Doppelte Premiere unter der Kanzel
Barocke Musik für Flöte und Orgel standen bei „Musik unter der Kanzel“im Zentrum und wurden um Texte zur Bibel ergänzt.
LÖVENICH Für Friederike Lambrich war die „Musik unter der Kanzel“in der Hofkirche in Lövenich eine Premiere nach ihrem Amtsantritt, wie die Pfarrerin der Evangelischen Kirchengemeinde Lövenich-Baal vor dem besinnlichen Konzert bei der Begrüßung der Besucher bekannte. Dagegen ist Annette Wagner, Kantorin der Evangelischen Kirchengemeinde Erkelenz, schon seit Beginn der Reihe vor drei Jahren dabei. Allerdings gab es auch für sie eine Premiere: Zum ersten Mal musizierte sie auf einer Flöte, die sie zum Geburtstag geschenkt bekommen hatte, statt wie gewohnt an der Orgel. Den Orgelpart übernahm dieses Mal ihr Ehemann Matthias Wagner.
Er war es auch, der die einleitenden Erläuterungen zum Konzert lieferte, das der Flöten- und Orgelmusik des Barock gewidmet war: Die Musik war im 17. und 18. Jahrhundert ein Privileg der „feinen Häuser“. Dort gab es Orgeln, auf denen die Stücke gespielt wurden, die von den gängigen Komponisten der damaligen Zeit geschaffen worden waren und bei denen neben der Orgel die Flöte als Instrument der Hausmusik häufig eingesetzt wurde.
Bei dieser „Musik unter der Kanzel“blieb es nicht bei der Musik. Friederike Lambrich steuerte zwischen den Stücken zwei Texte von Susanne Niemeyer ein, die sich in zeitgenössischer Form mit Texten aus der Bibel beschäftigten. „Die Texte passen gut zur Musik“, meinte die Pfarrerin. Man sitze zu Hause in großer Runde, lausche der Musik und höre den Geschichten aus der Bibel zu. Für viele sei die Hofkirche auch so etwas wie ein Zuhause und ein Wohnzimmer.
Den Auftakt bestritten die Eheleute Wagner mit der Sonate a-Moll von Jean Baptiste Loiellet (1688 bis 1720), die besinnliche, aber auch beschwingte Momente aufwies. Das Leben im Paradies und die Freiheit, das Paradies zu verlassen, hatte Niemeyer in ihrem Text „Die Freiheit kosten“thematisiert. Die Orgelchoräle aus der Neumeister-Sammlung von Johann Sebastian Bach (1685 bis 1750), die Wagner anschließend spielte, versetzen die Zuhörer in eine wohlige Stimmung, aus der sie nicht mehr auftauchten wollten. Sie hatten in sich eine innere Ruhe und Heimat gefunden, an der es den Personen in der zweiten Geschichte von Niemeyer mangelte. Diese haben in „Heimat finden“Wichtigeres zu tun, als einer Einladung zu einer Feier nachzukommen, und erkennen erst spät, dass das Leben eine Feier sein sollte und es dadurch zum Himmel auf Erden für alle werden kann.
Mit einer Sonate in C-Dur von Georg Friedrich Händel (1685 bis
1759) beendeten Annette und Matthias Wagner die „Musik unter der Kanzel“. Als Dank der Kirchengemeinde hatte Friederike Lambrich für die Eheleute eine kleines Präsent zur Hand: Essig und Öl, „weil Essig und Öl zusammengehören wie Flöte und Orgel“.