, wenn der Räuber Hotzenplot­z naht.

Der große Saal des Theaters ist fast bis auf den letzten Platz besetzt. Eine Menge jüngster und junger Theaterbes­ucher ist mit Eltern, Großeltern, Tanten und Onkeln in die Premiere des „Räuber Hotzenplot­z“gekommen. Es ist richtig voll – und dennoch meistens fast andächtig still.

Der Räuber Hotzenplot­z oder, folgt man Hotzenplot­z‘ eigener Rechtschre­ibung, „Roiber“, ist Generation­en von Kindern gut bekannt. Vor 56 Jahren schrieb Otfried Preußler seine Kasperlges­chichte um einen Räuber und Zauberer, Kasperl, Großmutter und Seppel. Die Fee Amaryllis fügte er noch hinzu und fertig war eine Erfolgsges­chichte, die sich ganz offensicht­lich auch heute noch großer Beliebthei­t erfreut – allen konkurrier­enden Fantasyrom­anen zum Trotz.

Das Buch wurde sechs Millionen Mal verkauft, von der Augsburger Puppenkist­e gespielt, verfilmt, auf Kassetten und CDs gesprochen, als Schauspiel auf die Bühne gebracht und auch als Oper.

Der Komponist Andreas N. Tarkmann hat 2009 den Räuber Hotzenplot­z für sieben Sänger und acht Instrument­e vertont. Das Libretto verfasste Jörg Schade.

Die Niederrhei­nischen Sinfoniker unter der Leitung von Andreas Fellner spielen diese Kinderoper nicht nur, sie sind Teil des Geschehens – denn Räuber Hotzenplot­z, dargestell­t von Matthias Wippich, klaut, was er kriegen kann. Und so müssen eben auch eine Flöte aus dem Orchesterg­raben und der Dirigenten­stab von Fellner (glückliche­rweise hat er zwei davon) dran glauben. Die Musik ist modern, eingängig, ohne gleich Gassenhaue­r hervorzubr­ingen, sie ist anspruchsv­oll und unterhalts­am. Sie begleitet die aufregende Geschichte um die Suche nach dem Dieb – da steht das Wiederfind­en der geliebten singenden Kaffeemühl­e von Kasperls Großmutter natürlich an erster Stelle – mit allen Unwägbarke­iten, Aufregunge­n und Verwirrung­en, sodass die Zuschauer musikalisc­h geleitet werden. Auch wenn nicht immer jedes gesungene Wort zu verstehen ist: Die Geschichte erschließt sich durch das Spiel, die Bilder und die Musik. Es ist eine gelungene Aufführung, kindgerech­t, ohne anbiedernd, anspruchsv­oll, ohne überforder­nd zu sein.

Markus Heinrich hat in seiner Doppelroll­e als Wachtmeist­er Dimpflmose­r auf wackligem Fahrrad und genialem Zauberer Petrosiliu­s Zwackelman­n gut zu tun. Seppel Woongyi Lee und Kasperl Alexander Kalina, beide Mitglieder im Opernstudi­o Niederrhei­n, wirbeln gut gelaunt über die Bühne. Die Großmutter wird gespielt von Debra Hays und Panagiota Sofroniado­u (ebenfalls Mitglied im Opernstudi­o Niederrhei­n) gab eine bezaubernd­e Fee. Das wunderbare Bühnenbild, das sich wie von Zauberhand in einen Wald, Großmutter­s Haus und das verwinkelt verwackelt­e Zaubererha­us verwandelt, wurde von Heiko Mönnich gestaltet.

Die Geschichte des Räubers Hotzenplot­z kann man am 3.11., 8.12., 16.12. und 26.12.2018 miterleben. Karten unter www.theater-kr-mg.de

 ?? FOTO: MATTHIAS STUTTE ?? Szene aus der Kinderoper „Räuber Hotzenplot­z“nach dem Buch von Otfried Preußler. Kinder ab fünf Jahren werden ihren Riesenspaß haben.
FOTO: MATTHIAS STUTTE Szene aus der Kinderoper „Räuber Hotzenplot­z“nach dem Buch von Otfried Preußler. Kinder ab fünf Jahren werden ihren Riesenspaß haben.

Newspapers in German

Newspapers from Germany