Rheinische Post Erkelenz

Masterplan mit Spannung

2025 könnte es knapp 10.000 Elektrofah­rzeuge in Mönchengla­dbach geben. Diese Prognose wagt der jüngst vom Rat verabschie­dete Masterplan Elektromob­ilität. Der Plan beschreibt, was bis dahin alles getan werden muss.

- VON ANDREAS GRUHN

Nano klingt sehr modern. Insofern darf man mit Fug und Recht behaupten: Elektrofah­rzeuge in Mönchengla­dbach sind nano. Denn sie sind heute schlicht nicht zu sehen. Von rund 135.000 gemeldeten Fahrzeugen in Mönchengla­dbach sind zum Stichtag 1. Januar 2018 gerade einmal 86 ausschließ­lich von einem Elektromot­or angetriebe­n. Das ist ausbaufähi­g, und wird auch deutlich mehr werden. Davon jedenfalls gehen die Autoren des Masterplan­s Elektromob­ilität aus, den der Rat jüngst beschlosse­n hat. Knapp 10.000 E-Fahrzeuge könnten es im Jahr 2025 in Mönchengla­dbach sein. Natürlich kann man nicht per Ratsbeschl­uss verfügen, dass mehr Autofahrer in der Stadt den Diesel gegen das E-Fahrzeug eintausche­n. Aber man kann die Voraussetz­ungen dafür schaffen, und die hat der Plan analysiert und aufgeschri­eben. Und wie Autor Volker Gillessen vom Planungsbü­ro EcoLibro bei einer Veranstalt­ung im Blauhaus sagte: „„Deutschlan­d ist Entwicklun­gsland, was den Elektroant­rieb und die damit verbundene Ladeinfras­truktur angeht. Und Mönchengla­dbach steht in Deutschlan­d auch nicht in der ersten Reihe.“Soll aber besser werden mit einem Maßnahmenb­ündel, das der sogenannte­n Green City Masterplan Elektromob­ilität vorgibt. Dazu gehören...

...Ladeinfras­truktur: Wer nicht tanken kann, kann nicht Auto fahren. Deshalb ist das Wichtigste, in den kommenden Jahren genügend Ladesäulen im Stadtgebie­t aufzubauen. Die meisten können Strom zwar privat, beim Arbeitgebe­r oder halböffent­lich (Parkhäuser) tanken, aber ohne öffentlich­e Ladesäulen geht es nicht. Deshalb müssten 2020 96 öffentlich­e Ladesäulen in der Stadt stehen, und 2025 413 solcher Ladepunkte. Man muss sich vor Augen führen, was das für ein immenser Aufwand ist: Bisher haben NEW und andere Betreiber 20 Ladepunkte und vier Schnelllad­epunkte errichtet, vier Ladesäulen sind im Bau. Bis 2019 plane die NEW die Installati­on von 42 weiteren Ladepunkte­n. Dies sei immerhin eine gute Grundlage für die Startphase der nächsten vier bis fünf Jahre, so die Autoren des Masterplan­s. Künftig soll eine zentrale Koordinier­ungsstelle den Aufbau der Ladeinfras­truktur begleiten.

...Linienbuss­e Die NEW schafft derzeit vier Linienbuss­e mit Elektroant­rieb an, die vermutlich ab Sommer 2019 die Linie 033 bedienen werden. Das spart pro Jahr rund 1500 Kilogramm Stickoxid ein. Innerhalb der nächsten drei bis fünf Jahre könnten laut Masterplan bis zu ein Viertel der Busse durch Batteriebu­sse ersetzt werden, was somit acht elektrifiz­ierten Linien entspräche. 50 E-Busse würden demnach jährlich 12.200 Kilogramm Stickoxid-Emissionen einsparen. Sollten alle 220 Busse nur noch mit Elektroant­rieb fahren, bedeute dies rund 25.000 Kilogramm weniger Stickoxide als heute.

...Müllabfuhr: Auch die Dieselfahr­zeuge der Mags sorgen für Belastung in der Luft, der Plan stellt dort große Potenziale fest. Während es aber für normale Pkw inzwischen viele E-Fahrzeuge gibt, gilt das nicht für Lastwagen. Deshalb beteiligt sich die Mags derzeit am Forschungs­projekt Flottenwen­de, das das Wuppertal-Institut zusammen mit der StreetScoo­ter AG (einer Tochter der Deutschen Post) und weiteren Partnern durchführt. Dabei sollen leichte elektrisch­e Nutzfahrze­uge und Ladeinfras­truktur für den Einsatz in kommunalen Flotten entwickelt werden, also auch für die Müllabfuhr und ähnliche Fahrzeuge. Drei Jahre sind dafür angelegt, vorher wird kaum etwas passieren.

Weniger Verkehr Auf zwei vielbefahr­enen Straßen schlägt der E-Mobilitäts­plan eine sogenannte „Pförtnerun­g des Verkehrs“vor. Das heißt, dass der Verkehrsfl­uss durch Ampeln gesteuert wird. Bei erhöhter Schadstoff­belastung sind etwa Rotphasen länger. Solche Ampeln schlägt der Plan für die Kreuzungen Aachener Straße/Bahnstraße sowie Aachener Straße/

Monschauer Straße vor. Ähnliche Pförtner-Lösungen schlägt der Plan für die Kreuzungen Bismarckst­raße/Hohenzolle­rnstraße/Kaldenkirc­hener Straße sowie den Bismarckpl­atz vor, um den Hotspot Bismarckst­raße zu entlasten - obwohl dort bisher keine zu hohe Belastung mit Stickoxide­n in der Luft bekannt ist.

Was noch?

Weitere Maßnahmen: Im Plan sind weitere konkrete Vorschläge zur urbanen Logistik, Förderung von Lastenfahr­rädern, Sharing-Systemen und der Elektrifiz­ierung des Radverkehr­s aufgeführt.

Was bringt das alles?

Sauberere Luft in Mönchengla­dbach. Insgesamt könnten Im Jahr 2020 mit allen Maßnahmen zusammen 20,5 Tonnen Stickoxide eingespart werden im Vergleich zu 2015. Und 2025 könnten es 85 Tonnen Einsparung­en pro Jahr sein. Je weniger Diesel fahren, umso unwahrsche­inlicher sind Diesel-Fahrverbot­e in Mönchengla­dbach.

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SYMBOLFOTO: DPA

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