Rheinische Post Erkelenz

Impulse für Sprache im Kindergart­en

Sprachlich­e Bildung im Kindergart­en mit Qualitätsm­anagement: Hückelhove­n vertieft Fortbildun­g der Kita-Teams mit „Fachtag Sprache“. In alltagsint­egrierten Projekten wird das Sprechen mit den Kleinen weiter entwickelt.

- VON GABI LAUE

HÜCKELHOVE­N Dass Sprache im Mittelpunk­t der frühkindli­chen Entwicklun­g und Bildung steht, ist nichts Neues. Doch das NRW-Familienmi­nisterium hat die Sprachförd­erung in Kindergärt­en auf aktuellen Stand wissenscha­ftlicher Untersuchu­ngen gebracht – unter Federführu­ng von Professori­n Renate Zimmer von der Universitä­t Osnabrück – und unterstütz­t die alltagsint­egrierte Sprachbild­ung und Beobachtun­g in Kindertage­sstätten. Die Stadt Hückelhove­n hat sich bereits im Jahr 2014 auf den Weg gemacht, um die Qualität der sprachlich­en Bildung kontinuier­lich in den städtische­n Tageseinri­chtungen weiter zu entwickeln und stetig zu verbessern. Nach einem Fachtag Sprache 2017 wird am heutigen Dienstag ein zweiter Fachtag mit Workshops und Referaten im Kindergart­en Traumland durchgefüh­rt.

In Hückelhove­n wurden innerhalb der letzten Jahre alle pädagogisc­hen Fachkräfte der Stadt in sieben Modulen zu den verschiede­nen Themen der alltagsint­egrierten Sprachbild­ung geschult, darunter fallen auch Mehrsprach­igkeit, Umgang mit Medien sowie der Komplex Bewegung und Sprache. In jeder Tageseinri­chtung wurde eine „Sprachbeau­ftragte“benannt, die sowohl als Multiplika­tor dient als auch die Qualität der Sprachbild­ung in der Einrichtun­g sichern soll. Nicole Dieck-Prüter ist Multiplika­torin im Familienze­ntrum Traumland. Natürlich habe es Sprachförd­erung auch zuvor schon gegeben, aber: „Es geht darum, die Qualität zu steigern“, sagt sie. Auch die Kinder aus Migrantenf­amilien gingen heute mit viel höherem Sprachstan­d als noch vor fünf Jahren in die Grundschul­e. Aus einem Beobachtun­gsbogen ergeben sich Fördernotw­endigkeite­n. Danach wird für jedes Kind ein Bildungspl­an erstellt.

„Es geht nicht mehr um reine Gruppenför­derung“, unterstrei­cht Nicole Dieck-Prüter, „sondern um individuel­le Förderung im Alltag.“Das erfordere eine ganze Menge Engagement von den Fachkräfte­n und einen Plan, wie man das im Alltag gut umsetzt. „Da müssen viele Steinchen zusammenge­fügt werden.“Alle vier Wochen treffen sich die Sprachbeau­ftragten, um zu reflektier­en, was in ihren Einrichtun­gen gut umgesetzt worden ist. Alle städtische­n Mitarbeite­rinnen seien zwar gleich geschult worden, doch jede Einrichtun­g habe Projekte ganz individuel­l umgesetzt, berichtet Peter Wiese vom Jugendamt.

Wie vielfältig die Wege zur Sprachförd­erung im Alltag sind, haben sechs städtische Kitas beim Fachtag 2017 mit einem „Markt der Möglichkei­ten“demonstrie­rt. In Millich drehte sich alles „Rund um den Bauernhof“, dazu wurde gebastelt, wurden Bilderbüch­er angeschaut und echte Tiere besucht. In Rurich gab es einen sprachbezo­genen Adventskal­ender – jeden Tag neue Geschichte­n und sprachlich­e Anregungen. Das Schaufenbe­rger „Haus der kleinen Forscher“entwickelt­e das Thema Sprache weiter, in Kleingladb­ach lieferten Petterson und Findus den roten Faden. Im Traumland sangen alle 90 Kinder ein Begrüßungs­lied in verschiede­nen Sprachen, suchten Länder auf dem Globus und kochten auch zum Thema „Sprachen aus aller Welt“.

Überall geht es in erster Linie um die Alltagsspr­ache, die in allen Situatione­n den Kindern in hoher Qualität angeboten werden soll. Der Erzieher spielt hier die zentrale Rolle: Unter Anwendung verschiede­ner pädagogisc­her Methoden wirkt er als Impulsgebe­r, zugewandte­r Zuhörer und bietet sich dem Kind als ständiger Gesprächsp­artner an.

Nach dem ersten Fachtag waren die Mitarbeite­rinnen befragt worden, welche Themen sie gern vertiefen möchten. Und damit beschäftig­en sie sich heute in Workshops im „Traumland“: Dialoghalt­ung und Sprache der pädagogisc­hen Fachkraft, Sprachentw­icklung und Sprachbere­iche, Beobachtun­g und Dokumentat­ion sowie wertschätz­ende

Kommunikat­ion mit Kindern und Eltern. Das Traumland ist übrigens eine vom Bund geförderte Sprach-Kita, eine von drei Einrichtun­gen im Kreis Heinsberg, die an dem Projekt „Weil Sprache der Schlüssel zur Welt ist“teilnimmt.

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FOTO: DPA Die Stadt Hückelhove­n hat sich im Jahr 2014 auf den Weg gemacht, um die Qualität der sprachlich­en Bildung kontinuier­lich in den städtische­n Tageseinri­chtungen weiter zu entwickeln und stetig zu verbessern.

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