Masterplan mit Spannung
2025 könnte es knapp 10.000 Elektrofahrzeuge in Mönchengladbach geben. Diese Prognose wagt der jüngst vom Rat verabschiedete Masterplan Elektromobilität. Der Plan beschreibt, was bis dahin alles getan werden muss.
Nano klingt sehr modern. Insofern darf man mit Fug und Recht behaupten: Elektrofahrzeuge in Mönchengladbach sind nano. Denn sie sind heute schlicht nicht zu sehen. Von rund 135.000 gemeldeten Fahrzeugen in Mönchengladbach sind zum Stichtag 1. Januar 2018 gerade einmal 86 ausschließlich von einem Elektromotor angetrieben. Das ist ausbaufähig, und wird auch deutlich mehr werden. Davon jedenfalls gehen die Autoren des Masterplans Elektromobilität aus, den der Rat jüngst beschlossen hat. Knapp 10.000 E-Fahrzeuge könnten es im Jahr 2025 in Mönchengladbach sein. Natürlich kann man nicht per Ratsbeschluss verfügen, dass mehr Autofahrer in der Stadt den Diesel gegen das E-Fahrzeug eintauschen. Aber man kann die Voraussetzungen dafür schaffen, und die hat der Plan analysiert und aufgeschrieben. Und wie Autor Volker Gillessen vom Planungsbüro EcoLibro bei einer Veranstaltung im Blauhaus sagte: „„Deutschland ist Entwicklungsland, was den Elektroantrieb und die damit verbundene Ladeinfrastruktur angeht. Und Mönchengladbach steht in Deutschland auch nicht in der ersten Reihe.“Soll aber besser werden mit einem Maßnahmenbündel, das der sogenannten Green City Masterplan Elektromobilität vorgibt. Dazu gehören...
...Ladeinfrastruktur: Wer nicht tanken kann, kann nicht Auto fahren. Deshalb ist das Wichtigste, in den kommenden Jahren genügend Ladesäulen im Stadtgebiet aufzubauen. Die meisten können Strom zwar privat, beim Arbeitgeber oder halböffentlich (Parkhäuser) tanken, aber ohne öffentliche Ladesäulen geht es nicht. Deshalb müssten 2020 96 öffentliche Ladesäulen in der Stadt stehen, und 2025 413 solcher Ladepunkte. Man muss sich vor Augen führen, was das für ein immenser Aufwand ist: Bisher haben NEW und andere Betreiber 20 Ladepunkte und vier Schnellladepunkte errichtet, vier Ladesäulen sind im Bau. Bis 2019 plane die NEW die Installation von 42 weiteren Ladepunkten. Dies sei immerhin eine gute Grundlage für die Startphase der nächsten vier bis fünf Jahre, so die Autoren des Masterplans. Künftig soll eine zentrale Koordinierungsstelle den Aufbau der Ladeinfrastruktur begleiten.
...Linienbusse Die NEW schafft derzeit vier Linienbusse mit Elektroantrieb an, die vermutlich ab Sommer 2019 die Linie 033 bedienen werden. Das spart pro Jahr rund 1500 Kilogramm Stickoxid ein. Innerhalb der nächsten drei bis fünf Jahre könnten laut Masterplan bis zu ein Viertel der Busse durch Batteriebusse ersetzt werden, was somit acht elektrifizierten Linien entspräche. 50 E-Busse würden demnach jährlich 12.200 Kilogramm Stickoxid-Emissionen einsparen. Sollten alle 220 Busse nur noch mit Elektroantrieb fahren, bedeute dies rund 25.000 Kilogramm weniger Stickoxide als heute.
...Müllabfuhr: Auch die Dieselfahrzeuge der Mags sorgen für Belastung in der Luft, der Plan stellt dort große Potenziale fest. Während es aber für normale Pkw inzwischen viele E-Fahrzeuge gibt, gilt das nicht für Lastwagen. Deshalb beteiligt sich die Mags derzeit am Forschungsprojekt Flottenwende, das das Wuppertal-Institut zusammen mit der StreetScooter AG (einer Tochter der Deutschen Post) und weiteren Partnern durchführt. Dabei sollen leichte elektrische Nutzfahrzeuge und Ladeinfrastruktur für den Einsatz in kommunalen Flotten entwickelt werden, also auch für die Müllabfuhr und ähnliche Fahrzeuge. Drei Jahre sind dafür angelegt, vorher wird kaum etwas passieren.
Weniger Verkehr Auf zwei vielbefahrenen Straßen schlägt der E-Mobilitätsplan eine sogenannte „Pförtnerung des Verkehrs“vor. Das heißt, dass der Verkehrsfluss durch Ampeln gesteuert wird. Bei erhöhter Schadstoffbelastung sind etwa Rotphasen länger. Solche Ampeln schlägt der Plan für die Kreuzungen Aachener Straße/Bahnstraße sowie Aachener Straße/
Monschauer Straße vor. Ähnliche Pförtner-Lösungen schlägt der Plan für die Kreuzungen Bismarckstraße/Hohenzollernstraße/Kaldenkirchener Straße sowie den Bismarckplatz vor, um den Hotspot Bismarckstraße zu entlasten - obwohl dort bisher keine zu hohe Belastung mit Stickoxiden in der Luft bekannt ist.
Was noch?
Weitere Maßnahmen: Im Plan sind weitere konkrete Vorschläge zur urbanen Logistik, Förderung von Lastenfahrrädern, Sharing-Systemen und der Elektrifizierung des Radverkehrs aufgeführt.
Was bringt das alles?
Sauberere Luft in Mönchengladbach. Insgesamt könnten Im Jahr 2020 mit allen Maßnahmen zusammen 20,5 Tonnen Stickoxide eingespart werden im Vergleich zu 2015. Und 2025 könnten es 85 Tonnen Einsparungen pro Jahr sein. Je weniger Diesel fahren, umso unwahrscheinlicher sind Diesel-Fahrverbote in Mönchengladbach.