Erkelenzerin vor Länderspiel-Debüt
Aufregende Tage erlebt Torhüterin Jil Frehse: Die 14-Jährige weilt gerade beim Lehrgang der U 15-Nationalmannschaft in Sonthofen.
ERKELENZ Jil Frehse macht aus ihrem Herzen keine Mördergrube: „Ja, ich bin sehr aufgeregt“, bekennt die 14-Jährige. Kein Wunder, denn vor einem Länderspieldebüt steht man nicht alle Tage. Genau das winkt der Erkelenzerin entweder schon morgen oder am Freitag bei den beiden Länderspielen der deutschen U 15-Juniorinnen gegen die Schweiz. Denn von ursprünglich 400 Mädchen, die aus allen 21 Landesverbänden des DFB am Länderpokal in Duisburg teilgenommen hatten und dort natürlich auch von Trainerin Bettina Wiegmann gesichtet worden waren, sind nach weiteren Sichtungslehrgängen in Kaiserau, Hennef und im Saarland exakt 18 übrig geblieben – eine davon eben Jil Frehse.
Für Oliver Keuter kommt das keineswegs überraschend. „Die Torhüterqualitäten sind Jil einfach angeboren. Sie ist sehr reaktionsschnell, hat ein super Stellungsspiel – und ganz wichtig: Sie hat keine Angst“, sagt der Trainer der Bezirksliga-C-Junioren des SC 09 Erkelenz, deren Tor die 14-Jährige hütet. Keuter muss es wissen, kennt er Jil doch schon sehr lange. „Wir sind Nachbarn, mein Sohn Jonas spielt im selben Team wie Jil. Schon als sie noch ein kleines Kind war, habe ich mit ihr in der Garage gekickt, habe an ihrer Technik gearbeitet.“Doch nicht nur da. „Auf unserer Straße haben wir oft mit einem Softball gespielt, und da hat sich Jil auch stets auf den Asphalt hingeschmissen. Die kennt wirklich keine Angst.“
Weil das so ist, hat sich Jil eben auch bei den Jungs durchgesetzt. Keuter, ein Kenner gerade der U 15-Szene im Fußballkreis Heinsberg, geht sogar sehr weit: „Im ganzen Kreis ist Jil der beste Keeper des Jahrgangs 2004 – sowohl bei den Mädchen als auch bei den Jungs. Kein Torhüter kann auch so gut mitspielen wie Jil.“Zur Untermauerung nennt Keuter ein Spiel der Niederrhein-Auswahl: „Da hat Jil im Feld gespielt, zum 4:1-Sieg zwei Tore und zwei Vorlagen beigesteuert.“
Ihr Talent sprach sich dann auch schnell rum. „Vor drei Jahren hat uns Borussia Mönchengladbach angesprochen, gefragt, ob Jil sich einen Wechsel vorstellen könnte“, erzählt ihr Vater André Frehse. Jil konnte. Der Wechsel fiel ihr auch deswegen nicht schwer, weil sie seitdem per Zweitspielrecht weiterhin auch für ihren Heimatverein SC 09 spielen kann. „Die Fußballverbände befürworten dies eindeutig, wünschen nämlich, dass die Mädels möglichst lange auch bei Jungs mitspielen – natürlich leistungsgerecht und jahrgangsbedingt“, erläutert Keuter. In der Kombination sei dann eine optimale Förderung gewährleistet. Das könne in Jills Fall noch zwei weitere Jahre so praktiziert werden: „Das Zweitspielrecht gilt nämlich bis einschließlich des älteren B-Jugend-Jahrgangs.“
Für Jil sieht eine ganz normale Fußballwoche konkret daher so aus: Montags steht stets spezielles Torwarttraining in der Sportschule Wedau in Duisburg an, dienstags und donnerstags Training bei Borussia und mittwochs und freitags die Übungseinheiten beim SC 09 – praktisch jeden Tag in der Woche steht Jil so auf dem Fußballplatz.
Dazu kommen am Wochenende im besten Fall zwei Meisterschaftsspiele: eines für Gladbach, eines für Erkelenz. „Bei den Spielen gibt es häufig Überschneidungen, und dann geht Borussia vor“, sagt André Frehse, der den Großteil des Chauffeurdienstes
übernimmt. „Aber da macht auch die ganze Familie mit, werden auch Oma und Opa, Tante und Onkel eingespannt. Wenn wir alle nicht so dahinter stehen würden, würde das auch nicht klappen“, bekräftigt das Familienoberhaupt. Erfahrungsgemäß legt der DFB während Lehrgängen von Junioren-Auswahlteams auch großen Wert auf schulischen Unterricht, hat dafür spezielle Lehrer eingestellt. Das ist nun auch bei Jil so. „Wir haben in Bayern täglich zweimal 90 Minuten Unterricht in den Hauptfächern“, berichtet die Schülerin des Cusanus-Gymnasiums. Der DFB habe sich über die Schulleitung bei Jils Fachlehrern auch nach konkreten Lernstoffen erkundigt, ergänzt Vater André Frehse. Sogar eine Klassenarbeit in Deutsch schreibt Jil vor Ort – natürlich unter Aufsicht.