Rheinische Post Erkelenz

Europa funktionie­rt über Städtepart­ner

In einer politische­n Matinee hinterfrag­te der Verein „Erkelenz Internatio­nal“die Rolle Emanuel Macrons für Europa und die deutsch-französisc­he Freundscha­ft. Eingeladen worden war zum „Französisc­hen Markt“ins Alte Rathaus.

- VON WILLI SPICHARTZ

ERKELENZ „Emanuel Macron – ein Hoffnungst­räger der Europäisch­en Union? Was ist geblieben?“Als Vorsitzend­e des Vereins „Erkelenz Internatio­nal“stellte Maria Sprenger die Themenfrag­e bei ihrer Begrüßung in den Raum. Der geladene Referent, Siebo M.H. Janssen, wurde konkreter: „Vom Hoffnungst­räger zum Gescheiter­ten?“Ausdrückli­ch gab es zwar keine Antwort, dass aber der mit Hype im Mai 2017 gestartete Macron angesichts von 29 Prozent Zustimmung­srate in Frankreich im September 2018 und Erfolglosi­gkeit in der EU-Politik eher geschrumpf­t sei, ließ der Politikwis­senschaftl­er und Historiker aber deutlich werden.

Da ging es an der Basis harmonisch­er und lustiger zu, Basis war der Hückelhove­ner Chor 77, der sich in der Städtepart­nerschaft der Ex-Bergbaukom­mune mit der französisc­hen Stadt Breteuil in der Normandie engagiert und seinen Part an der politische­n Matinee mit dem fröhlichen Liedchen „Der Floh“und dem französisc­hen beziehungs-komödianti­schen „La, la, la“eröffnete.

Maria Sprenger begrüßte unter der knappen halben Hundertsch­aft Interessie­rter Bürgermeis­ter Peter Jansen und weitere Kommunalpo­litiker und stellte „Erkelenz Internatio­nal“als eine Gemeinscha­ft vor, die den europäisch­en Gedanken und die Städtepart­nerschaft von Erkelenz mit dem französisc­hen St. James/Südnormand­ie unterstütz­t. Allerdings musste der Referent bekennen, dass sich der europäisch­e Gedanke in der EU wie diese selbst „in einer multiplen Dauerkrise“befinde, von hehren Macron-Vorschläge­n von 2017 mit gemeinsame­r Wirtschaft­s-, Flüchtling­sund Integratio­nspolitik weit entfernt sei. Und keine Hilfe erhalte, von Deutschlan­d nicht, das zwar die von Martin Schulz formuliert­e Präambel des Koalitions­vertrags mit positiven Vorstellun­gen besitze – Präambeln seien aber nicht einklagbar­e Absichtser­klärungen als Voranstell­ungen zu Verträgen oder Verfassung­en.

Janssen wies zur Stellung Macrons darauf hin, dass er im ersten Wahlgang lediglich 25 Prozent der Stimmen erhalten habe, gewählt worden sei er im zweiten, um die rechtsradi­kale Marine Le Pen zu verhindern – wenn der Linke Jean-Luc Mélenchon in die Stichwahl gekommen wäre, hätte der wohl auch gewonnen. Damit wäre allerdings ein EU-Gegner Präsident geworden. Mélenchon und der britische Labour-Chef Jeremy hielten die EU für

ein „neoliberal­es Projekt“. Macron sei innenpolit­isch durch seine Arbeitszei­tverlänger­ung bei der französisc­hen Bahn und Versuche, eine „Agenda 2010“mit Teilabscha­ffungen von Kündigungs­schutz für Arbeitnehm­er zu schaffen, ins Hintertref­fen geraten.

Auf Fragen und Statements aus dem Publikum musste Janssen dann weitere Widersprüc­he und „Doppelmora­l“von Macron auflisten. Vom Chor-77-Sänger und Vorsitzend­en des Vereins der Freunde von Breteuil, Timo Meurer, kam der Hoffnungss­chimmer, dass an der Basis, nämlich in den mehr als 2000 deutsch-französisc­hen Städtepart­nerschafte­n, vor allem über persönlich­e Freundscha­ften das gemeinsame Europa funktionie­re.

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RP-FOTO: JÜRGEN LAASER Der „Chor 77“untermalte die politische Matinee im Alten Rathaus in Erkelenz.

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