Ex-Audi-Chef kommt frei
Rupert Stadler wird gegen Kaution und Auflagen aus der Untersuchungshaft entlassen.
INGOLSTADT/WOLFSBURG (dpa/rtr) Der frühere Audi-Chef Rupert Stadler wird aus der Untersuchungshaft entlassen. Das Oberlandesgericht München teilte am Dienstag mit, der Haftbefehl vom Juni sei gegen Auflagen außer Kraft gesetzt. Der Manager war wegen Betrugsverdachts und Verdunkelungsgefahr im Zusammenhang mit dem Abgas-Skandal verhaftet worden. Gegen ihn und weitere Beschuldigte wird wegen des Verdachts des illegalen Verkaufs von Fahrzeugen mit gefälschten Abgaswerten ermittelt. 800 Millionen Euro muss der Hersteller aus Ingolstadt für Verfehlungen im Abgas-Skandal zahlen.
VW hatte Anfang Oktober die Trennung von Stadler bekanntgegeben und erklärt, dieser Schritt sei einvernehmlich. Die entsprechende Vereinbarung sei unterzeichnet worden. Das Angebot habe schon länger vorgelegen, allerdings habe der Aufsichtsrat dieses ausführlich rechtlich prüfen lassen. Mit der Vereinbarung seien theoretische Zahlungsansprüche Stadlers in zweistelliger Millionenhöhe ausgeschlossen worden, hieß es aus VW-Kreisen. Er bekomme als Sofortzahlung deutlich weniger als eine Million Euro. Der Rest zur Abwicklung künftiger Ansprüche für die verbleibende Laufzeit der Dienstverträge werde erst ausgezahlt, wenn die Strafverfahren in Deutschland ohne Verurteilung beendet seien. Bei Audi soll es nach Erkenntnissen der Ermittler Manipulationen an der Abgas-Software von Dieselautos gegeben haben. Von dort gingen auch Dieselmotoren an weitere VW-Marken wie Porsche.
Der im September 2015 bekannt gewordene Abgas-Skandal hatte Volkswagen schwer erschüttert und die Dieselkrise mit ausgelöst. Die Folgen sind auch in der Rechnung für das dritte Quartal 2018 erkennbar. Der weltgrößte Autobauer musste im dritten Quartal einen Gewinnrückgang um fast ein Fünftel verbuchen. Aber die Wolfsburger verdienten immer noch mehr als erwartet und mussten zudem ihre Jahresziele nicht eindampfen, anders als die Rivalen Daimler und BMW sowie große Zulieferer wie Continental und Schaeffler. Die Anleger reagierten erleichtert. Die VW-Aktie stieg am Dienstag um bis 5,1 Prozent und steuerte damit auf den größten Tagesgewinn seit zweieinhalb Jahren zu. Im dritten Quartal schrumpfte der Betriebsgewinn vor Sondereinflüssen wegen der Kosten bei der Einführung des europäischen Abgasmessverfahrens WLTP um 18,6 Prozent auf 3,5 Milliarden Euro. Analysten hatten mit einem noch geringeren Betriebsgewinn gerechnet. Der Umsatz erhöhte sich leicht auf rund 55 Milliarden Euro und lag damit ebenfalls über den Erwartungen.
Volkswagen war mit der Umstellung auf WLTP nicht hinterhergekommen und hatte deshalb im September einen schmerzhaften Verkaufsrückgang verbucht. Bis zum Jahresende soll das aber wieder wettgemacht werden. Die Nettoliquidität schrumpfte per Ende September um fast drei Prozent auf rund 25 Milliarden Euro. Die Kosten für Strafen, Vergleiche und Bußgelder sowie Rückstellungen für Anwaltskosten im Zusammenhang mit „Dieselgate“türmen sich inzwischen auf mehr als 28 Milliarden Euro.