Borussia tritt gegen Pokal-Heimfluch an
Dreimal in Folge schied Gladbach zuletzt nach einem Heimspiel im DFB-Pokal aus, insgesamt ist die Bilanz im BorussiaPark negativ. Soll es etwas werden mit der Chance auf eine Reise nach Berlin, muss das Team diese Serie durchbrechen.
Michael Frontzeck benötigte nicht viele Worte, um seiner Enttäuschung Ausdruck zu verleihen. „Das ist ein ganz bitterer Abend”, sagte Borussias Trainer nach dem 0:1 seiner Mannschaft gegen den MSV Duisburg in der zweiten Pokal-Hauptrunde 2009/10. Über fünf Jahre hatten Max Eberl Sportdirektor Borussia
die Gladbacher auf dieses Spiel warten müssen, eine Pokalpartie im heimischen, 2004 eröffneten Borussia-Park. Und die Aufgabe gegen den Zweitligisten Duisburg ließ sie hoffen, erstmals nach sechs Jahren wieder die dritte Runde zu erreichen. Aber dann das: Ausgerechnet der ehemalige U23-Spieler der Borussen, Kristoffer Andersen, besiegelte in der Nachspielzeit mit einem Schlenzer in den Winkel das Aus für den Gastgeber. „Wir haben das Gegentor zu einem Zeitpunkt kassiert, wo du dich nicht mehr wehren kannst”, sagte Frontzeck.
Dieses „sich wehren” wird jetzt, neun Jahre nach der bitteren Premiere, wieder vonnöten sein, wenn Borussia heute Abend in der zweiten Pokalrunde Bayer Leverkusen empfängt (Anstoß: 20.45 Uhr). Denn Gladbach tritt dann nicht nur gegen ein Leverkusen an, das nach dem 6:2-Erfolg in Bremen neues Selbstvertrauen geschöpft haben dürfte, sondern auch gegen den eigenen Heimfluch im Pokal. Denn nationaler Cup-Wettbewerb und Borussia-Park: Das ist bislang keine Erfolgsgeschichte. Das 0:1 gegen den MSV Duisburg vor neun Jahren war kein Ausrutscher, es stand vielmehr am Anfang mehrerer Pokal-Enttäuschungen.
Acht Pokalpartien hat Gladbach im Borussia-Park absolviert, fünfmal war es die Endstation. Zum Vergleich: Von 1965 bis 2004 schied Borussia am Bökelberg nur insgesamt siebenmal aus. Nur zwei Pokalspiele seit dem Stadion-Umzug konnte Gladbach gewinnen – 2011 gab es ein 3:1 im Achtelfinale gegen Schalke 04 und 2016 in der zweiten Runde ein 2:0 gegen den VfB Stuttgart. Dazu kam es einmal im Elfmeterschießen weiter, in der zweiten Runde 2010 gegen Bayer Leverkusen – jener Gegner, der nun erneut in Gladbach zu Gast ist und der Borussia schon in der vergangenen Saison das Pokal-Aus im eigenen Stadion bescherte. Am 20. Dezember 2017 siegte Leverkusen im Achtelfinale 1:0.
Diese Niederlage vor gut zehn Monaten war für die Gladbacher das dritte Heim-Aus in Folge. Sie verloren im Dezember 2015, ebenfalls im Achtelfinale, 3:4 gegen Werder Bremen. Und in der Saison 2016/17 schieden sie im Halbfinale gegen Eintracht Frankfurt im Elfmeterschießen aus. Gerade der K.o. gegen die Eintracht schmerzte, denn Berlin und die Chance auf einen Titel waren bereits ganz nah. Zudem hatte Borussia schon einmal ein Halbfinale im eigenen Stadion nach Elfmeterschießen verloren – im Frühjahr 2012 gab es ein 2:4 vom Punkt gegen die Bayern.
