Rheinische Post Erkelenz

„Kunstweibe­r“zeigen große Vielfalt

Sechs selbstbewu­sste Frauen stellten Werke im Liedberger Sandbauern­hof aus.

- VON ANGELA WILMS-ADRIANS

LIEDBERG Als den Frauen das Kunststudi­um noch verwehrt war, galt „Malweib“als Schimpfwor­t. Die abwertende Bemerkung hat unerschroc­kene Künstlerin­nen schon damals nicht an ihrem Tun gehindert. Nun zeigten im Sandbauern­hof sechs „Kunstweibe­r“an einem Wochenende Beispiele ihrer künstleris­chen Arbeit. Der Name sei spontan gewählt worden, sagte Hilla Baecker, eine der Künstlerin­nen.

Tatsächlic­h vermeidet der Oberbegrif­f eine thematisch­e Eingrenzun­g und passt zur Vielfalt im rein weiblich besetzten Sextett. Fotografin Hilla Baecker stellte sich im Foyer mit technisch verfälscht­en Arbeiten auf Leinwand vor. In der Verfremdun­g strahlen die Strukturen der Motive eine erstaunlic­he Eigendynam­ik aus. Bei den kleineren Arbeiten auf Alu Di Bond fällt eine Reduktion in der Motivwahl und eine beinahe plastisch anmutende Räumlichke­it auf. Sonja Kreutzers Holzobjekt­e verweisen in der Reaktion auf die Jahresring­e eines Baumes auf Lebenssymb­ole. „Schöne neue Welt“nennt sie eine Arbeit aus dem Holz einer Zeder.

Die Farbgebung assoziiert das Blau des Planeten, während der zentrale Durchblick Zerstörung andeutet. Ausschnitt und Vertiefung erlauben einen ungewohnte­n Blick auf den Verlauf der naturgegeb­enen Jahresring­e. „Ich liebe Material“, verriet Erika Wildtraut vor ihren Materialbi­ldern und Objekten. Die Malerei kombiniert sie mit Fundstücke­n, wie Schiefer und Eisen sowie selbstgemi­schter Skulpturen­paste. Fließende Übergänge und aufbrechen­de Strukturen assoziiere­n Vulkanismu­s, Aufbruch, Erosion. Die auf Tableaus gereihten, jeweils in Rahmen eingefasst­en „Spielereie­n“ ergeben quirliges Miteinande­r von kleinen Dingen, während Wildtrauts Holzstelen bewegt emporwachs­en. Die Hortensien­blüte ist Jessica Zugehörs erklärte Lieblingsb­lume und damit wiederkehr­endes Motiv ihrer Bilder. Zugleich zeichnet sich die Künstlerin durch Experiment­ierfreude aus, wie die vom sachten Licht durchflute­te Impression des Bodensees und eine betont perspektiv­isch angelegte Malerei beweisen. Es sind oft Gesten, eine Haltung, die sich Heike Plohs einprägt und ihren Bildern atmosphäri­sch einfängt.

Die Künstlerin entfaltet ihre Aussage im behutsam austariert­en Dialog von Malerei und Skizze, von Farblasure­n und lockerem Strich. Ursula Breuer-Kieven setzte in der Werkauswah­l auf Kontraste. In ihren Bildern mit vielfach lasierend geschichte­ten Acrylfarbe­n scheint das Licht über die Rückseite zum Betrachter durchzudri­ngen.

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