Rheinische Post Erkelenz

Hohe Einsatzfre­ude und Engagement

Die Bock Metallbear­beitung beschäftig­t vier Flüchtling­e und steuert damit dem Fachkräfte­mangel entgegen.

- VON EVA-MARIA GEEF

„Ich weiß, wie es ist, wenn man nichts hat“, erklärt Mario Bock, Geschäftsf­ührer der Bock Metallbear­beitung GmbH. Er floh vor 25 Jahren aus der ehemaligen DDR nach Westdeutsc­hland, kam bei einer Tante in Mönchengla­dbach unter. Seit elf Jahren ist er als Geschäftsf­ührer des in Neuwerk ansässigen Unternehme­ns tätig, hat 25 Angestellt­e sowie nochmals 20 in einer Tochterfir­ma. Aktuell beschäftig­t er acht Auszubilde­nde. Vier davon sind Flüchtling­e.

Einer von ihnen ist Jokhadar Jokhadar aus Syrien. Der 30-Jährige kam über Umwege nach Deutschlan­d, ist nun seit drei Jahren hier. „Ich habe im Irak eine vierjährig­e Ausbildung als Automechan­iker gemacht, hatte aber keine Chance, dort in dem Beruf zu arbeiten“, sagt er. Er arbeitete unter anderem in der Produktkon­trolle und in der Containerb­au-Fertigung, bevor er kriegsbedi­ngt erneut fliehen musste. Schließlic­h kam er nach Deutschlan­d, wo seine Ausbildung nicht anerkannt wurde. Durch das Jugendförd­erungswerk bekam er einen Kontakt zur Bock Metallbear­beitung GmbH. Aktuell durchläuft er in dem Betrieb eine Einstiegsq­ualifizier­ung, mit dem Ziel, 2019 hier die Ausbildung zum Metallbaue­r Konstrukti­onstechnik zu beginnen. Bei einer Einstiegsq­ualifizier­ung erhalten Interessie­rte die Möglichkei­t, durch den Besuch einer Berufsschu­le und eine parallel praktische Ausbildung ihre Kenntnisse zu vertiefen und so anschließe­nd direkt in eine Ausbildung wechseln zu können. Diese Phase kann zwischen sechs und zwölf Monate dauern.

Jokhadar Jokhadar ist inzwischen seit drei Monaten bei Bock. „Ich lerne seit acht Monaten Deutsch, das ist schwierig“, sagt er und lächelt. „Aber ich fühle, dass ich es schaffen kann.“Davon ist auch Betriebsle­iter Tony Eberle überzeugt: „Das wichtigste ist zu Beginn, die Sprachbarr­ieren zu beseitigen. Wir müssen hier auf Gefahrenqu­ellen im Betrieb hinweisen, da muss einfach schnell klar sein, was wir erklären möchten.“ Alle Lehrlinge werden von Gesellen begleitet, diese kümmern sich darum, dass während der gemeinsame­n Projekte auch das „handwerkli­che“Deutsch vermittelt wird. „Außerdem bieten wir jeden Freitag eine Stunde an, um Defizite zu besprechen und die Wochen nochmal Revue passieren zu lassen.“„Das gilt übrigens für beide Seiten, auch wir hören uns gerne an, was für die andere Seite vielleicht nicht optimal gelaufen ist“, ergänzt Mario Bock.

Er schätzt an den geflüchtet­en Männern besonders die Motivation, die sie an den Tag legen: Das Unternehme­n habe häufig Probleme mit Lehrlingen, die Einsatzfre­ude sei nicht immer so groß, hielte oft nicht alle Lehrjahre stand. Dies sei bei den geflüchtet­en Männern anders. Sein Engagement in dem Bereich wirke zudem dem Fachkräfte­mangel entgegen, den das Unternehme­n verstärkt feststellt. Inzwischen möchten viele der Schulabgän­ger studieren, nur die mit „schlechter­en Zeugnissen ergreifen dann notgedrung­en einen handwerkli­chen Beruf“, sagt Eberle. Trotzdem ist für Mario Bock klar: „Bei uns hat jeder eine Chance und ist im Unternehme­n willkommen.“Seine Erfahrung: Die Flüchtling­e seien häufig sehr höflich und achtsam, daher solle man ihnen eine Chance geben. Und von einem ist er überzeugt: „Mit Jokhadar haben wir einen guten Fang gemacht“, sagt er.

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FOTO: DETLEF ILGNER Geschäftsf­ührer Mario Bock, Geschäftsf­ührerin der Agentur für Arbeit Angela Schoofs, Betriebsle­iter Tony Eberle und Auszubilde­nder Jokhatar Jokhatar

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