Damit hat Gladbach, nachdem es in der Borussia-Park-Ära zunächst vor allem Lospech hatte und kein Heimspiel zugelost bekam, in den vergangenen Jahren so manche Chance liegenlassen. Denn dass die Chance auf Berlin größer ist, wenn man möglichst häufig daheim spielen darf, zeigt ein Blick in die Historie. Sowohl beim Finaleinzug 1992 als auch beim letzten Titelgewinn 1995 hatte Borussia jeweils vom Achtel- bis zum Halbfinale Heimrecht. Und als es 2001 sowie 2004 nochmals für das Halbfinale reichte, spielte Gladbach zuvor zwei- bzw. dreimal zu Hause.
Sportdirektor Max Eberl wurde am Dienstag einmal mehr darauf angesprochen, dass er gesagt hat, er würde gern mal mit Borussia „etwas Blechernes in Händen halten“. Dazu ist der Pokal der kürzeste Weg. Spiele unter Flutlicht seien immer etwas Besonderes, im vergangenen Jahr sei man zu Unrecht gegen Leverkusen ausgeschieden, ließ er wissen und ergänzte: „Ich bekomme öfter die Frage gestellt: Was fehlt jetzt noch? Die Antwort ist: ein Titel.“
Wenn es damit also in naher Zukunft mal wieder etwas werden soll, sollte Borussia ihren Heimfluch im Pokal durchbrechen – und sich ein Beispiel an ihrer Auswärtsbilanz nehmen. Acht Pokalspiele auf des Gegners Platz hat Gladbach zuletzt in Folge gewonnen. Lässt man zudem Niederlagen im Elfmeterschießen einmal außen vor, ist es gar seit 13 Partien und mittlerweile sechs Jahren im Pokal auswärts unbesiegt. Und darunter fallen nicht nur die Pflichtausgaben gegen unterklassige Mannschaften in der ersten Runde, sondern auch Erfolge bei den Erstligisten Eintracht Frankfurt (2014/2:1), FC Schalke 04 (2016/2:0) oder Hamburger SV (2017/2:1). Jetzt ist es für Borussia an der Zeit, auch daheim mal wieder ein Pokal-Highlight zu setzen – ohne bitteres Finale.
Nach der 1:3-Niederlage in der Bundesliga beim SC Freiburg sagte Jonas Hofmann „Wir werden jetzt nicht alles schlecht reden – im Gegenteil. Jetzt heißt es: Kopf hoch und in die dritte Pokalrunde einziehen.“Borussias Mittelfeldmann wandte im Breisgau also schon den Blick nach vorne auf die Heimpartie am Mittwoch (20.45 Uhr) gegen Bayer 04 Leverkusen.
Dieses Duell hatte es an gleicher Stelle bereits zum Ligastart gegeben, die Gladbacher gewannen da 2:0, unter anderem durch einen verwandelten Elfmeter von Hofmann. Den ersten Strafstoß in der Partie hatte nach 38 Minuten Thorgan Hazard für die Gastgeber noch verschossen, dann übernahm Hofmann den zweiten Versuch. Fabian Johnson stellte später den Endstand her, der für Bayer 04 den Beginn einer schwierigen und für Borussia den einer guten Saison einläutete. Hofmann mochte daraus indes keine Favoritenstellung für sein Team ableiten: „Das würde ich so nicht sagen. Wir wissen alle, was Leverkusen für eine Qualität im Kader hat“, sagte der 26-Jährige. Diese Einschätzung bestätigte die Werkself am Sonntag mit dem furiosen 6:2-Sieg bei Werder Bremen, den man den kriselnden Leverkusenern in dieser Form nicht so zugetraut hatte. „Vielleicht ist es aber auch so in solch einer Phase, in der sie jetzt waren, dass es extrem schwierig ist, sie zu berechnen“, meinte Hofmann. Er ergänzte: „Klar haben wir sie in dieser Saison zu Hause schon geschlagen, aber das soll nichts heißen. Es wird ein schweres, schweres Spiel, in dem uns nichts geschenkt werden wird. Wir müssen uns alles hart erarbeiten.“
„Die Frage bekomme ich öfter gestellt: Was fehlt jetzt noch. Die Antwort ist: ein Titel.“